Assistenz in Altenheimen Hilfe in der Pflege: Roboter "Pepper" stellt sich vor

25. Mai 2018, 15:30 Uhr

"Hallo, mein Name ist Pepper!", sagt eine niedlich klingende Stimme. Und der kleine Roboter, dem diese Stimme gehört, ist genauso knuffig. Mit großen Augen, einem leichten Lächeln und piepsiger Stimme bedient er das Kindchen-Schema und soll ihn so dem Menschen sympathisch machen. In Berlin wurde er anlässlich des Wissenschaftsjahres 2018 vorgestellt. Die Frage: Kann Pepper Pflegepersonal entlasten? Was jetzt schon feststeht: Menschliche Pfleger soll und kann Pepper nicht ersetzen.

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Was könen Roboter in der Pflege leisten? Ein Blick in den Stand Anfang 2020.

MDR KULTUR - Das Radio Fr 31.01.2020 07:03Uhr 03:45 min

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Nur 1,20 Meter ist der Roboter groß und 29 kg schwer, kann uns aber vielleicht bei unseren Pflegeproblemen der Zukunft helfen: Pepper. Weiß, sanft und abgerundet wirkt er - mit zwei Armen, zwei Händen und fünf Fingern. Beine hat Pepper nicht, dafür aber drei sogenannte omnidirektionale Räder. Das heißt, er kann in jede Richtung fahren ohne sich zu drehen. Auf der Brust hat Pepper ein klassisches Tablet, mit dem man Bilder ansehen, Videos abspielen oder Webseiten aufrufen kann. Sein Zweck: Interaktion mit Menschen.

Sorgenkind Pflege - Hilfe durch Pepper?

Und das betrifft einen Knackpunkt, beziehungsweise eine der großen Fragen, die uns derzeit beschäftigen: Wie können wir trotz demografischem Wandel unser Versorgungs- und Gesundheitssystem aufrechterhalten? Ein Teil der Lösung könnten Roboter sein, die Pflegekräfte unterstützen. Dazu wird unter anderem an Universitäts-Klinikum in Halle geforscht. Ein eigenes Projekt namens FORMAT verbindet Experten in Pflegewissenschaften, Wirtschaftsinformatik und Mediziner bei der Frage, wie und wo Pepper eingesetzt werden kann. Dabei steht für die Forscher schon mal fest: Einen Menschen kann und soll Pepper nicht ersetzen. Auch, weil es noch motorische Einschränkungen gibt, sagt Dr. Karsten Schwarz, Mitarbeiter im FORMAT-Projekt:

Wir dachten erst, Pepper kann schon greifen und Hol- und Bringedienste erledigen oder putzen und den Staubsauger führen. Das kann er alles nicht. Die Hände sind wirklich nur zur Stabilisierung beim Fahren und zum Gestikulieren da.

Dr. Karsten Schwarz

Aber Gestik ist ein essentieller Bestandteil: Schließlich soll Pepper mit Menschen interagieren. Er kann einfache Sätze verstehen, Sprache wiedergeben, erkennt Gesichter und merkt sie sich sogar. Einmal auf einen "Gesprächspartner" fixiert, folgt Peppers Blick dem Menschen. Alles, um die Interaktion zu erleichtern und damit man sich angesprochen fühlt.

