Covid-19Impfungen und Omikron: T-Zell-Immunität und Immungedächtnis wirken weiter
Zwei neue Studien zeigen, dass Omikron zweifach Geimpfte zwar infizieren kann, weil es Antikörper umgeht. Doch T-Zellen und Gedächtnis-B-Zellen schützen tatsächlich aktiv vor einer schweren Erkrankung.
Dass Omikron durch sein stark mutiertes Spike-Protein dem Impfschutz teilweise ausweicht und deshalb für häufige Impfdurchbrüche sorgt, ist wissenschaftlich bereits gut belegt. Ebenso gibt es erste Arbeiten, dass der Schutz vor schwerer Erkrankung bestehen bleibt, weil die sogenannte zelluläre Immunantwort durch die Mutation kaum beeinflusst wird. Nach der doppelten Impfung gebildete T-Zellen, die vom Virus befallene Zellen gezielt und schnell ausschalten, wirken gegen Omikron nahezu genauso wie gegen den Wildtyp.
Diesen Schutz belegt jetzt eine neue Studie von Corine GeurtsvanKessel und Kollegen von der medizinischen Fakultät der Erasmus-Universität in Rotterdam, die in Science Immunology erschien. Eine zweite Arbeit von Ryutaro Kotaki und Kollegen vom japanischen Nationalinstitut für Infektionskrankheiten zeigt darüber hinaus, dass zwei Dosen eines mRNA-Impfstoffs über mehrere Monate hinweg zur Reifung von Gedächtnis-B-Zellen führen. Diese können neutralisierende Antikörper herstellen, die gegen alle möglichen Varianten wirken, auch gegen Omikron.
Grundimmunisierung mit Corona Impfungen: T-Zellen von Mutationen nicht beeinträchtigt
Corine GeurtsvanKessel und ihre Kollegen hatten das Blut von 60 Krankenhausangestellten untersucht, die mit einem der vier 2021 zugelassenen Impfstoffe gegen Sars-CoV-2 geimpft worden waren, also mit Moderna, Biontech/Pfizer, Astrazeneca oder Janssen. Alle diese Impfungen haben eine robuste T-Zell-Immunität ausgelöst, die auch sechs Monate nach der letzten Impfdosis deutlich messbar war und auch gegen Omikron wirkte. Allerdings lösten Impfungen gegen Omikron im Vergleich mit den anderen bisher bekannten Virusvarianten die niedrigste Menge neutralisierender Antikörper aus.
In allen Geimpften nahm die Zahl dieser Antikörper in den Monaten nach der Impfung konstant ab. Eine Ausnahme bildeten diejenigen, die den Vektorimpfstoff von Janssen (Johnson & Johnson) erhalten hatten. Bei ihnen waren schon kurz nach der Impfung nur wenige Antikörper vorhanden, die dann aber auch nicht weiter zurückgingen. Trotzdem konnten 13 von 15 mit Janssen geimpfte Testpersonen die Omikronvariante nicht neutralisieren. Eine Booster-Impfung mit dem mRNA-Impfstoff von Biontech/Pfizer konnte diese Neutralisationsfähigkeit allerdings teilweise wiederherstellen. Diese Daten stehen in Einklang mit bisherigen Studien und Daten, die gezeigt haben, dass die Booster-Impfung zumindest eine begrenzte Zeit Schutz vor Omikron vermittelt.
Booster: Warum dabei auch Omikron-spezifische Antikörper gebildet werden
Auch Ryutaro Kotaki und Kollegen untermauern mit ihrer Arbeit, wie gut eine zweifache Impfung mit einem mRNA-Impfstoff langfristig schützt, selbst gegen Immunflucht-Varianten wie Omikron. Die japanischen Wissenschaftler verfolgten die langfristige Entwicklung sogenannter Plasmazellen im Knochenmark. Das sind Gedächtnis-B-Zellen, die über viele Monate hinweg langsam reifen und die im Fall eines neuen Kontakts mit einem Erreger wie Sars-CoV-2 neue Antikörper herstellen können.
Den Forschern zufolge konnten diese Plasmazellen im Lauf von etwa fünf Monaten zunehmend Antikörper bilden, die gegen eine immer größere Breite von Virusvarianten wirksam war. Das zeigte sich bei Versuchen, bei denen die Forschenden die B-Zellen im Labor mit den Antigenen der Viren stimuliert hatten. Diese Erkenntnisse erklären laut den Autoren, warum bei einem Booster auch Antikörper gegen zuvor noch nicht bekannte Virusvarianten gebildet werden.
(ens)
Zu den Studien
- GeurtsvanKessel et.al.: Divergent SARS CoV-2 Omicron-reactive T- and B cell responses in COVID-19 vaccine recipients, Science Immunology
- Kotaki et.al.: SARS-CoV-2 Omicron-neutralizing memory B-cells are elicited by two doses of BNT162b2 mRNA vaccine, Science Immunology
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