StraßenverkehrSehr alte und sehr junge Autofahrer verursachen Unfälle am häufigsten
Wenn Menschen, die 75 Jahre oder älter sind, in einen Pkw-Unfall mit Personenschaden geraten, dann sind sie selbst in drei von vier Fällen die Hauptverursacher. Das ist eine noch höhere Quote als bei 18- bis 20-jährigen Fahranfängern. Dazu kommt: Unfälle enden für Senioren viel häufiger tödlich als für andere Verkehrsteilnehmer.
Wenn man Autofahrerinnen und Autofahrer in drei Gruppen aufteilt, nämlich die ganz jungen (unter 25 Jahre), die "mittelalten" (25 bis 64 Jahre) und die ganz alten (65 Jahre und älter), dann ergeben sich in der Verkehrsstatistik sehr klare Abgrenzungen zwischen ihnen. Menschen aus der "mittelalten" Gruppe sind zum Beispiel viel häufiger an Pkw-Unfällen mit Personenschaden beteiligt, egal, ob als Verursacher oder nicht. Zu erklären ist das aber hauptsächlich damit, dass sie auch viel häufiger mit dem Auto unterwegs sind.
Ziemlich entgegengesetzt sieht aber die Altersverteilung aus, wenn es um die Verursacher von Unfällen geht, genauer gesagt um die Frage, wie oft die verschiedenen Altersgruppen "schuld" an den Unfällen waren, in die sie geraten sind. Dieser Wert ist bei den 18- bis 20-Jährigen mit reichlich 70 Prozent sehr hoch, sinkt dann aber stetig mit zunehmendem Alter bis hin zur Gruppe der 45- bis 54-Jährigen, die am seltensten etwas dafür können, dass sie in Unfälle verwickelt werden, nämlich nur in jedem zweiten Fall.
Ab dann steigt der Wert aber wieder, recht sprunghaft sogar. 65- bis 74-Jährige sind bei mehr als 60 Prozent der eigenen Unfälle mit Personenschaden auch die Hauptverursacher. Und bei den Über-75-Jährigen sind es sogar 76,7 Prozent, also ein noch einmal höherer Wert als bei den ganz jungen Fahranfängern.
Diese Zahlen aus dem vergangenen Jahr sind allerdings wenig überraschend, sondern fügen sich nahtlos ein in die Statistken der vergangenen 15 Jahre. Schon 2008 war es nämlich genauso – die ganz Alten verursachen ihre Unfälle am häufigsten selbst, danach folgen die ganz Jungen, dann die "fast ganz Alten" und die "fast ganz Jungen" und mit gehörigem Abstand die "Mittelalten". Da hat sich über all die Jahre tatsächlich nicht wirklich etwas geändert. Nur Autofahrerinnen und Autofahrer ändern ihre Altersgruppe und damit ihr statistisches Risiko.
Der Unterschied zwischen den Geschlechtern ist dabei nicht allzu groß. Dennoch kann man aus den Daten von 2023 einen Mini-Trend ablesen: Unter 65 Jahren haben Männer die höhere "Schuldquote" (je jünger, desto deutlicher), ab 65 wechselt das dann aber, und Frauen haben die minimal höheren Werte.
Fehlverhalten am Steuer: Die typischen Klischees für Jung und Alt werden tendenziell bedient
Mit zunehmendem Alter ändern sich die Gründe, aus denen Unfälle geschehen. Auch das ist nicht neu, wird aber in der Statistik für 2023 wiederum belegt. Die Jungen rasen und fahren viel zu dicht auf, die Alten haben Probleme mit der Vorfahrt, beim Abbiegen, Wenden oder Rückwärtsfahren, übersehen gern mal einen Fußgänger und sind hin und wieder als Geisterfahrer unterwegs. All diese bekannten Klischees treffen natürlich bei weitem nicht auf alle Autofahrer zu, überall gibt es Gegenbeispiele, alte Raser oder junge Vorfahrtmissachter. Aber tendenziell kann man die typischen Klischees bei der Verteilung der Unfallursachen doch sehen.
Unfälle mit Senioren verlaufen viel häufiger tödlich
Seit 2008 sinkt die Zahl der jährlich getöteten Pkw-Insassen insgesamt relativ stetig, außer bei den Senioren. Bei den Unter-25-Jährigen war sie vor 15 Jahren etwa viermal so hoch wie zuletzt, bei den "Mittelalten" hat sie sich immerhin etwa halbiert, nur bei den Über-65-Jährigen haben sich die Todeszahlen in all den Jahren, abgesehen von einem spürbaren Corona-Knick, kaum verändert.
Mit zunehmenden Alter lässt die physische Widerstandskraft nach, deshalb enden Unfälle für Senioren fast unabhängig vom Verkehrsmittel überdurchschnittlich oft mit schweren Verletzungen oder gar tödlich. So waren beispielsweise im Jahr 2023 "nur" 14,4 Prozent aller Beteiligten an Verkehrsunfällem mit Personenschaden Menschen über 65, aber schon 21,7 Prozent der Schwerverletzten und gar 37,8 Prozent der Getöteten.
E-Bikes verändern die Statistik
Am größten sind diese Unterschiede bei fahrradfahrenden Senioren, mit und ohne Elektromotor-Unterstützung. Nur einer von fünf Fahrrad-Unfallbeteiligten war über 65 Jahre alt, aber drei von fünf Fahrrad-Unfalltoten gehörten dieser Altersgruppe an.
Auch dank der Elektromotor-Unterstützung sind mittlerweile mehr Senioren auf Fahrrädern unterwegs als früher. Das lässt sich leider auch an den Todeszahlen ablesen. Die Zahl der Pedelec-Toten (mit Hilfsmotor) ist über die Jahre stärker angestiegen, als die Zahl der Fahrrad-Toten ohne Hilfsmotor gesunken ist.
Mit Abstand häufigstes Verkehrsmittel, mit dem Senioren tödlich verunglücken, ist und bleibt aber weiterhin das Auto.
Links/Studien
Pressemitteilung des Statistischen Bundesamtes mit weiterführenden Links
Dieses Thema im Programm:MDR THÜRINGEN - Das Radio | 27. November 2024 | 12:02 Uhr