Inszeniertes Foto eines Paars, das lächelnd auf einer Hängematte sitzt.
Verliebte haben oft nur Augen und Sinne für ihren Partner. Bildrechte: IMAGO / Westend61

Wissen-News Verliebtsein ist ein bisschen wie unter Drogen stehen

08. Februar 2024, 13:48 Uhr

Das Gehirn verliebter Menschen ist einem besonderen Hormon-Cocktail ausgesetzt und steht ein wenig wie unter Drogen. Oxytocin und Dopamin sorgen im Annäherungssystem BAS des Gehirns dafür, dass der Partner stärker wahrgenommen und überhöht wird, negative Aspekte aber zugleich übersehen werden. Was konkret im Gehirn passiert, wenn wir uns verlieben, haben australische Forscher untersucht.

Warum für frisch Verliebte nur der Partner zählt und alles andere Nebensache ist, hängt mit neuronalen Aktivitäten im Gehirn zusammen, bei denen Hormone eine zentrale Rolle spielen. Einer Studie australischer Wissenschaftler zufolge, sorgen die im Gehirn freigesetzten Hormone Oxytocin und Dopamin im sogenannten Annäherungssystem, kurz BAS (Behavioral Activation System) dafür, dass soziale Reize – wie etwa der oder die Geliebte – stärker wahrgenommen werden.

Wie die beiden Studienautoren Adam Bode von der Australien National University in Canberra und Phillip Kavanagh von der University of Canberra in ihrer im Fachjournal "Behavioural Sciences" veröffentlichten Arbeit beschreiben, bewirkt das BAS allgemein, dass Menschen positive Reize verstärkt wahrnehmen, neugieriger sind und selbstbewusster handeln. Im konkreten Falle des Verliebtseins sorgt es für die typischen Kognitionen, Emotionen und Verhaltensweisen, wie etwa den geliebten Menschen zu idealisieren, ihm ganz nah sein zu wollen oder Negatives zu übersehen. "Im Wesentlichen aktiviert Liebe also Mechanismen im Gehirn, die mit positiven Gefühlen verbunden sind", so die beiden Studienautoren.

Für den Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie, Christian Weiss, der selbst nicht an der Studie beteiligt war, ist Verliebtsein ein bisschen wie unter Drogen zu stehen: "Ein heftig verliebtes Gehirn ist einem besonderen neurochemischen Cocktail ausgesetzt. Der Zustand ist ein wenig wie unter Drogeneinwirkung." Diese Veränderung im Botenstoff- und Hormonhaushalt könne auch mit risikobereiterem Verhalten einhergehen. "Die berühmte rosarote Brille, durch die verliebte Menschen die Welt sehen, lässt sie potenzielle Risiken eher ausblenden und Handlungen ausführen, die jenseits einer 'vernünftigen' Kosten-/Nutzenrechnung liegen." Mit den Worten des Volksmundes: "Liebe macht blind!"

dpa (dn)

0 Kommentare