Antarktisforschung Deutsche Expedition zum Eisberg A-68

Erinnern Sie sich noch an A-68, den Riesen-Eisberg? Der steckt gerade fest. Und das passt prima. Denn am Montag starteten deutsche Forscher, um ihn zu untersuchen. Zwei Expeditionen hatten bisher keinen Erfolg.

Das Forschungsschiff Polarstern im Eismeer in der Abendsonne.
Bildrechte: Alfred-Wegener- Institut, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung

Vor zwei Jahren ist der Riesen-Eisberg A-68 vom Larsen-C-Schelfeis in der Antarktis abgebrochen. Doch bisher ist er noch nicht weit gekommen. Noch immer schwimmt er im Weddell-Meer, dem schlimmsten Meer der Welt, wie es der britische Forscher Sir Ernest Shackleton vor 100 Jahren nannte. Bis heute eine der unerforschtesten Gegenden unser Erde. Jetzt wollen deutsche Forscher den Eisberg und vor allem die Abbruchstelle genau untersuchen.

Ein schwieriges Unterfangen, denn die bisherigen Versuche brachten keine Ergebnisse. Das britische Forschungsschiff James Clark Ross hatte im vergangenen Jahr vergeblich versucht, das Gebiet zu erreichen. Die Forscher an Bord des Eisbrechers SA Agulhas II schafften es im Januar 2019 ebenfalls nicht bis zum Larsen-C-Schelfeis und suchen jetzt im Weddell-Meer nach dem vor über 100 Jahren untergegangenen Schiff des Polarforschers Shackleton.

Zwei Expeditionen sind gescheitert

Jetzt ist die "Polarstern" dran. Im November 2018 begann das deutsche Forschungsschiff  seine Reise. Am 9. Februar 2019 soll es in Punta Arenas die Forscher an Bord nehmen, die sich in diesen Tagen per Flugzeug auf den Weg machen. 9 Wochen wird die Expedition dauern. Geplant sind 61 Seetage, sagte Expeditionsleiter Dr. Boris Dorschel vom Alfred-Wegener-Institut in Bremerhaven MDR Wissen.

Expedition in das "schlimmste Meer der Welt"

Das schlimmste Meer der Welt: So hat Polarforscher Ernest Shackleton das Weddell-Meer genannt. Das Forschungsschiff "Polarstern" ist dort unterwegs zum Eisberg A-68 und dem Larsen C-Schelfeis, von dem er abgebrochen ist.

Ein Forschungsschiff im Eis mit Abendsonne.
Für die Polarstern ist es nicht die erste Fahrt ins Eis des Wedell-Meeres. Bildrechte: Alfred-Wegener- Institut, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung
Ein Forschungsschiff im Eis mit Abendsonne.
Für die Polarstern ist es nicht die erste Fahrt ins Eis des Wedell-Meeres. Bildrechte: Alfred-Wegener- Institut, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung
Das Forschungsschiff Polarstern vor vorn aufgenommen.
Die Forscher hoffen, dass der Eisbreches es bis ins Larsen C-Schelfeis schafft. Bildrechte: Alfred-Wegener- Institut, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung
Eine vereiste Klippe, die Larsen Klippe in der Antarktis.
So sieht eine Abbruchkante in der Antarktis aus. Aufgenommen auf der Polarstern-Expedition ANTXXIII/8 im Weddellmeer 2006/07. Bildrechte: Alfred-Wegener- Institut, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung
Helikopterlandeplattform auf dem Heck der Polarstern.
Der Bordhubschrauber auf dem Helideck. Bildrechte: Alfred-Wegener- Institut, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung
Ein viereckiges Netz taucht ins Wasser ein.
Mit diesem Netz wird nach Tieren im Meer gesucht. Bildrechte: Alfred-Wegener- Institut, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung
Seesterne
Verschiedene Seesterne. Bildrechte: Alfred-Wegener- Institut, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung
Seespinnen, drei Exemplare.
Asselspinnen (Pycnogonida), sind eigentlich keine Spinnen, sondern einen eigene Klasse. Bildrechte: Alfred-Wegener- Institut, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung
Eisberg A-68
Der Eisberg A-68 steckt im Nordwesten des Weddell-Meers fest, wie diese aktuelle Aufnahme von polarview.aq zeigt. Bildrechte: Polarview/ESA
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Dieses Thema im Programm: MDR aktuell | Fernsehen | 12. Juli 2017 | 17:45 Uhr

Erster Zwischenstopp für die Polarstern und das internationale Forschungsteam wird der 2017 abgebrochene Eisberg A-68 sein. "Mit Unterwasserrobotern werden wir einen Blick unter den Eisberg werfen", so Dorschel. Der rund 175 Kilometer lange und 50 Kilometer breite Eisberg liegt nordwestlich der Abbruchstelle fest. "Er hat sich um 180 Grad gedreht", sagte Dorschel. Er vermutet, dass möglicherweise eine Untiefe den Eisriesen aufgehalten hat.

Das eigentliche Ziel der Expedition ist aber das Larsen-C-Schelfeis weiter südlich in der Antarktis - also der Ort, an dem A68 abgebrochen ist. Dort haben die Forscher die einmalige Chance, ein über hunderttausende Jahre verborgenes Ökosystem zu studieren. "Der Bereich war von hunderte Meter dickem Eis bedeckt", so Dorschel, "und jetzt sind es nur noch mehrere Meter". Eine echte Chance also, diese "fundamental veränderten Umweltbedingungen" zu untersuchen, eine Welt zu entdecken, über die wir bis heute praktisch nichts wissen.

"Der Abbruch dieses riesigen Eisbergs wirkt so, also nehme man plötzlich die Decke von einer Höhle", beschreibt es Huw Griffith. Der Meeresbiologe vom British Antarctic Survey wird die Erforschung des Meeresbodens leiten. "Das Gebiet war Jahrtausende ohne Sonnenlicht, und wir gehen davon aus, dass sich hier eine Artengemeinschaft entwickelt hat, die sich speziell an ein Leben mit sehr wenig verfügbarer Nahrung angepasst hat."  

Das Weddell-Meer zu durchqueren ist allerdings alles andere als leicht. Denn es ist fast immer von Eis bedeckt und das steht unter hohem Druck, erklärt Expeditionsleiter Dorschel. Er hofft auf sogenannte Leads - eisfreie Rinnen, die durch die Zirkulation des Meerwassers immer wieder entstehen können. Ob die Expedition gelingt? "Wir werden jedenfalls unser Bestes geben", verspricht er.

Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR Aktuell | 12. Juli 2017 | 17:45 Uhr