Roboter Pepper kommt herum

Der humanoide Roboter Robbie vom Typ Pepper
Der Caritasverband und die Uni Siegen informieren am 09.07.18 in Köln über Robotik anhand eines Pepper-Exemplars namnes "Robbie". Bildrechte: imago/epd
Der humanoide Roboter Robbie vom Typ Pepper
Der Caritasverband und die Uni Siegen informieren am 09.07.18 in Köln über Robotik anhand eines Pepper-Exemplars namnes "Robbie". Bildrechte: imago/epd
Der humanoide Roboter Robbie vom Typ Pepper
Auch andere Branchen interessieren sich für die humanoiden Roboter: Pepper ist auch einsetzbar im Service-Bereich - wie hier auf einem Medienevent in Japan 2017. Der Roboter nimmt gerade eine Bestellung für einen Kaffee auf. Bildrechte: imago/AFLO
Der humanoide Roboter Robbie vom Typ Pepper
Auf einer Lebensmittelmesse in Japan präsentiert er 2018 an einem Stand Sushi. Bildrechte: imago/ZUMA Press
Ein humanoider Roboter Pepper (li.) reicht einem Mann die Hand
Auch die Uni Marburg arbeitet an der Entwicklung humanoider Roboter. Das Projekt nennt sich HEART - Humanoid Emotional Assistant Robots in Teaching. Die interaktionsfähigen Roboter werden für die Zukunft der universitären Lehre entwickelt. Anglistik-Professor Jürgen Handke experimentiert in seinen Lehrveranstaltungen bereits mit Robotern als Dozenten. Bildrechte: imago/epd
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Nicht den Menschen ersetzen

Wenn Pepper aber nicht selbst pflegen kann und soll, wie genau kann er denn dann helfen? Die Forscher sagen, er könnte Pflegekräfte unterstützen, quasi als zusätzliches technisches Hilfsmittel. Angedacht ist, dass Pepper zum Beispiel bei einem MRT-Termin im Krankenhaus oder der Praxis bereitsteht, Patienten vorbereitet und erklärt, was bei der Untersuchung genau passiert. Ein anderes Beispiel könnte eine Reha-Klinik sein, in der Pepper dem Patienten Übungen zeigt - also zum Beispiel ans Bett fährt und die Arme hebt und den Patienten zum Mit- und Nachmachen animiert.

Pepper noch am Anfang seiner Möglichkeiten

Roboter Pepper wird im Uni-Klinikum Halle getestet, ob er für die Pflege eingesetzt werden kann
Ein richtiges Interview kann Pepper noch nicht führen. Alle Antworten müssen vorher eingegeben werden. Bildrechte: MDR/Karsten Möbius

Das Problem: Noch kann Pepper keinen eigenständigen Dialog führen, noch muss ihm alles, was er sagt, vorher eingegeben werden. Wegen dieser Beschränktheit werden Pepper-Modelle derzeit in der "Werbung" eingesetzt - unter anderem als eine Art Touristenführer im berühmten Smithsonian Institut in Washington D.C. , um Besucher auf das Museum für Afrikanische Kunst aufmerksam zu machen. In Japan locken mehrere Pepper-Roboter Kunden in Geschäfte, indem sie sie auf der Straße ansprechen.

Dresdner Humanoiden-Entwicklung "August der Smarte"

In Deutschland wurde Pepper anlässlich des "Wissenschaftsjahrs 2018" in Berlin vorgestellt, wo Chancen und Risiken der Robotik in der Altenpflege diskutiert wurden. Pepper ist nicht der einzige Roboter, der in Mitteldeutschland unterwegs ist und der mit Menschen interagieren soll. Wissenschaftler an der Hochschule für Technik und Wirtschaft Dresden haben "August den Smarten" entwickelt, einen Roboter, der speziell in der Pflege von Menschen mit Demenz helfen soll. Zum Beispiel kann "August" als Sitzwache nach einer Operation am Bett des Patienten bleiben und ihn beruhigen.

2018: Noch ist die Interaktion begrenzt

Noch ist die Interaktion mit Robotern wie August oder Pepper begrenzt. Noch kann man kein richtiges Gespräch mit ihnen führen. Doch die Welt der Robotik und Künstlichen Intelligenz entwickelt sich rasant. Und was heute noch nach absoluter Zukunftsmusik klingt, ist in fünf, zehn oder zwanzig Jahren vielleicht Realität: ein mechanischer Begleiter, der Personal, Bewohnern und Patienten den Alltag - auch im Pflegeheim - erleichtert.

Dieses Thema im Programm: MDR SPUTNIK Tagesupdate | 03. Mai 2018 | 18:50 Uhr