Ein Graffiti an einer Wand in Rio de Janeiro
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Langzeitstudie von 1992 bis jetzt Olympia von Nachhaltigkeit weit entfernt

24. April 2021, 13:00 Uhr

Olympische Spiele bringen hohe Kosten für Mensch und Umwelt. Ein internationales Forscherteam hat herausgefunden, dass diese in den vergangenen Jahrzehnten immer weiter gestiegen sind - es aber nicht so weitergehen muss.

Dass die olympischen Spiele nicht unbedingt ein Ausbund an Nachhaltigkeit sind, ist allgemein bekannt. Ein Team der Schweizer Unis Lausanne und Bern sowie von der New York University hat aber nun ausgerechnet, dass sie in den vergangenen Jahren sogar immer weniger nachhaltig geworden sind - trotz vieler gegenteiliger Beteuerungen. Dafür entwickelten die Forschenden ein neuartiges Modell, mit dem sich die verschiedenen Spiele von Albertville 1992 bis Tokio 2021 vergleichen ließen. Kriterien waren zum Beispiel der ökologische Fußabdruck der Besucher, der Bau von neuen Sportstätten, die Einhaltung von Gesetzen und der Zuspruch der lokalen Bevölkerung.

Olympia seit 2012 immer weniger nachhaltig

Im Ergebnis waren die Winterspiele 1992 in Albertville und 2002 in Salt Lake City noch am nachhaltigsten, schreiben die Autoren in ihrer in "Nature Sustainability" erschienenen Studie. Am wenigsten entsprachen den Kriterien die Olympiaausgaben 2014 in Sotschi und 2016 in Rio de Janeiro. Auffällig war dabei, dass die Spiele seit London 2012 im Schnitt immer weniger nachhaltig wurden.

Das ist auch vor dem Hintergrund bemerkenswert, dass sich London im Bewerbungsprozess unter anderem gegen Leipzig durchgesetzt hatte - das zuvor mit besonders nachhaltigen Spielen geworben hatte und hinterher vom Internationalen olympischen Komitee (IOC) als schlicht zu klein bezeichnet wurde. Später scheiterten deutsche Olympia-Ambitionen, etwa von München für 2022 und Hamburg für 2024, schon vor dem eigentlichen Bewerbungsprozess am Bürgerprotest. Auch wegen der Furcht vor den finanziellen Folgen sowie für Mensch und Umwelt.

Kurzfristig lieber in andere Ziele als in Olympia investieren

Und es dürfte auch in naher Zukunft nicht besser werden. Die kommenden Sommerspiele in Tokio, die wegen der Corona-Pandemie von 2021 auf dieses Jahr verschoben wurden, werden nicht nur wegen explodierender Kosten zunehmend auch von den Japanern kritisch beäugt - allein die Verlegung soll weitere 1,6 Milliarden gekostet haben. Wie die Spiele in Zeiten einer weiter weltweit grassierenden Pandemie organisiert werden sollen, bleibt unklar.

Damit Olympia irgendwann wirklich nachhaltig werden kann, haben die Autoren der Studie drei grundlegende Regeln aufgestellt: die Größe der Events massiv reduzieren, zwischen denselben Austragungsorten rotieren sowie unabhängige Nachhaltigkeitsstandards durchsetzen. "Bis diese Maßnahmen nicht umgesetzt werden, sollten Städte und Staaten die Steuergelder lieber in andere nachhaltigere Investitionen stecken als in olympische Spiele", lautet das Resumee.

cdi

2 Kommentare

MDR-Team am 25.04.2021

Hallo Atheist,
tatsächlich hatte IOC-Präsident Thomas Bach mit der "Agenda 2020" verkündet, dass die olympischen Spiele in Zukunft viel nachhaltiger werden sollen (https://www.zdf.de/nachrichten/sport/ioc-olympia-thomas-bach-sparkurs-100.html).
LG, das MDR-Wissen-Team

Atheist am 25.04.2021

„OLYMPIA VON NACHHALTIGKEIT WEIT ENTFERNT“
Warum sollte Olympia Nachhaltig sein?
Wer schreibt das vor? Nur weil es gerade der Zeitgeist ist?
Wenn nachhaltig müsste man Olympia gleich ganz abschaffen - es gibt nicht ein wenig schwanger!