Internationale StudieAbwasser verrät: Auch Toilettenpapier kann PFAS enthalten
Per- und Polyfluoralkyl-Substanzen, kurz PFAS, sind überall. Die umstrittenen Ewigkeitschemikalien, die krebserregend sein könnten, sind auch dort, wo wir sie nicht vermuten: im Toilettenpapier.
PFAS sind überall. Weil sie u.a. wasser- und schmutzabweisend sind, stecken sie in Unmengen Alltagsprodukten, Jacken, Teppichen, Pfannen, Kosmetika. Erst vor wenigen Tagen zeigte eine Recherche, dass die Chemikalien überall zu finden sind, an 1.500 Orten konnten sie nachgewiesen werden.
PFAS können im Toilettenpapier zurückbleiben
Auch im Abwasser, das spätestens seit Corona besonders intensiv überwacht wird, landen PFAS – zum Beispiel aus Kosmetikartikeln oder Reinigungsmitteln. Eine Quelle allerdings wurde bisher noch nicht untersucht: Toilettenpapier. Darüber berichten Forscher der der American Chemical Society in den "Environmental Science & Technology Letters". Ausgangspunkt der Forschenden war die Tatsache, dass einige Papierhersteller bei der Umwandlung von Holz in Zellstoff PFAS hinzufügen, die zurückbleiben und das endgültige Papierprodukt kontaminieren können. Auch recyceltes Toilettenpapier könnte mit Fasern hergestellt worden sein, die aus Materialien stammen, die PFAS enthalten.
Die Forschenden sammelten Toilettenpapierrollen, die in Amerika, Afrika und Westeuropa verkauft wurden und sammelten Klärschlammproben aus US-amerikanischen Kläranlagen. Anschließend wurde der Schlamm auf 34 Verbindungen, die allesamt zu den PFAS zählen, analysiert. Primär nachgewiesen wurden disubstituierte Polyflouralkylphosphate (diPAPs). Diese Verbindungen können sich in stabilere PFAS umwandeln, die potenziell krebserregend sind.
Stark unterschiedliche Anteile von PFAS
In Kombination mit Daten zum Pro-Kopf-Toilettenpapierverbrauch in verschiedenen Länder berechneten die Forschenden, dass alleine Toilettenpapier mitunter für einen nicht unerheblichen Anteil an PFAS im Abwasser verantwortlich ist. In Frankreich ist Toilettenpapier für 89 Prozent des 6:2 diPAP (einer Unterart der PFAS) im Abwasser verantwortlich. In Schweden liegt dieser Anteil bei 35 Prozent und in den USA bei vier Prozent. Zahlen für Deutschland wurden nicht erhoben.
Das Forscherteam resümiert angesichts dieser stark schwankenden Werte, dass Toilettenpapier an einigen Orten der Welt sogar als Hauptquelle für PFAS im Abwasser gelten können – an anderen Orten wiederrum spiele es eher eine untergeordnete Rolle. Andere Quellen für PFAS im Abwasser sind Kosmetika, Textilien oder Lebensmittelverpackungen.
Links/Studien
Die ganze Studie zum Nachlesen gibt es hier: Per- and Polyfluoroalkyl Substances in Toilet Paper and the Impact on Wastewater Systems.
iz/gp
Dieses Thema im Programm:MDR AKTUELL | 28. Februar 2023 | 06:09 Uhr
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