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Weizenkulturen zeigen nach vier Wochen anhaltender Trockenheit im Mai wieder schwere Schäden. Bildrechte: IMAGO / localpic

TrockenheitDer Regen fehlt: Sind auf dem Weg in die landwirtschaftliche Dürre

06. Juni 2023, 11:01 Uhr

Die anhaltende Trockenheit führt zu ersten Schäden in der Landwirtschaft. Fällt nicht bald Regen, dann könnte die Situation für Landwirte ähnlich katastrophal werden, wie in den Dürrejahren 2018, 2019 und 2022.

Der letzte wirklich messebare Regen ist in Leipzig am 10. Mai gefallen, das ist nun fast vier Wochen her. 3,8 Liter pro Quadratmeter registrierte der Deutsche Wetterdienst (DWD) damals. Danach kam die Feuchtigkeit von oben nur noch in homöopathischen Dosen: 0,5 Liter am 15. Mai, 0,1 Liter am 25. Mai – seitdem dann völlige Trockenheit. Im gesamten Mai fielen nur 15 Prozent der Regenmenge, die sonst in diesem Monat üblich ist.

Für die Pflanzenwelt und damit auch für die Landwirtschaft fatal, denn gerade jetzt in der Wachstumsphase brauchen viele Feldfrüchte Wasser. "Auf Böden, die wenig Wasser speichern, sieht man beim Weizen schon erste Schäden, erste Erscheinungen von Vergilbung", sagt Frank Böttcher, Agrarmeteorologe beim DWD in Leipzig.

Mai-Trockenheit: Von guter Bodenfeuchtigkeit zu großer Bodentrockenheit

Das große Problem: Nicht nur der Regen bleibt aus, zugleich scheint auch noch durchgehend die Sonne. Deshalb ist der Boden hoher Strahlung ausgesetzt, die ihn zusätzlich austrocknet. "Dadurch sind wir bei der Bodenfeuchte von sehr feuchten Werten Ende April zu sehr trockenen Werten Ende Mai gerutscht", sagt Böttcher.

Inzwischen ist das Wasserspeichervermögen der Böden auf Werte unterhalb von 50 Prozent gerutscht. Für die Pflanzen ist es deshalb immer schwieriger, die restliche Feuchtigkeit aus dem Boden zu holen. Sie müssen den osmotischen Unterdruck verstärken und wenden dafür Energie auf, die bei der Bildung von Früchten und Samen fehlt. "Beim Weizen wird die Situation bereits kritisch", sagt Böttcher.

Bildrechte: UFZ-Dürremonitor/ Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung

Nur Raps und Gerste noch ohne Probleme – Straßenbäume aber stark gefährdet

Noch schwieriger ist die Lage bei den Sommerfrüchten Mais, Kartoffeln und Zuckerrüben. Durch die lang anhaltende Kälte konnten die Landwirte diese Kulturen erst spät ausbringen. "Die haben jetzt ganz große Schwierigkeiten, das Wasser aus der oberen Bodenschicht zu ziehen, einfach, weil keines mehr da ist." Raps und Gerste dagegen, die etwas tiefer wurzeln, können von der dort noch vorhandenen Restfeuchte leben. Sie gehören derzeit zu den wenigen Kulturen, die noch kein Problem mit der Trockenheit haben.

Dringend neuen Regen benötigt auch das Grün in den Städten, die Bäume und Sträucher an den Straßen und in den Parks. Für die Wälder außerhalb der Siedlungen zeigen die Messungen der Bodenfeuchte oft zwar noch durchschnittliche Werte. Doch auch hier habe eine Phase starker Abtrocknung eingesetzt. In den oberen Schichten dagegen sei es bereits deutlich zu trocken. Dadurch gilt inzwischen überall mindestens Waldbrandgefahrenstufe drei, teilweise aber auch schon vier oder sogar fünf, der höchstmögliche Wert.

Für die kommenden Tage nur wenig Regen erwartet

Für die kommenden Tage ist nun erstmals wieder Regen angekündigt. "Wir erwarten einen Kaltlufttropfen, der wird aber nicht allen Regionen genügend Niederschläge bringen", sagt Böttcher. Er hofft, dass in den kommenden beiden Wochen mehr Regen folgt. "Noch würde der allen Kulturen helfen." Bleibt es dagegen trocken, droht eine Wiederholung der Missernten von 2018, 2019 und 2022. "Wir sind zwar noch nicht in der landwirtschaftlichen Dürre, wir sind aber wieder auf dem Weg dahin", fasst er die derzeitige Situation zusammen.

Links/Studien

Dieses Thema im Programm:MDR THÜRINGEN | MDR Thüringen Journal | 04. Juni 2023 | 19:00 Uhr