Invasive Arten Demnächst auch in Ihrem Keller: Die Nosferatu-Spinne
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04. Februar 2021, 09:54 Uhr
Vor kurzem wurde die Nosferatu-Spinne erstmals in Sachsen dokumentiert. Das war eine kleine Sensation. Eine Seltenheit muss es aber nicht sein. Eher ist es wahrscheinlich, dass sich die Krabbeltiere auch schon in ihrem Keller aufhalten.
Vielleicht haben Sie es schon gehört, in einem Leipziger Keller wurde eine kleine Sensation gefunden – die Nosferatu-Spinne. Was daran besonders ist? Die invasive Art kommt eigentlich nur im Mittelmeerraum vor. Doch langsam aber sicher bahnt sie sich ihren Weg in Richtung Norden. Und möglicherweise ist sie auch schon in Ihren Keller eingezogen.
Normalerweise kommt so eine Spinne selten allein. Wenn sie sich etabliert hat, dann pflanzt sie sich fort und wenn sie einen guten Keller gefunden hat, dann kann es schon sein, dass sie eine kleine Population aufbaut.
Der Keller von Enrico Ruge aus Leipzig scheint so ein guter Keller zu sein, denn er hat nicht nur eine Spinne gefunden. Die erste entdecke seine Frau mit Schrecken im November vergangenen Jahres. Mittlerweile hat er aber schon einige Exemplare eingefangen, sie begegnen ihm immer wieder.
Im Entdeckerglas seines kleinen Sohnes hat er die Tiere genauer unter die Lupe genommen, um sie zu bestimmen. Als er nach einiger Recherche sicher war, dass es sich um die Nosferatu-Spinne handelt und das eine invasive Jagdspinne ist, hat er sich ans Naturkundemuseum in Leipzig gewandt. Dort verweilt derzeit der jüngste Fund Ruges. Ein ausgewachsenes trächtiges Weibchen.
Die hatte schon eine Dimension, bei der sogar ich schlucken musste. Ich habe auch das Gefühl, dass die Tiere mit jedem Fund größer werden.
Getötet hat Ruge die Spinnen nicht, obwohl seine Frau nicht besonders begeistert von ihnen ist und er zwei kleine Kinder hat. Er sagt, dass sie einfach etwas achtsamer sein müssen. Bisher hat er die Spinnen in die Freiheit entlassen. Doch das ist im Grunde auch nutzlos, sagt Klesser.
Wenn man die Spinne im Keller nicht will, kann man zwar versuchen, sie nach draußen zu setzen, aber das ist eine rein synanthropische Art. Das heißt, sie braucht die Menschen, um überleben zu können, denn normalerweise ist es ihr hier viel zu kalt. Sie wird also später wieder ins Haus reinkommen.
Man solle die Tiere einfach in Ruhe lassen und versuchen sie zu ignorieren, sagt der Spinnenforscher. Das wissen auch die Menschen in den anderen Regionen, in die die Spinne schon vorgedrungen ist. Erstmals wurde sie 2005 in Baden-Württemberg gesichtet, aber auch in Nordrhein-Westfalen, Hessen und sogar Bremen ist sie schon aufgetaucht. Sie scheint sich dort relativ gut etabliert zu haben. Welche Auswirkungen die Spinne auf das Ökosystem haben wird, ist noch unklar.
Es gibt Extrembeispiele von invasiven Arten wie etwa die Wollhandkrabbe oder Waschbären. Aber es gibt auch Arten, die völlig unauffällig sind und sich in unser Ökosystem einfügen.
Es heißt nun also abwarten, was sich tut. Sehr wahrscheinlich ist allerdings, dass Enrico Ruges Spinnen nicht die ersten ihrer Art in Leipzig sind. Er ist sich auch ziemlich sicher, dass er und seine Familie sie nicht aus anderen Gebieten nach Leipzig eingeschleppt haben. Er geht eher davon aus, dass sie durch den Garten zu ihm gekommen sind.
Wir haben auch schon eine Spinne auf dem Fensterbrett meines Sohnes im ersten Stock gefunden, die außen an der Hauswand hochgeklettert sein muss. Das ist auch das, was mir Nachbarn berichtet haben.
Halten Sie also mal Ausschau in Ihrem Keller, vielleicht hat sich ja dort auch schon eines dieser Exemplare eingefunden. Aber bitte, auch wenn der Achtbeiner ziemlich furchterregend aussieht, lassen Sie ihn am Leben und melden Sie den Fund. So kann dokumentiert werden, wie sich diese Art verbreitet und dieses Wissen ist nicht nur heute wichtig, sondern kann es auch noch in hundert Jahren sein.
AS/JeS