Frau lacht durch Lupe
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Wissen-News Humor kann Wissenschaft vertrauenswürdiger machen

10. März 2025, 16:58 Uhr

Laut einer neuen Studie kann Humor beim Vermitteln von wissenschaftlichen Themen helfen und sogar für mehr Vertrauen in die Wissenschaft sorgen. Bei der Wahl des Humors muss man allerdings aufpassen. Sarkasmus ist zum Beispiel fehl am Platz.

Wissenschaft hat viel mit Vertrauen zu tun. Aber wann wirken Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen am vertrauenswürdigsten? Müssen sie immer sachlich bleiben? Oder darf auch mal eine Prise Humor eingestreut werden? Letzteres. Das sagt zumindest eine neue Studie, die aber Einschränkungen mit sich bringt. Zum Beispiel wurde nur die Wirkung von Social-Media-Beiträgen einer eigens dafür geschaffenen fiktiven Wissenschaftsfigur "Dr. Jamie Devon" auf der Plattform X (ehemals Twitter) untersucht.

Aber zumindest da kam heraus: Witzigkeit kann das Vertrauen erhöhen und die Kommunikation effektiver machen. Oder wie es Studienautorin Alexandra Lynn Frank von der Universität von Georgia (USA) formuliert: Humor könne durch das Hervorrufen von Heiterkeit beim Publikum "sowohl positive Auswirkungen auf die Sympathie eines Kommunikators haben als auch die Wahrnehmung verstärken, dass die Botschaft eine angemessene und legitime Quelle wissenschaftlicher Informationen ist".

Wissenschaft auf Social Media: Anthropomorphismus und leichte Satire sind passende Humor-Werkzeuge

Die Studie von Frank und ihren Kollegen fügt sich in die wachsende Zahl von Forschungsarbeiten ein, die in den letzten Jahren den Einsatz von Humor (wie Stand-up-Comedy) in der Wissenschaftskommunikation untersucht haben. Die neue Studie konzentriert sich auf Social Media und soll laut der Forschungsgruppe zeigen. "wie Menschen auf Anthropomorphismus und Satire reagieren". Mit Anthropomorphismus ist dabei die Vermenschlichung von Tieren oder Gegenständen gemeint, zum Beispiel Autos, die in den Cartoons von "Dr. Jamie Devon" manchmal sprechen können.

Beispiele für die von den Probanden gesehenen Tweets in der Studie über Humor in der Wissenschaft
Beispiele für die von den Probanden gesehenen Tweets Bildrechte: Alexandra L. Frank, Michael A. Cacciatore, Sara K. Yeo, Leona Yi-Fan Su

Den Studienteilnehmern wurde eine von acht Versionen einer von "Dr. Jamie Devon" initiierten fiktiven Twitter/X-Konversation gezeigt. Der Tweet enthielt eine Karikatur über künstliche Intelligenz (KI), und das Humor-Element wurde unter vier Bedingungen variiert: kein Humor (Kontrollgruppe), Anthropomorphismus, Satire und eine Kombination aus beidem. Nach dem Betrachten der Inhalte gaben die Teilnehmer an, wie viel Heiterkeit beziehungsweise wahrgenommenen Humor sie empfanden, wie sympathisch sie den Wissenschaftler fanden und wie sie die Legitimität des Inhalts als angemessene Form der Wissenschaftskommunikation bewerteten.

