Psychologie Wer die Macht hat, ist glücklich in der Liebe

06. Juli 2021, 16:22 Uhr

Wer hätte es nicht gern, das Rezept für das perfekte und langanhaltende Glück zu zweit? Eine "Zutat" zumindest haben Forschende der Martin-Luther-Universität Halle jetzt identifiziert: die Macht. Aber Macht und Liebe – passt das zusammen? Ja, sagen die Psychologen, allerdings nur dann, wenn beide Partner gleichermaßen die Hosen anhaben.

Macht und Liebe – das mutet auf den ersten Blick widersprüchlich an, denn wir verbinden mit dem Wort "Macht" eher etwas Negatives: sich durchzusetzen, ohne Rücksicht auf Verluste, ohne Rücksicht auf den anderen. Doch in der Forschung werde der Begriff wertneutral definiert, so Psychologe Robert Körner. Macht könne sogar eine sehr positive Rolle spielen: Wenn jemand das Gefühl habe, Entscheidungen treffen zu können, dann sei das etwas Gutes.

Wir wollen ja alle das Gefühl haben, das wir wichtige Dinge beeinflussen können. Das führt dann auch zu einer glücklicheren Beziehung.

Robert Körner, Psychologe

Zu diesem Ergebnis kommt Robert Körner von der Martin-Luther-Universität Halle in seiner Studie der Martin-Luther-Universität Halle, die er gemeinsam mit Astrid Schütz von der Universität Bamberg durchgeführt hat. Dafür hatten die Wissenschaftler deutschlandweit 181 heterosexuelle Paare im Alter von 18 bis 71 Jahren befragt, die im Schnitt bereits acht Jahre zusammen waren und mindestens einen Monat zusammenlebten.

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Um herauszufinden, wie zufrieden die Paare mit ihrer Beziehung sind, fragten die Forschenden nach der Bewunderung für den Partner oder die Partnerin, nach dem Vertrauen, der Zufriedenheit mit dem Sex, nach Gefühlen von Unterdrückung und Einschränkung sowie Engagement und Bereitschaft, in die Beziehung zu investieren.

Männer sind nach wie vor dominanter, aber dadurch nicht unbedingt zufriedener

Trotz zunehmender Gleichberechtigung besitzen Männer nach wie vor mehr positionelle Macht. Sie verfügen oft über das höhere Einkommen und den höheren Bildungsstand. Darüber hinaus haben sie ein stärkeres Bedürfnis, Entscheidungen zu treffen, als die meisten Frauen. Dennoch sind sie dadurch nicht unbedingt glücklicher in ihren Beziehungen.

Glück ist, wenn beide "die Hosen anhaben"

Dass beide Partner gleichermaßen das Gefühl haben, ein hohes Maß an Macht auszuüben, ist offenbar viel entscheidender für die Zufriedenheit. Ausschlaggebend dabei ist nicht das tatsächliche, objektive Maß an Einfluss auf den anderen und auf Entscheidungen, sondern wie die Beteiligten ihre Situation empfinden und ob sie vor allem auf die Bereiche Einfluss nehmen können, die ihnen wichtig sind.

Beide wollen Macht – und das macht glücklich?

Wenn beide Partner in gleichem Maße bestimmen wollen, scheinen Konflikte vorprogrammiert. Doch Macht auszuüben, Entscheidungen zu treffen, bedeute ja nicht unbedingt, dass einer Recht bekommt und der andere nicht, erklärt Robert Körner. Oft werde ein Kompromiss ausgehandelt, oder beide könnten ihren Willen in unterschiedlichen Bereichen durchsetzen. Sie möchte vielleicht entscheiden, wohin es in den Urlaub geht, er hingegen gibt bei der nächsten großen Anschaffung den Ton an. Doch so einfach sei es nicht immer, darauf weist Astrid Schütz, Persönlichkeitsforscherin an der Universität Bamberg und Co-Autorin der Studie hin.

Unsere Stichprobe umfasste relativ zufriedene Paare, was effektives Verhandeln begünstigt. In anderen Partnerschaften bestehen hier durchaus Konfliktpotenziale.

Astrid Schütz, Persönlichkeitsforscherin, Universität Bamberg

Um die zu vermeiden, hilft reden. Davon ist auch Robert Körner überzeugt: "Kommunikation kann Mittel sein, Wünsche und Bedürfnisse auszudrücken und Macht auszuüben.", so sein Tipp für eine zufriedene Partnerschaft.

Die Studie wurde in der Fachzeitschrift "Journal of Social and Personal Relationships" veröffentlicht.

krm

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