Meine Challenge Vorteile und Gefahren von Self-Tracking
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Datenerhebung durch Wearables und Co: Unverzichtbar oder im Gegenteil sogar gefährlich? Hintergründe und Gesprächspartner zur Podcastfolge: "Mit Self-Tracking den Hintern hochkriegen".

Kälte und Regen machen Menschen bewegungsmüde. Kann da ein Fitnessarmband helfen, dass einen schonungslos mit dem Datenschatten der eigenen Faulheit konfrontiert? Bringt die mit dem Arband verbundene Fitnessapp auf dem Handy die nötige Motivation? MDR-Wissen Reporterin Daniela Schmidt probiert es an sich selbst aus.
Der Pionier der Selbstvermessung
Florian Schumacher ist ein Vorreiter der Selbstvermessung durch sogenannte Wearables, also Sensoren, die den eigenen Körper und damit auch die eigene Gesundheit tracken. Auf seinem Blog "I grow digital" stellt er regelmäßig neue Geräte vor und testet sie. Schumacher ist außerdem Gründer der deutschen Community zum "Quantified Self", der internationalen Bewegung der Selbstvermesser.
Links:
Blog "I grow digital"
Quantified Self Deutschland
Selbstvermessung in Forschung und Medizin
In Psychologie und Psychiatrie ist Selbstvermessung und Selbstwahrnehmung ein bereits seit langem praktizierter Ansatz zur Heilung vieler Leiden. Patienten führen Tagebuch über ihre Aktivitäten, sei es ihr Schlaf oder ihre Bewegungen. So können sie sich selbst ein Bild davon schaffen, was ihnen hilft und was nicht. Neue Biosensoren und Handyapps liefern hier neue Wege, solche Therapieansätze zu vereinfachen. Christian Sander ist Psychologe und Mitarbeiter im Projekt STEADY, bei dem erforscht wird, wie digitale Plattformen zur Heilung affektiver Störungen beitragen können.
Links:
Dr. Christian Sander, Deutsche Depressionshilfe
Projekt "STEADY"
Die kritische Perspektive: Selbstoptimierung von Gefühlen?
Die Soziologin Sarah Pritz von der Universität Hamburg erforscht, wie Selbsttracking dazu genutzt wird, um die eigenen Gefühle beherrschbar zu machen. Sie hält Tracking-Technologien für den zentralen Ausdruck einer Gesellschaft, in der sich die Einzelnen immer härteren Leistungsanforderungen und Optimierungswünschen unterwerfen.
Links:
Aufsatz: "Making Emotions count" im Sammelband "Lifelogging"
Sarah Pritz, Universität Hamburg
Gefahr durch Daten: Wearables und mangelhafter Datenschutz
Das Unabhänige Landeszentrum für Datenschutz in Schleswig-Holstein hat sich international einen Namen unter Datenschützern gemacht mit dem Ansatz, den Schutz der Daten direkt in Technologien zu verankern und dadurch zu verwirklichen. Die Informatikerin Marit Hansen ist eine Vordenkerin dieses Ansatzes. Zusammen mit anderen Privacy-Institutionen hat das ULD im Jahr 2016 verschiedene Wearables und Fitness-Apps untersucht. Die Bilanz war durchweg negativ: Für die Nutzer ist oft nicht nachvollziehbar, was mit den Daten geschieht, die durch die Geräte erhoben werden. Die Datenschutzerklärungen sind meist mehrdeutig formuliert, die Missbrauchsgefahren aber groß. Biodaten sind Gesundheitsdaten und geben damit sensible Auskünfte über die Nutzer der Apps.
Links:
Datenschutz-Mängel bei Fitness-Armbändern und Smart Watches
Marit Hansen über die Datenschutzgrundverordnung