Wichtig für Schlaganfall-Patienten Kurze Pausen beim Lernen steigern Lernfähigkeit

24. September 2019, 15:17 Uhr

Das Gehirn braucht Zeit, Gelerntes zu verarbeiten, soweit bekannt. Doch auch beim Lernen selbst helfen kurze Pausen. Das zeigt eine neue Studie von Leipziger Forschern, von der Schlaganfall-Patienten profitieren könnten.

Ein Mädchen, das eine Pause mit ihrem Cellos macht. 3 min
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Das Gehirn braucht Zeit, gelerntes zu verarbeiten. Soweit bekannt. Doch auch beim Lernen selbst helfen kurze Pausen. Das zeigt eine neue Studie von Leipziger Forschern, von der Schlaganfall-Patienten profitieren könnten.

MDR AKTUELL Mo 23.09.2019 17:12Uhr 02:53 min

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Manche neue Erkenntnis muss man erstmal sacken lassen, das weiß schon der Volksmund. Das Gehirn braucht Ruhepausen, damit es alle Informationen sortieren und dann in aller Ruhe ins Langzeitgedächtnis schieben kann. Das haben viele Studien bereits gezeigt. "Man weiß bisher, dass für die Verfestigung des Gelernten im Gehirn vor allem die Zeit nach dem Üben relevant ist", sagt Gesa Hartwigsen vom Max-Planck-Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften in Leipzig.

Doch was ist mit kleinen Pausen während der Übungen selbst? Solche kurzen Unterbrechungen haben Hartwigsen und ihr Team jetzt in einer Versuchsreihe untersucht. Zentrale Erkenntnis: Auch sie steigern die Lernfähigkeit. Wichtig ist das unter anderem für Menschen, die einen Schlaganfall erlitten haben und vieles neu lernen müssen.

Pausen führten zu besserer Erinnerung

Das Team ließ Probanden einfache motorische, jeweils 30 Sekunden dauernde Aufgaben durchführen. Dazwischen gab es acht Sekunden Pause. Zusätzlich schalteten sie eine Art Turbo ein und reizten das Gehirn der Probanden in den acht Sekunden Pausen mit Stromsequenzen. "Wir tun das in Form von elektromagnetischer Induktion. Das heißt, wir stimulieren das Gehirn mit kurzen Magnetfeldern", erklärt die Forscherin.

Die Probanden mussten nun Zahlenfolgen in eine Art Klaviertastatur eingeben. Während der acht Sekunden Pause stimulierten die Forscher dann den Bereich des Gehirns, der für die Hand zuständig ist. Dabei sahen sie laut Hartwigsen: "Wenn wir in diesen Pausen das Gehirn mit kurzen Stromsequenzen stimuliert haben, dann wurde das Gelernte am Ende besser erinnert." Die Forscher überprüften dazu, wie viel die Probanden sechs Stunden nach dem Experiment noch erinnerten, obwohl sie in der Zwischenzeit nicht geübt hatten.

Was läuft im Gehirn während einer Pause ab?

Und noch mehr: Mit der anderen Hand, deren Gehirnregion nicht stimuliert wurde, klappte es genauso - sie hat mitgelernt. Nun könnte man aber vermuten, die Forscher hätten geschummelt, nämlich das Hirn mittels elektromagnetischer Induktion gedopt. Für die Forscher sind die Ergebnisse trotzdem grundsätzlich aussagekräftig. Kleine Pausen seien wichtiger als bisher gedacht.

Die Studie gehört zur Grundlagenforschung. Was genau in unseren Gehirnwindungen während einer Pause abläuft, erklärt sie nicht. Das können auch die renommiertesten Forscher noch nicht sagen.  Der Psychologe Edwin Ullmann, akademischer Direktor an der Universität Würzburg hat aber eine Vermutung.

Lernvorgänge sind ja auf neurobiologischer Basis die Erweiterung von chemischen Vorgängen. Synapsen verknüpfen sich neu, bilden neuronale Netze und diese werden durch Pausen wahrscheinlich entsprechend gestärkt.

Edwin Ullmann, Universität Würzburg

Die aktuelle Studie soll nun erst einmal mit älteren Menschen fortgesetzt werden. Die Forscher möchten sehen, wie deren Gehirn auf die kurzen Pausen reagiert.

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | 24. September 2019 | 17:15 Uhr