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Gefahren für BergtouristenKlimawandel in den Alpen: Felsstürze und kollabierende Gletscher

07. Oktober 2019, 12:10 Uhr

Der Klimawandel verändert auch die Gebirge tiefgreifend. Etwa den Mont Blanc und das Matterhorn: Bei den zwei berühmten Alpen-Bergen herrscht aktuell Alarmstimmung wegen Felsstürzen und Gletscherbewegungen.

Das Matterhorn wird seine weltbekannte Zipfelmützen-Gestalt wohl erst einmal nicht verlieren. Aber alte Bergsteigerrouten könnten bald zu gefährlich werden. Der Grund: der allseits bekannte Klimawandel.

Jan Beutel, forscht an der Eidgenössischen Technischen Hochschule in Zürich zu Gletschern und arbeitet als Bergführer. "Da, wo wir früher unseren Rastplatz hatten, sollte man sich heute nicht mehr länger aufhalten", sagt er: Steinschlaggefahr. "Alles, was größer ist als ein halber Apfel, ist potenziell tödlich."

Veränderungen am Matterhorn habe es schon immer gegeben, doch sie werden schneller. "Keine Frage: es gibt zunehmend größere Felsstürze", sagt Beutel. Die Zürcher Forscher untersuchen den Einfluss des Klimawandels auf die Stabilität von steilen Felswänden. Für das Bröckeln sei auch das Auftauen des Permafrosts verantwortlich - Gestein und Sediment, das normalerweise das ganze Jahr über gefroren ist.

"Wir sehen beim Permafrost einen deutlichen Trend zur Erwärmung, der sich insbesondere seit 2010 zeigt", sagt Jeannette Nötzli, Expertin für das Thema Permafrost am WSL-Institut für Schnee- und Lawinenforschung SLF in Davos.

Permafrost in den Alpen wird wärmer

Nötzli misst mit anderen Wissenschaftlern an 16 Standorten in den Schweizer Alpen die Permafrosttemperaturen in Bohrlöchern von 20 bis 100 Metern Tiefe. Im Sommer tauten die obersten Meter der Permafrostschicht auf.

"Es gibt eine klare Tendenz, dass diese Auftauschicht immer mächtiger wird", sagt die Schweizer Wissenschaftlerin. Nach dem heißen Sommer seien die Temperaturen in den oberen Schichten sehr hoch gewesen. Ob die Auftauschicht in neue Rekordtiefen reicht, könne erst im Herbst beurteilt werden.

Am Blockgletscher Corvatsch-Murtèl bei St. Moritz in Graubünden ist der Permafrost in 20 Metern Tiefe minus 1,2 Grad Celsius kalt, gut ein halbes Grad wärmer als zu Beginn der Messungen vor 32 Jahren.

Touristen werden vom Gletschwerschwund angezogen

Auch auf beim Mont Blanc, dem höchsten Berg der Alpen, gibt es Anlass zur Sorge: Dort bewegt sich der Planpincieux-Gletscher wegen der Erwärmung schneller in Richtung Tal. Der Bürgermeister des beliebten Skiorts Courmayeur ließ aus Sorge vor einem Abbruch zwei Zugangsstraßen im Val Ferret sperren.

Der Mont Blanc. Bildrechte: imago images/IP3press

Könnten nun Tonnen von Eis herabrutschen und Bewohner und Touristen unter sich begraben? "Für das Val Ferret gibt es kein Risiko, selbst wenn 250.000 Kubikmeter herunterrutschen", sagte der italienische Klimatologe Massimiliano Fazzini.

Derzeit gibt es aber keinen Grund für übertriebene Warnungen. "Einwohner und Touristen sind nicht in Gefahr - selbst wenn Touristen paradoxerweise von der jetzigen Situation angezogen werden." Ein Spektakel, dass vielleicht schon bald eine Ende finden könnte. Denn wenn der Gletscher kollabiere, dann sei auch die Touristenattraktion dahin.

Dieses Thema im Programm:MDR AKTUELL | MDR Aktuell | 26. September 2019 | 11:40 Uhr

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