Die Ergebnisse sprachen deutlich für mehr Humor in der Wissenschaft. Die Studienautorin erklärt sich das damit, dass "die Menschen dazu neigen, Menschen zu mögen, die sie zum Lachen bringen können, und sich mit ihnen identifizieren. Wenn Menschen etwas witzig finden, sind sie in der Regel weniger geneigt, die Botschaft oder die Person, die sie vermittelt, abzulehnen. Unsere Forschung unterstützt diese Idee. Wir haben herausgefunden, dass Humor die Kommunikationsbemühungen von Wissenschaftlern unterstützen kann, aber nur, wenn die Leute sie lustig finden", erklärt Frank. Der letzte Halbsatz ist dabei wichtig, denn Humor kann auch nach hinten losgehen.

eine Gruppe lachender, junger Leute 1 min
Bildrechte: Colourbox.de

MDR JUMP Fr 10.11.2023 07:20Uhr 01:00 min

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Sarkasmus, Angriffe auf Personen und aggressive Satire funktionieren nicht

Beispielsweise seien Sarkasmus oder sich über jemanden lustig zu machen, ganz und gar keine erfolgreichen Humorarten in dieser Hinsicht. "Es ist jedoch wichtig anzumerken, dass neuere Untersuchungen meiner Mitautoren darauf hinweisen, dass harte Formen der Satire als aggressiv wahrgenommen werden können, was die Glaubwürdigkeit der wissenschaftlichen Informationsquelle untergraben kann", sagt Studienautorin Frank.

Humor sei ein mächtiges Werkzeug, wenn er verantwortungsvoll eingesetzt werde. Durch den Einsatz von Humor können Wissenschaftler komplexe Konzepte vereinfachen, so dass sie leichter zu verstehen sind. Dieser Ansatz fördere nicht nur den guten Willen, sondern habe auch das Potenzial, Fehlinformationen auf freundliche Art und Weise zu zerstreuen. Außerdem könne Humor die Neugierde wecken und die Menschen dazu motivieren, zusätzliche Informationen über wichtige wissenschaftliche Themen zu suchen.

PS: Dass die Studie am 10. März erscheint, ist sicher Zufall. Aber wir wollen nicht vergessen zu erwähnen, das Chuck Norris heute 85 wird. Oder, wie es in diesem Fall heißen sollte: Der Geburtstag feiert Chuck Norris.

(rr)

Dieses Thema im Programm: MDR S-ANHALT | Sachsen-Anhalt heute | 21. Februar 2025 | 19:10 Uhr

8 Kommentare

MDR-Team vor 6 Tagen

Hallo part,

letzendlich geht es wohl darum, dass Humor und Satire als ergänzende Werkzeuge genutzt werden können, um komplexe Themen auf eine Weise zu präsentieren, die zum Nachdenken anregt, ohne dabei die Fakten zu verzerren oder wichtige wissenschaftliche Erkenntnisse zu übergehen.

- Das MDR WISSEN Team

part vor 6 Tagen

Satire zu bestimmte Themen kann beide Seiten von Aspekten beleuchten, sie kann als Humor daherkommen, aber auch bissig wirken und zum Nachdenken anregen. Die Wissenschaft aber ist durchsetzt von Befürwortern und Gegnern von Thesen, die Medienwirksamkeit entscheidet allein über den Erfolg, möchte man meinen. In Kindersendungen mag dies recht hilfreich sein, humorvoll daherzukommen oder im Nachmittagsprogramm, leider werden dabei nie beide Seiten der Medaille beleuchtet und das finde ich so ...

MDR-Team vor 1 Wochen

Hallo @Niemann,
Humor kann in der Wissenschaftskommunikation helfen, komplexe Themen zugänglicher zu machen. Entscheidend ist aber, dass er nicht die wissenschaftliche Substanz ersetzt.

Kritik an Missständen ist legitim, doch Humor wird oft subjektiv wahrgenommen. Dieter Nuhr wurde nicht ‚von der Politobrigkeit‘ beobachtet, sondern kontrovers diskutiert – was in einer offenen Gesellschaft normal ist.

Aktionen wie ‚Impfen für eine Bratwurst‘ waren humorvolle Anreize zur Impfkampagne, aber sie lenken nicht vom eigentlichen Zweck ab: dem Schutz der Gesundheit. Wissenschaftliche Fakten blieben dabei stets im Mittelpunkt.
Viele Grüße

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