Flüchtlinge steigen aus einem Boot
Die Menschheit kann sich retten. Und das kostet nicht die Welt. Das ist die wichtigste Botschaft des Überlebenshandbuchs für die Menschheit Bildrechte: IMAGO / ZUMA Wire

"Survival Guide for Humanity" So können wir die Menschheit retten

30. August 2022, 13:18 Uhr

Die Aussichten sind nicht gut: Klimawandel, Kriege und wachsende soziale Ungleichheit. Eine Gruppe von Forschenden sagt, dass die Rettung der Menschheit dennoch möglich sei – und hat ein Handbuch dafür entwickelt.

Wir leben in entscheidenden Zeiten. Wenn die globale Erwärmung bis 2050 nicht auf plus zwei Grad im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter begrenzt wird, könnte dies dramatische Folgen haben – für den Planeten, aber vor allem für die Menschheit. Dazu wächst die Weltbevölkerung immer weiter, bis zum Jahr 2060 werden rund zehn Milliarden Menschen auf der Erde erwartet – verbunden mit der Gefahr von Verteilungskämpfen von begrenzten Ressourcen wie Wasser und Nahrung. Und es bleiben Kriege und bewaffnete Konflikte ein weltweites Problem, nicht nur akute wie derzeit in der Ukraine, sondern auch potenzielle wie in Taiwan, wo sich China und die USA gegenüberstehen.

Schon geringer Teil der Wirtschaftsleistung würde für Ziele reichen

Doch Verzweifeln oder einfach den Kopf in den Sand stecken gilt nicht trotz der so vertrackten Lage, sagen die Autorinnen und Autoren von "Earth for All: A Survival Guide for Humanity", darunter so renommierte Wissenschaftler wie Johan Rockström, der Direktor des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK). Stattdessen haben die Forschenden in ihrem "Überlebenshandbuch für die Menschheit" fünf Maßnahmen entwickelt, bei deren Anwendung sowohl das Zwei-Grad-Ziel als auch eine Begrenzung der Weltbevölkerung auf neun Milliarden und eine Verringerung des Ressourcenverbrauchs sowie der extremen Armut möglich wären:

  1. Die Beendigung der Armut durch eine Reform des internationalen Finanzsystems, womit drei bis vier Milliarden aus extremer Not befreit werden könnten.
  2. Die Reduzierung großer sozialer Ungleichheit, indem die reichsten zehn Prozent nicht mehr als 40 Prozent des nationalen Einkommens erhalten dürfen.
  3. Die Stärkung von Frauen, um bis 2050 vollständige Geschlechtergerechtigkeit zu erreichen.
  4. Die Transformation des Ernährungssystems, um Lebensmittel anbieten zu können, die sowohl für die Menschheit als auch den Planeten gesund sind.
  5. Der Übergang zu sauberen Energieformen, um null Emissionen bis 2050 zu erreichen.

"Von den 100 möglichen Lösungen haben wir fünf miteinander verbundene Wendepunkte gefunden, die die einfachsten und effektivsten Lösungsansätze bieten", erklärt Johan Rockström. Sandrine Dixson-Declève, die Co-Präsidentin des Club of Rome, die an dem Guide mitgearbeitet hat, fügt hinzu, dass schon zwei bis vier Prozent des weltweiten Wirtschaftsproduktion reichen würden, um diese Ziele zu erreichen: "Das ist weniger als die aktuellen jährlichen Subventionen für den Abbau von fossilen Brennstoffen. Wir können es uns also locker leisten und schaffen damit auch noch Millionen von Arbeitsplätzen." Und Jayati Ghosh, Wirtschaftsprofessor an der University of Massachusetts, resümiert: "Viele Menschen, die bereits in Armut leben, erwartet die Hölle auf Erden. