News aus der Wissenschaft Künstliche Intelligenz: Ethikrat plädiert für Regulierung und öffentliches Social Media
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Die Themen im Überblick: Ethikrat sieht bei KI Regulierungsbedarf | Emotionale Stabilität ist für Zufriedenheit besonders wichtig | E-Autos in Dresden und Leipzig besonders selten | Übergewicht fördert schweren Corona-Verlauf | Diese und weitere Themen in den MDR WISSEN News.

- Künstliche Intelligenz: Ethikrat plädiert für Regulierung
- Glück und Zufriedenheit: Emotionale Stabilität besonders wichtig
- Immunsystem: Fettleibigkeit fördert schweren Covid-19-Verlauf
- Lebensgrundlage von Millionen Menschen in Flussdeltas bedroht
- Schlafstörungen: Haustiere können unruhige Nächte bringen
- Struktur der Muttersprache beeinflusst Vernetzung zwischen linker und rechter Gehirnhälfte
- Leipziger Forscher: Raubfische können flache Seen vor Algen nur bedingt retten
- Frühgeborene können sich nicht an Schmerzen gewöhnen
- Sicheres Wasser für alle: Flaschenwasser-Industrie untergräbt Bemühungen
20.03.2023 17:00 | Klimaschutz geht voran, aber viel zu langsam
Das steht im Abschlussbericht des sechsten Sachstandsberichts des Weltklimarats IPCC. So gebe es Fortschritte beim globalen Klimaschutz, doch die Geschwindigkeit der Anpassung ist noch zu niedrig. Die Forschenden rechnen mit einer zeitweisen Überschreitung der Marke von 1,5 Grad (Overshoot). Danach soll die Atmosphäre durch Rückholung von CO2 wieder abgekühlt werden. Sie sehen auch Fehlanpassungen wie eine falsche Sicherheit durch zusätzlichen Hochwasserschutz in Hafenmetropolen, die anschließend trotz ihrer riskanten Lage weiter wachsen könnten. Der Abschlussbericht der aktuellen Berichtperiode gilt als Instrument für politische Entscheiderinnen und Entscheider.
20.03.2023 16:06 | Ethikrat plädiert für KI-Regulierung und öffentliches Social Media
Als erstes der Mensch und dann irgendwann die KI: Das ist der Grundsatz in der heute vom Deutschen Ethikrat veröffentlichten Stellungnahme Mensch und Maschine – Herausforderungen durch Künstliche Intelligenz. Die müsse der Entfaltung des Menschen dienen und dürfe sie nicht vermindern. "KI-Anwendungen können menschliche Intelligenz, Verantwortung und Bewertung nicht ersetzen", so Julian Nida-Rümelin, der stellvertretende Vorsitzende des Ethikrats.
Für die ethische Bewertung von KI genüge es nicht, nur die Technologien zu verstehen. Auch die komplexen Wechselwirkungen zwischen Mensch und Technik sowie gesellschaftliche Effekte müssten beachtet werden. Die zentrale Schlüsselfrage laute demnach: Werden menschliche Autorschaft und die Bedingungen für verantwortliches Handeln durch den Einsatz von KI erweitert oder vermindert?
In seiner Stellungnahme setzt sich der Ethikrat mit vier Anwendungsbereichen auseinander. Für den Medizinbereich richten sich Empfehlungen unter anderem auf die Qualitätssicherung, auf die Vermeidung ärztlicher Kompetenzverluste oder den vollständigen Ersatz der Fachkräfte. Der Einsatz von KI in der schulischen Bildung sollte sich auf Elemente beschränken, die nachweislich die Kompetenzen und sozialen Interaktionen der Lernenden erweitern. In beiden Bereichen müsse ein besonderes Augenmerk auf den Schutz der Privatsphäre gelegt werden.
Im Bereich der öffentlichen Kommunikation und Meinungsbildung empfiehlt der Ethikrat unter anderem Weiterentwicklungen der Regeln für Online-Plattformen hinsichtlich der Auswahl und Moderation von Inhalten sowie zu personalisierter Werbung und zum Datenhandel. Außerdem fordert er besseren Zugang auf Plattformdaten für die Forschung und empfiehlt, den Aufbau einer digitalen Kommunikationsinfrastruktur in öffentlich-rechtlicher Verantwortung zu erwägen. Für den Einsatz von KI in der öffentlichen Verwaltung seien Ansätze notwendig, die Entscheidungen diskriminierungsfrei träfen sowie Einzelfallbetrachtungen und Einspruchsrechte gewährleisten würden.
In allen Bereichen gelte, dass KI bei Entscheidungen nur unterstützen, Entscheidungen jedoch nicht eigenständig treffen dürfe. Neben Missbrauch, Verzerrungen und Abhängigkeiten müsse auch der Verlust menschlicher Fertigkeiten verhindert werden. Das Interesse des Menschen sei stets in den Mittelpunkt zu stellen, heißt es.
20.03.2023 14:50 | Gewaltiger Algenteppich treibt auf US- und Karibikküsten zu
Dabei handle es sich Meeresforschenden der Universität von Südflorida zufolge um rund 6,1 Millionen Tonnen Braunalgen aus dem Zentralatlantik. Das sei die zweitgrößte Menge der Algen seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 2011. Der Teppich bedrohe die Tourismuswirtschaft vor Ort, insbesondere durch unangenehmen Schwefelgeruch, der beim Verwesen entsteht. Das freigesetzte Gas sei ungefährlich, könne aber zu Reizungen der Augen und Atemwege führen, in den Algen enthaltene Kleinstlebewesen hingegen zu Hautausschlägen. Seit 2011 nahm die Ausbreitung der Algen massiv zu. Die Gründe sind unklar, das übermäßige Wachstum könnte allerdings mit dem Eintrag von Stickstoff und Phosphor aus großen Flüssen wie dem Amazonas, dem Kongo oder dem Mississippi in die Ozeane zusammenhängen.
20.03.2023 14:00 | Emotionale Stabilität am wichtigsten für Zufriedenheit – ein Leben lang
Die emotionale Stabilität sollte möglichst stabil bleiben: Das legen Forschende aus den Niederlanden nahe, die über einen Zeitraum von elf Jahren Daten von über 9.000 Niederländerinnen- und Niederländer gesammelt und analysiert haben. Die Teilnehmenden im Alter von 16 bis 95 waren angehalten, ihre Persönlichkeitsmerkmale zu bewerten, die sogenannten Big Five der Persönlichkeitspsychologie: Offenheit, Gewissenhaftigkeit, Geselligkeit, Rücksichtnahme/Empathie und emotionale Stabilität. Hinzu kamen Bewertungen der sozialen Beziehungen und des eigenen Lebens insgesamt.
Das Forschungsteam fand heraus, dass die meisten Zusammenhänge zwischen Persönlichkeitsmerkmalen und Zufriedenheit über die gesamte Lebensspanne der Erwachsenen gleichblieben und dass emotionale Stabilität das Merkmal war, welches am stärksten mit der Zufriedenheit der Menschen mit ihrem Leben, ihren sozialen Beziehungen und ihrer Karriere verbunden war. "Unsere Ergebnisse zeigen, dass die Persönlichkeitsmerkmale – trotz der Unterschiede bei den Herausforderungen im Leben und den sozialen Rollen – für die Zufriedenheit mit dem Leben, der Arbeit und den sozialen Kontakten im jungen, mittleren und älteren Erwachsenenalter relevant sind", so Manon van Scheppingen von der Universität Tilburg. "Die Persönlichkeitsmerkmale blieben über die gesamte Lebensspanne der Erwachsenen gleichermaßen relevant oder wurden in einigen Fällen sogar noch stärker mit der Arbeitszufriedenheit verknüpft."
Dass der Zusammenhang zwischen emotionaler Stabilität und Arbeitskontext mit dem Alter zunimmt, könne darauf zurückzuführen sein, dass emotional stabile Menschen weniger Angst haben, einen unbefriedigenden Job zu kündigen und sich eher für Jobs bewerben, die anspruchsvoller und langfristig vielleicht auch erfüllender und angenehmer sind, so die Forschenden.
Bestimmte Persönlichkeitsmerkmale seien zudem in bestimmten Umfeldern hilfreich: Gewissenhaftigkeit sorge für höhere Arbeitszufriedenheit und Geselligkeit sowie Rücksichtnahme/Empathie für mehr soziale Zufriedenheit. Trotz eines schwächeren Zusammenhangs zwischen Offenheit und Lebenszufriedenheit insgesamt, stellten die Forschenden fest, dass die Lebenszufriedenheit von Personen, deren Offenheit zunahm, in den elf Jahren ebenfalls anstieg.
20.03.2023 12:15 | Elektroautos: Dresden Schlusslicht, Leipzig auch nicht besser
Das ergab eine Auswertung aktueller Zahlen des Kraftfahrt-Bundesamtes. Bundesweites Schlusslicht unter den 26 größten Städten ist Dresden mit 0,72 Prozent, gefolgt von Gelsenkirchen (0,82), Leipzig (0,84), Duisburg (0,86) und Bremen mit 0,89 Prozent Anteil am Kfz-Bestand. Die geringe Zahl an Elektroautos ist aber nicht automatisch auf die geringe Kaufkraft zurückzuführen: Auch Augsburg mit 0,91 Prozent und Köln mit 0,99 erreichen die eins vor dem Komma nicht. In Städten fehle es häufig an Lademöglichkeiten, so Branchenexperte Ferdinand Dudenhöffer gegenüber der Deutschen Presseagentur. Der bundesweite Schnitt liegt bei 1,17 Prozent, an der Spitze steht Stuttgart mit 1,83 Prozent, gefolgt von Münster, Bielefeld, München und Wiesbaden.
Über das Thema berichtet MDR WISSEN in Kürze.
20.03.2023 11:10 | Ausbleibende Immunreaktion: Fettleibigkeit fördert schweren Corona-Verlauf
Der Zusammenhang war längst klar, die Ursachen allerdings nicht: Übergewichtige Menschen sind anfälliger für einen schweren Covid-19-Verlauf. Forschende, u.a. der Unversität Cambridge, haben an einer kleinen Gruppe von fettleibigen Covid-19-Patientinnen und -Patienten herausgefunden, dass Zellen der Lungenschleimhaut, die Nasenzellen und die Immunzellen im Blut eine abgeschwächte Entzündungsreaktion zeigen und keine ausreichende Menge an Molekülen produzieren, die zur Bekämpfung der Infektion benötigt werden.
Ein Zusammenhang zwischen Entzündungen und Fettleibigkeit wurde bereits länger beobachtet. Allerdings ging man bisher von einer übermäßigen Entzündungsreaktion aus. Das Gegenteil ist der Fall, erklärt Menna Clathworthy von der Universität Cambridge: "Das war wirklich überraschend und unerwartet. Bei jedem Zelltyp, den wir untersuchten, stellten wir fest, dass die Gene, die für die klassische antivirale Reaktion verantwortlich sind, weniger aktiv waren. Sie waren völlig stummgeschaltet."
Das Team konnte die Ergebnisse in nasalen Immunzellen von fettleibigen Kindern mit Covid-19 wiederholen, wo es ebenfalls eine geringere Aktivität der Gene fand. Gerade in der Nase als Eintrittspforte könnte eine starke Immunreaktion aber eine Ausbreitung im Körper verhindern. Eine mögliche Erklärung für diesen Befund ist Leptin, ein Hormon, das in Fettzellen produziert wird und den Appetit kontrolliert. Leptin spielt auch eine Rolle bei der Immunreaktion: Bei normalgewichtigen Personen steigt der Hormonspiegel als Reaktion auf eine Infektion an und stimuliert direkt die Immunzellen. Bei fettleibigen Menschen ist der Leptinspiegel jedoch bereits chronisch erhöht. Fettleibige Menschensind möglicherweise nicht in der Lage, als Reaktion auf eine Infektion ausreichend zusätzliches Leptin zu produzieren oder reagieren unempfindlich, was zu einer unzureichenden Stimulierung ihrer Immunzellen führen könnte.
Die Studie legt nahe, dass entzündungshemmende Medikamente zur Bekämpfung einer Covid-19-Infektion für übergewichtige Menschen möglicherweise ungeeignet sind. Entzündungen sind eine Reaktion des Immunsystems auf schädliche Reize, können den Körper aber unter Umständen mehr schaden als nützen.
18.03.2023 11:00 | Lebensgrundlage von Millionen Menschen in Flussdeltas bedroht
Wer hätte das gedacht: Flussdeltas tragen zu mehr als vier Prozent des globalen Bruttoinlandsprodukts bei und beherbergen etwa 5,5 Prozent der gesamten Weltbevölkerung. Die Deltas von Flüssen gelten als fruchtbarste und produktivste Regionen der Welt, welche die Lebensgrundlage von Millionen Menschen liefern. Doch genau diese Gebiete sind durch globale Umweltveränderungen stark gefährdet. Das hat jetzt eine Studie der Stanford University in den USA ergeben.
"Oft ist es nicht der Anstieg der Meere, sondern der sinkende Boden durch menschliche Aktivitäten, der die Küstenbevölkerung am meisten gefährdet", sagte der Hauptautor der Studie, Rafael Schmitt, ein führender Wissenschaftler des Stanford Natural Capital Project. Nicht selten komme es durch das Abpumpen von Grundwasser und die Förderung von Erdöl und Erdgas zu umfangreichen Bodensenkungen. Diese seien für die Region gefährlicher als der Anstieg des Meeresspiegels.
Alle Erscheinungen kombiniert – Klimawandel und Anstieg des Meeresspiegels, künstliche Dämme und Stauseen sowie ein sich absinkender Boden – könnte den Forschern zufolge dazu führen, dass erhebliche Teile der größten Deltas der Welt bis zum Ende des Jahrhunderts unter das steigende Meer fallen. "Natürlich ist der Klimaschutz wichtig, um den weltweiten Anstieg des Meeresspiegels zu bremsen. Die Bekämpfung der Übernutzung lokaler natürlicher Ressourcen in Flussdeltas und den dazugehörigen Einzugsgebieten hätte jedoch weitaus größere und unmittelbarere Auswirkungen und stellt für die Küstenstaaten sowohl eine Chance als auch eine Verantwortung dar", schreiben die Forschenden.
17.03.2023 16:15 Uhr | Schlafstörungen: Haustiere können unruhige Nächte bringen
Eigentlich gelten Haustiere, besonders Hunde und Katzen, als liebevolle Zeitgenossen, die allseits zum Kuscheln bereits sind und das Leben entspannter und schöner machen. Dazu gehören jedoch scheinbar keine ruhigen Nächte mit gesundem Schlaf. Wie Forschende der Lincoln Memorial University in den USA in einer Studie herausfanden, führt der Besitz von Hunden zu Schlafstörungen. Katzeneigentümer müssen sich der Studie zufolge hingegen eher mit Beinzuckungen herumschlagen.
"Einerseits können sich Hunde und Katzen aufgrund der sozialen Unterstützung, die Haustiere bieten, positiv auf die Schlafqualität des Besitzers auswirken - Haustiere vermitteln ein Gefühl von Sicherheit und Gesellschaft, was zu einer Verbesserung der Angst-, Stress- und Depressionswerte führen kann", erklärte Projektleiterin Lauren Wisnieski. "Andererseits stören Haustiere den Schlaf ihrer Besitzer."
Für die Studie erstellten die Forschenden multivariable logistische Regressionsmodelle, mit denen sie Daten der "National Health and Nutrition Examination Survey (NHANES)" auswerteten. Dabei wurden auch Faktoren einbezogen, wie zum Beispiel Schnarchen, Schnaufen, Einschlafprobleme, nächtliches Aufwachen, zu frühes Aufwachen, Unruhe, Müdigkeit, Schlafmangel, Tablettenabhängigkeit, Beinzucken und -krämpfe, eine Einschlafzeit von mehr als 15 Minuten und eine durchschnittliche Schlafdauer von weniger als sechs Stunden.
Obwohl der kausale Zusammenhang zwischen dem Besitz eines Haustiers und Schlafstörungen nicht nachgewiesen werden konnte, stimmen die Ergebnisse dieser Studie mit früheren Studien überein, in denen festgestellt wurde, dass der Besitz eines Haustiers einen negativen Einfluss auf die Schlafqualität hat.
17.03.2023 16:09 Uhr | Zweite Grippewelle: Leichter Anstieg bei Influenza – mehr schwere Verläufe durch Corona
Der leichte Anstieg neuer Grippeinfektionen setzt sich fort, das Robert Koch-Institut sieht daher die Kriterien für eine zweite Grippewelle erfüllt. Bei schweren Erkrankungen aber dominiert weiterhin Corona. Die Zahl der neuen Influenza-Infektionen ist auch in den vergangenen Wochen wieder leicht angestiegen und lag in der Woche bis zum 12. März bei 3.092 nachgewiesenen Fällen. Allerdings: Im Vergleich zur Dynamik im Herbst oder den Jahren vor der Pandemie fällt diese zweite Welle sehr flach und damit weniger gefährlich aus.
In den Krankenhäusern spielt die Grippe aber derzeit eine untergeordnete Rolle. Wenn Menschen wegen schwerer Atemwegsinfektionen eingeliefert werden, ist in 22 Prozent der Fälle eine Covid-19 die Ursache. Die Grippe dagegen wird nur bei sechs Prozent diagnostiziert, RSV bei drei Prozent.
17.03.2023 15:28 Uhr | Bauhaus Spring School: Studierende aus ganz Europa kommen an die Bauhaus-Uni Weimar
Direkt in das Herz der legendären Bauhaustradition in Weimar blicken – dieses Glück haben 118 Studierende aus ganz Europa. Zur Bauhaus Spring School vom 23. März bis 1. April 2023 tauchen sie in fünf Kursen in die Themen Architektur, Urbanistik, Medien und Kultur ein und können eigene Projekte umsetzen. Ziel sei es auch zu lernen, Herausforderungen aus komplett anderen Perspektiven zu betrachten. Das "Erasmus"-Kurzzeitprogramm startete bereits im Wintersemester 2022/23 mit Online-Kursen und wird nun mit einer zehntägigen Präsenzphase in Weimar fortgesetzt.
"Das Schöne ist, dass sich die Studierenden bereits online kennenlernen und als gemeinsame Gruppe nach Weimar kommen«, erklärt Kristiina Oelsner, Koordinatorin der Bauhaus Spring School. "Die Teilnehmenden reisen aus ganz Europa an: Studierende aus Südeuropa wie Zypern und Spanien sind ebenso vertreten wie Studierende aus Finnland und Estland. Ganz nebenbei haben sie alle die Möglichkeit, internationale Netzwerke zu knüpfen, Kompetenzen zu erweitern und natürlich interkulturelle Erfahrungen zu sammeln."
17.03.2023 15:13 Uhr | Freiberger Forscher wollen Braunglas energieeffizienter herstellen
Braune Gläser sind besonders zur Verpackung von Medikamenten und lichtempfindlichen Lebensmitteln essentiell. Doch bei der Herstellung von Braunglas werden in Deutschland rund 200.000 Tonnen CO2 ausgestoßen. Das wollen Forschende der TU Bergakademie Freiberg jetzt ändern. Sie untersuchen, wie der Herstellungsprozess in der elektrischen Glasschmelzwanne umweltfreundlicher werden kann.
In der Glasschmelzwanne wird zur Herstellung des Braunglases ein brauner Farbträger in das Glasgemenge gemischt und zusammen eingeschmolzen. Künftig soll dafür grüner Strom aus erneuerbaren Energien verwendet werden. Zudem suchen die Wissenschaftler nach alternativen Rohstoffen zur braunen Färbung des Glases. Ziel ist die nachhaltige und umweltfreundliche Produktion von Braunglas. "Dabei sollen die Konstanz der Farbe, ein blasenfreies Glas und die Stabilisierung der sogenannten kalten Gemengedecke auf der Schmelze, die zur Minderung von Strahlungsverlusten sowie der Abdampfung leichtflüchtiger Komponenten wichtig ist, gewährleistet werden“, sagt Khaled Al Hamdan, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Glas und Glastechnologie und Projektkoordinator.
17.03.2023 14:25 Uhr | Studie: Vogelgrippe H5N1 tötet tausende Robben
Die schwerste jemals dokumentierte Vogelgrippewelle macht Artenschützern Sorgen. Immer wieder sind auch Säugetiere betroffen. Eine neue Studie zeigt, dass H5N1 massenhaft Robben in Kanada getötet hat. In Neuengland im Nordosten der USA seien vergangenes Jahr hunderte Seehunde und Kegelrobben an H5N1 verendet, berichtet ein Forschungsteam der Tufts University in Medford (USA) im Fachjournal "Emerging Infectious Diseases".
Die schwerste jemals dokumentierte Vogelgrippewelle bei Vögeln erstreckt sich über mehrere Erdteile. Millionen Tiere starben bereits, insbesondere Seevögel. Bekannt ist, dass die kursierende H5N1-Entwicklungslinie 2.3.4.4b auch Säugetiere wie Nerze, Füchse, Waschbären, Marder und Bären infiziert und tötet. Meist handelt es sich dabei um Einzelnachweise.
17.03.203 14:00 Uhr | Muttersprache beeinflusst Vernetzung zwischen linker und rechter Gehirnhälfte
WissenschaftlerInnen des Max-Planck-Instituts für Kognitions- und Neurowissenschaften in Leipzig zeigen in einer neuen Studie am Beispiel zweier unterschiedlicher Sprachräume, wie unsere Muttersprache die Stärke der Verschaltung in unserem Gehirn prägt und damit wahrscheinlich auch die Art des Denkens beeinflusst. "Arabische Muttersprachler zeigten eine stärkere Vernetzung zwischen linker und rechter Gehirnhälfte als deutsche Muttersprachler", erklärt Alfred Anwander, Mitautor der Studie, die kürzlich in der Fachzeitschrift NeuroImage veröffentlicht wurde. "Diese Verstärkung wurde auch zwischen semantischen Sprachregionen festgestellt und könnte mit der relativ komplexen semantischen und phonologischen Verarbeitung im Arabischen zusammenhängen."
Hingegen zeigen deutsche Muttersprachler laut den Forschenden eine stärkere Verbindung im Sprachnetzwerk der linken Hemisphäre. Diese könne mit der komplexen syntaktischen Verarbeitung im Deutschen zusammenhängen, die durch die freie Wortstellung und den größeren Abstand zwischen den abhängigen Satzelementen bedingt ist.
Für die Studie verglich Xuehu Wei, Doktorandin im Team um Alfred Anwander und Angela Friederici, die MRT-Gehirnscans von 94 Muttersprachlern zweier sehr unterschiedlicher Sprachen. Die Technik der "diffusionsgewichteten Bildgebung" zeigte dabei, wie sich die axonalen Verbindungen der weißen Substanz des Sprachnetzwerks im Gehirn an die Anforderungen und Schwierigkeiten der Muttersprache anpassen. Die Studie sei laut Wei eine der ersten, die klare Unterschiede zwischen den Gehirnen von Menschen dokumentiert, die mit verschiedenen Muttersprachen aufgewachsen sind. Damit biete sie einen Weg zum Verständnis kulturübergreifender Verarbeitungsunterschiede im Gehirn.
Die Originalstudie: Native language differences in the structural connectome of the human brain
17.03.203 12:45 Uhr | Menin: Das Protein, das vor dem Altern schützt?
Irgendwann im Leben macht sich das Protein Menin in unserer Gehirnschaltzentrale rar. Schade, denn es verhindert, dass der Körper Alterungsprozesse anschiebt. Ohne Menin sehen wir ganz schön alt aus, könnte man kalauern. Aber auch nur, wenn man weiß, dass Menin ein Protein ist, das in unserer Schaltzentrale im Gehirn vorkommt, im Hypothalamus. Hier hat es offenbar eine wichtige Funktion: Ohne Menin altern wir körperlich schneller, zeigt eine Studie der Xiamen Universität in China. Im Alter sendet der Hypothalamus immer mehr Signale aus, die zulassen, dass unser Körper sich altersbedingt verändert. Die Knochenmasse nimmt ab, oder die Hautdicke, wir bauen im Hirn ab, sterben eher. Solange genug Menin da ist, sind diese Prozesse ausgebremst, Menin verhindert, dass der Körper bestimmte Signale empfängt und entsprechend reagiert. Wie stark der Körper altert, hängt offenbar von der Menge des Menin-Proteins ab, fanden die Forscher in Untersuchungen mit Mäusen heraus.
17.03.2023 11:15 Uhr | Fußball-Profis haben höheres Demenz-Risiko – außer dem Torwart
Männliche Profifußballer haben laut einer schwedischen Studie ein rund anderthalbmal so hohes Risiko für Alzheimer und andere neurodegenerative Erkrankungen wie der Durchschnitt der Bevölkerung. Sind die Kopfbälle schuld? Vermutlich, sagen schwedische Forscher. Sie hatten Gesundheitsdaten von gut 6.000 Spielern aus der schwedischen Top-Liga der vergangenen Jahrzehnte ausgewertet und mit denen einer großen Vergleichsgruppe aus der Normalbevölkerung verglichen. Von den Top-Spielern, die zwischen 1924 und 2019 in der höchsten Liga spielten, entwickelten demnach neun Prozent im Verlauf ihres bisherigen Lebens neurodegenerative Krankheiten und damit eineinhalb Mal so viele wie in der Vergleichsgruppe, wo es sechs Prozent waren. Dieses erhöhte Risiko konnte dabei nur für Feldspieler festgestellt werden, bei Torwarten war das Risiko nur leicht erhöht.
17.03.2023 11:05 Uhr | Leipziger Forscher: Raubfische können flache Seen vor Algen nur bedingt retten
Oft kippen flachen Seen durch die Hitze bereits früh um Sommer und vermaledeien Badevergnügen und klare Naturwassererlebnisse. Bislang klang die Theorie so schön: Flache Seen bis drei Meter Tiefe – immerhin 42 Prozent aller Seen weltweit – sind entweder stabil klar mit schönen Wasserpflanzen oder stabil trübe mit vielen Algen. Falls die Seen durch Algen zu kippen drohen, hieß ein seit vielen Jahren eingesetzte Konzept: Raubfische in den See einsetzen - die fressen Friedfische, dadurch gibt’s mehr Kleinkrebse und weniger Algen – der See wird wieder stabil.
Mit dieser Gewissheit scheint es jetzt vorbei. stellen jetzt mit einer Studie das Paradigma der sogenannten Limnologie in Frage. In einer Datenanalyse von 902 Flachwasserseen in Dänemark und den USA fanden Forscher des Umweltzentrums Leipzig (UFZ) und der Universität Aarhus keine Hinweise darauf, dass die Seen zwischen zwei stabilen Zuständen wechseln. Die Ergebnisse wurden jetzt im Fachmagazin "Nature" veröffentlicht.
"Was wir feststellen konnten, ist eine eindeutige lineare Beziehung zwischen Nährstoffkonzentration und Algenkonzentration", sagt Daniel Graeber vom UFZ-Department Aquatische Systemanalyse und Management.. "Mehr Nährstoffe führen also zwangsläufig zu mehr Algen. Keiner der Seen zeigte eine andere Antwort auf hohe Nährstoffkonzentrationen. Das Erklärungsmodell der zwei alternativen stabilen Zustände scheint also – zumindest für Seen der gemäßigten Breiten – in der Realität nicht vorzukommen. Die einzige Möglichkeit, das Gleichgewicht flacher Seen in einem dauerhaft stabilen Zustand zu halten, ist alternativlos: Nährstoffeinträge müssen konsequent reduziert werden."
16.03.2023 19:00 Uhr | Frühgeborene können sich nicht an Schmerzen gewöhnen
Anders als ausgewachsene Säuglinge, Kinder und auch Erwachsene, können sich Frühgeborene nicht an Schmerzen gewöhnen. Das ist das Ergebnis einer Studie von Forschenden des University College London (UCL). "Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass sich die Fähigkeit, sich an Schmerzen zu gewöhnen, möglicherweise erst im dritten Schwangerschaftsdrittel entwickelt", erklärt Hauptautor Lorenzo Fabrizi von den Neurowissenschaften des UCL. Es sei also möglich, dass Frühgeborene diese Fähigkeit noch nicht entwickelt haben.
An der Studie nahmen 20 Säuglinge des University College London Hospitals (UCLH) teil. Die Hälfte von ihnen waren eine Frühgeborene (und wurden getestet, als sie noch jünger als 35 Wochen Schwangerschaftsalter* waren), während die andere Hälfte entweder als Vollgeburt (sieben Säuglinge) oder als Frühgeburt, jedoch nahe des Geburtstermins das Licht der Welt erblickte (drei Säuglinge). Beide Gruppen waren in Bezug auf ihr tatsächliches postnatales Alter vergleichbar.
Die Forscher maßen die Reaktionen der Säuglinge auf eine schmerzhafte, aber klinisch notwendige Fersenlanze (Bluttest), die bei jedem Säugling zweimal (im Abstand von drei bis 18 Minuten) durchgeführt wurde. Ihr Ziel war es, herauszufinden, ob die Schmerzreaktionen bei wiederholten Stichen in die Ferse abnehmen. Dafür zeichneten die Forscher die Hirnaktivität der Säuglinge mit EEG-Elektroden auf der Kopfhaut und die Herzfrequenz per Elektrokardiographie (EKG) auf und beobachteten gleichzeitig ihre Mimik sowie ihre Reflexe beim Zurückziehen des Beins. Sie stellten fest: Die Hirnaktivität entwickelte sich nach dem zweiten Fersenstich nicht so stark wie nach dem ersten. Das deutet auf eine Gewöhnungsreaktion hin, konnte jedoch nur bei volljährigen Säuglingen beobachtet werden. Ein ähnliches Muster fanden sie bei der Herzfrequenz und der Mimik: Frühgeborene reagierten auf beide Fersenstiche gleich stark, während sich die Vollgeborenen an den Schmerz zu gewöhnen schienen.
"Diese Arbeit schärft das Bewusstsein für die besondere Anfälligkeit von Frühgeborenen für Schmerzen. Kliniker müssen ihr Bestes tun, um sie vor wiederholten schmerzhaften Erfahrungen zu schützen. Dies sollte als wesentlicher Bestandteil einer hirngerechten Versorgung von Neugeborenen angesehen werden", erklärt Judith Meek, Fachärztin für Neonatologie am UCLH.
