Parasoziale Trauer Darum trauern wir um Prominente wie um Familienangehörige
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04. Januar 2025, 13:00 Uhr
Wenn eine prominente Person stirbt, kann die Trauer bei manchen Menschen grenzenlos sein – obwohl sie sie gar nicht persönlich gekannt haben. US-Forscher haben einen Grund dafür gefunden.
Die Experten um Wendy Lichtenthal von der University of Miami untersuchten dazu das Phänomen der sogenannten parasozialen Trauer. Diese entsteht bei vielen Menschen, wenn Prominente, Politiker oder hoch angesehene Personen sterben. Parasoziale Beziehungen sind solche, die man einseitig zu einer bekannten Person führt, ohne diese persönlich zu kennen. Dennoch verspürt man eine besondere Verbindung zu dem Prominenten.
Keinen Zeitrahmen für die Trauer setzen
Die parasoziale Trauer verspüren wir nach dem Tod der prominenten Person, weil es sich eben trotzdem um eine Beziehung handelt, bei der wir uns um die bekannte Person sorgen und eine emotionale Verbindung zu ihr haben. Psychologisch gesehen handelt es sich bei der Trauer um eine natürliche Reaktion, bei der wir innerlich gegen die Trennung von einer Person protestieren, zu der wir eine Verbindung hatten.
Die Forschung etwa von Wendy Lichtenthal hat gezeigt, dass die parasoziale Trauer an die um Familienangehörige heranreichen kann. Das liegt etwa daran, dass der verstorbene Prominente für uns Hoffnungen für die Zukunft verkörperte oder wichtige Aspekte unserer Sicht auf die Welt. Dabei ist die parasoziale Trauer ähnlich sinnvoll und kann ähnlich tiefgreifend sein wie bei persönlich bekannten Menschen.
Und es gibt auch keinen Zeitrahmen, innerhalb dessen die Trauer abgeschlossen sein sollte. "Eher als einen Zeitpunkt für das Ende der Trauer zu setzen, sollte man sich dem Raum geben, um darüber nachzudenken, was einem die verstorbene Person bedeutet hat", erläutert Lichtenthal. "Vielleicht ist dies mehr der Fall, als einem bewusst war. Und das ist auch in Ordnung."
cdi
Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | 24. November 2024 | 10:20 Uhr
klaus.kleiner77 vor 1 Wochen
Also ich trauere nicht um Prominente, warum sollte ich auch?