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Datenträger aus der digitalen Steinzeit

19. April 2019, 15:00 Uhr

Gerade noch High-Tech, jetzt schon völlig veraltet: Wer auf Mini-Disc oder Kassette aufgenommene Musik noch abspielen will, steht vor Herausforderungen. Noch schwieriger wird das Lesen alter Disketten.

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Immer höher werden die Datenmengen, die man bequem über das Internet transportieren kann. Physische Datenträger wie DVDs oder CDs werden immer seltener. Mit Mini-Discs oder Kassetten kann heute kaum noch jemand etwas anfangen. Diese fünf Datenträger waren mal High-Tech und sind heute schon völlig veraltet.

Die Mini-Disc

Die meisten Menschen in Deutschland kennen noch die CD, die kleine silberne Scheibe, die seit den 1980ern lange Zeit der Standard unter den Tonträgern war. Die Mini-Disc hingegen haben die meisten vergessen. Der kleine, quadratische Datenträger war etwa sieben mal sieben Zentimeter groß. Obwohl Experten von seinen Eigenschaften begeistert waren, konnte er sich nie am Markt durchsetzen. Er kam wohl einfach zu spät.

Bildrechte: Daniela Schmidt/MDR

Der japanische Konzern Sony brachte die Mini-Disc im Herbst 1992 heraus. Vom Prinzip handelte es sich um eine Mischung der Eigenschaften von CD und Kassette. Ähnlich wie auf CDs wurden Musik oder Tonaufnahmen hier digital abgespeichert. Der Klang der Mini-Disc war damit deutlich besser als bei analogen Medien wie der Kassette.

Im Gegensatz zur CD aber konnten Mini-Discs von Anfang an auch von Privatanwendern bespielt werden. CD Rekorder waren damals noch unerschwinglich. Doch auch die MD Spieler waren teuer. 750 Dollar kosteten die ersten Geräte von Sony. Die Kernzielgruppe der Teenager blieb daher dem Kassettenrekorder treu. Im ersten Jahr verkaufte Sony weltweit lediglich 50.000 Exemplare seines MD-Players.

Erst Ende der 1990er brachte der japanische Konzern günstigere MD-Spieler auf den Markt. Doch es war bereits zu spät. 2001 startete Apple mit dem ersten iPod die neue Ära der MP3-Player. Die Mini-Disc blieb ein Randphänomen. 2011 verkündete Sony offiziell das Aus für das Medium.

DAT-Kassette

Bildrechte: MDR/Daniela Schmidt

DAT steht für Digital Audio Tape. Eine Reihe von Konzernen entwickelten in den 1980ern gemeinsam DAT-Kassetten und Rekorder. Sie sollten Nachfolger der bekannten Compactkassetten werden. DAT-Rekorder speichern Musik oder Aufnahmen digital ab, die Tonqualität war damit teilweise sogar besser als auf CDs.

Hohe Anschaffungspreise für Geräte und umständliche Kopierschutzverfahren verhinderten allerdings den Durchbruch auf dem Massenmarkt. DAT blieb daher vor allem ein Datenträger für Profis, etwa Tonstudios oder Rundfunkanstalten. Bei Radioreportern waren DAT-Rekorder bis zur Einführung von Flashspeichern das Standardarbeitsgerät.

3,5“-Diskette

Die 3,5 Zoll Diskette kennen alle, die zu Beginn der 1990er einen PC nutzten. Diese Computer liefen damals meist mit dem Betriebssystem MS-DOS. Sie lösten bei den Heimanwendern unter anderem die Commodore Computer, etwa C64 oder Amiga 500, ab.

Bildrechte: Daniela Schmidt/MDR

Bei den PCs der Generation 3-86, 4-86 und Pentium war ein 3,5 Zoll Diskettenlaufwerk Standard. Der Datenträger hat ein bierdeckelgroßes Plastikgehäuse und eine Metallschiebeklammer, die die Magnetbandscheibe im Inneren abschirmt. Verschiedene Entwicklungsschritte der Diskette erhöhten ihre Speicherkapazität schließlich auf 1,44 Megabyte.

Mitte der 1990er wurden schließlich CD-Rom-Laufwerke populär. Auf CDs konnten bis zu 700 Megabyte gespeichert werden. Allerdings gab es zunächst keine CD-Brenner für Privatanwender. Wer Daten von einem PC zum nächsten kopieren wollte, blieb also auf Disketten angewiesen. Erst als die CD Anfang der 2000er für jedermann beschreibbar wurden, hatte die Diskette ausgedient.

3"-Diskette

Die 3 Zoll Diskette ist ein Exot unter den digitalen Speichermedien. In Deutschland kennt man sie von den Schneider-Computern. Diese 8-Bit Heimcomputer wurden in den 1980ern von der britischen Firma Amstrad entwickelt und in Deutschland von der Schneider Computer Division verkauft. Sie waren Zeitgenossen der populären C64-Computer.

Bildrechte: MDR/Daniela Schmidt

Die 3-Zoll-Diskette wurde als Nachfolgerin der weichen 8-Zoll-Floppys entwickelt. Wie die spätere 3 1/2-Zoll-Diskette, hat auch die 3-Zoll-Diskette eine harte Plastikhülle. Dadurch ist sie weniger anfällig für Schäden. Ihre Speicherkapazität betrug rund 360 Kilobyte. Die Lese- und Schreibgeschwindigkeit war bei Disketten deutlich höher als bei vorangegangenen Kassettenbandlaufwerken.
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Allerdings wurde die 3 Zoll Diskette nur von wenigen anderen Herstellern außer Amstrad verwendet. Dadurch blieben die Kosten pro Datenträger hoch. Ein Exemplar kostete zwischen 7 und 20 D-Mark, nach heutigen Maßstäben also 3 bis 10 Euro.

Datasette

Bildrechte: imago/Kyodo News

Kassetten wurden nicht nur als Tonträger verwendet. Sie wurden auch als digitale Speichermedien genutzt bei Computern wie dem C64 oder auch bei DDR-Rechnern der Marke Robotron. Pro 30 Minuten Band konnten rund 100 Kilobyte abgespeichert werden.

Der Nachteil der Datasetten ist allerdings groß: Alle darauf abgespeicherten Daten können nur durch umständliches Spulen abgerufen werden. Nachfolger wie die Diskette hingegen erlaubten den ständigen Zugriff auf den gesamten Speicher des Datenträgers. Deshalb verschwanden die Bandlaufwerke für Datasetten zum Ende der 1980er vom Markt.

Dieses Thema im Programm:MDR THÜRINGEN - Das Radio | Ramm am Nachmittag | 10. September 2018 | 16:10 Uhr