WISSEN-NEWS Mehr junge Frauen mit riskantem Alkoholkonsum
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05. Februar 2024, 14:32 Uhr
Im Durchschnitt trinken Frauen weniger Alkohol als Männer, allerdings ändert sich das bei jungen Menschen. Frauen im Alter zwischen 18 und 25 Jahren holen beim Alkoholkonsum in gesundheitsriskanten Mengen auf.
Generell greifen Männer Statistiken zufolge häufiger zur Flasche als Frauen. Sie trinken sich öfter einen Rausch an und konsumieren Alkohol häufiger in riskanten Mengen. Lange Zeit war das die Regel. Nun aber ändert es sich: Junge Frauen haben gleichaltrige Männer beim riskanten Alkoholkonsum eingeholt.
Täglicher Konsum in gesundheitlich riskanter Menge
Der riskante Alkoholkonsum bei Frauen zwischen 18 und 25 Jahren nimmt seit 2015 zu, wie es im Alkoholsurvey aus dem Jahr 2022 heißt, der von der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) herausgegeben wird. Immer mehr junge Frauen trinken demnach jeden Tag Alkohol in einer Menge, die mehr als einem Glas Sekt oder einem kleinen Glas Bier entspricht. Bei einer repräsentativen Umfrage der BZgA im Jahr 2021 gaben 16,4 Prozent der jungen Frauen und 16,9 Prozent der jungen Männer an, in den vergangenen zwölf Monaten Alkohol in gesundheitlich riskanten Mengen getrunken zu haben. Bei Männern entspricht das mehr als zwei Gläsern Sekt oder zwei kleinen Gläsern Bier pro Tag.
Phänomen auch Folge der Emanzipation
"Junge Menschen werden bei uns zum Glück in einer Welt groß, wo jungen Frauen die gleichen Möglichkeiten und auch die gleichen Risiken offenstehen wie jungen Männern", sagt der Präsident der Deutschen Gesellschaft für Suchtforschung und Suchttherapie, Falk Kiefer. Allerdings beinhalte das auch das Konsumverhalten in Sachen Alkohol. Es sei naheliegend, dass sich auch das Trinkverhalten angleicht. Hinzukommen andere Faktoren wie etwa Druck durch die sozialen Medien. "Ich kann mir vorstellen, dass dieser Druck dazu führt, dass man sich Entlastung in Form von Alkohol und Drogen verschafft und im Rausch gerne vergessen möchte, dass man geghostet oder gemobbt wurde", sagt Stephanie Krüger, Psychiaterin an den Berliner Vivantes Kliniken.
Suchtexperte Kiefer geht davon aus, dass sich der gestiegene Alkoholkonsum bei Frauen im Laufe der Zeit durch alle Generationen durchsetzt. Sehr wahrscheinlich werde dadurch auch die Zahl der alkoholabhängigen Frauen steigen. Wer in jungem Alter damit anfange, jeden Tag Alkohol zu trinken, erhöhe mit der Zeit die Dosis.
dpa
MDR-Team vor 35 Wochen
Aus welcher Quelle ziehen Sie diese Informationen?
Im Durchschnitt konsumiert jeder Mensch pro Jahr etwa 10 Liter reinen Alkohol [Stand 2022]. Im Vergleich zu den Vorjahren ist der Alkoholkonsum leicht zurückgegangen. Im europaweitem Ranking liegt Deutschland allerdings immer noch auf dem dritten Platz. Nach Angaben des Suchtjahrbuchs 2023 belaufen sich die wirtschaftlichen Kosten von Alkohol in Deutschland auf etwa 57 Milliarden Euro pro Jahr.
https://www.dkfz.de/de/tabakkontrolle/download/Publikationen/sonstVeroeffentlichungen/Alkoholatlas-Deutschland-2022_dp.pdf
https://www.swr.de/wissen/neue-empfehlungen-zum-umgang-mit-alkohol-so-schaedlich-ist-alkohol-wirklich-100.html
Sonnenanbeter vor 35 Wochen
Das ist ein Irrtum. Der im Vergleich zu den meisten anderen Ländern hohe Alkoholkonsum der Deutschen sinkt gar nicht mehr (stetig). Er steigt seit einigen Jahren sogar wieder leicht, aber stetig an...
Sonnenanbeter vor 35 Wochen
Die Angaben zu "gesundheitlich riskanten Mengen" sind mit Vorsicht genießen. Man kann auch mit einem kleinen Glas Bier pro Tag oder 3 großen pro Woche (und selbst mit noch weniger) ab einer gewissen Regelmäßigkeit schnell in eine gefährliche Abhängigkeit geraten. Das ist von zu vielen individuellen Faktoren abhängig, als dass sich daraus allgemeingültige Mengenempfehlungen ableiten ließen. Mir persönlich erscheint das sich aus den Umfragewerten der BZgA zeichnende Bild eher zu positiv. "Bei einer repräsentativen Umfrage der BZgA im Jahr 2021 gaben 16,4 Prozent der jungen Frauen und 16,9 Prozent der jungen Männer an, in den vergangenen zwölf Monaten Alkohol in gesundheitlich riskanten Mengen getrunken zu haben." "Nur" jeder 6te? Ich könnte mir vorstellen, dass da ein nicht unerheblicher Anteil der Teilnehmer bei den Angaben nicht wirklich ehrlich gegenüber sich selbst war. Das ist aber nur eine Vermutung meinerseits...