Originalstudie: A developmental shift in habituation to pain in human neonates
16.03.2023 17:20 Uhr | Effekte des Klimawandels auf Vegetation auch von lokalen Bedingungen abhängig
Das globale Klima beeinflusst das regionale Pflanzenwachstum – allerdings nicht in allen Lebensräumen gleichermaßen. Das haben Geobotaniker der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU) in einer Analyse von über 300.000 europäischen Vegetationsbeobachtungen herausgefunden. Ihr Fazit: Die Effekte des Klimawandels auf die Vegetation der Erde lassen sich nicht generell vorhersagen, sondern sind in hohem Maße von den untersuchten Habitaten und den lokalen Bedingungen wie Bodenbedingungen, Mikroklima, Grundwasserspiegel und menschlicher Landnutzung abhängig. Die Erkenntnisse wurden in "Nature Communications" veröffentlicht.
Um diesem Phänomen auf den Grund zu gehen, haben die halleschen Forscher im Rahmen des Biodiversa-Programms "FeedBaCks" über 300.000 Vegetationsaufnahmen aus ganz Europa zusammengestellt, für die vollständige Informationen über die vorherrschenden Pflanzenarten und Klimadaten vorliegen. Die Rohdaten stammen aus der CHELSA-Klimadatenbank und dem European Vegetation Archive (EVA), in dem über 1,7 Millionen Vegetationsbeobachtungen mit knapp 14.000 Pflanzenarten erfasst sind.
"Insgesamt konnten wir zeigen, dass das globale Klima durchaus ein signifikanter Indikator für lokale Pflanzengesellschaften ist", erklärt Stephan Kambach, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Geobotanik der MLU. "Wenn wir uns auf veränderte Klimabedingungen vorbereiten wollen, insbesondere in der Land- und Forstwirtschaft, müssen wir jedoch sehr genau in die Lebensräume mit ähnlicher floristischer Zusammensetzung, gemeinsamer Evolutionsgeschichte und vergleichbaren Umweltbedingungen schauen."
16.03.2023 16:13 Uhr | Sicheres Wasser für alle: Flaschenwasser-Industrie untergräbt Bemühungen
Wasser ist lebensnotwendig, trotzdem ist Zugang zu sauberen Trinkwasser weltweit längst keine Selbstverständlichkeit. Ein großes Ziel nachhaltiger Entwicklung ist, sauberes Wasser für alle Menschen auf der Welt zu sichern. Wie ein Bericht der Universität der Vereinten Nationen jetzt allerdings zeigt, werden diese Bemühungen von der Flaschenwasser-Industrie jedoch strategisch umgelenkt. Laut den Forschenden vermarkte diese Flaschenwasser als sichere Alternative zum Leitungswasser. Dies sei jedoch nicht gegeben.
Im Gegenteil. Der Bericht listet Beispiele aus über 40 Ländern in allen Regionen der Welt auf, in denen Hunderte von Marken und alle Arten von abgefülltem Wasser verunreinigt sind. Die Qualität und die mineralische Zusammensetzung von abgefülltem Wasser könne innerhalb derselben Marke in verschiedenen Ländern stark variieren. "Dieser Bericht ist ein starker Beweis gegen die irreführende Vorstellung, dass abgefülltes Wasser eine zweifelsfrei sichere Trinkwasserquelle ist", sagt UNU-INWEH-Forscher und Hauptautor Zeineb Bouhlel.
"Getränkekonzerne sind geschickt darin, abgefülltes Wasser als sichere Alternative zu Leitungswasser zu vermarkten, indem sie die Aufmerksamkeit auf Ausfälle der öffentlichen Wasserversorgung lenken", erklärt Bouhlel. Selbst in Ländern mit guter Leitungswasser-Qualität erfordere die Wiederherstellung des öffentlichen Vertrauens erhebliche Marketingarbeit.
Mit dieser und anderer Strategien verlangsame die Industrie Entwicklungsbemühungen für einen sicheren Wasserzugang für alle. Dem Bericht zufolge würde die Bereitstellung von sauberem Wasser für die rund zwei Milliarden Menschen ohne Wasserzugang eine jährliche Investition von weniger als der Hälfte der 270 Milliarden US-Dollar erfordern, die jedoch jedes Jahr für abgefülltes Wasser ausgegeben werden. "Dies weist auf einen globalen Fall von extremer sozialer Ungerechtigkeit hin, bei dem Milliarden von Menschen weltweit keinen Zugang zu zuverlässigen Wasserdienstleistungen haben, während andere den Wasserluxus genießen", resümiert Bouhlel. Die Flaschenwasser-Industrie ist gemäß dem Bericht zwischen 2010 und 2020 um 73 Prozent gewachsen. Es werde erwartet, dass sich der Umsatz bis 2030 von 270 Milliarden US-Dollar auf 500 Milliarden US-Dollar fast verdoppeln wird.
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | 20. März 2023 | 08:00 Uhr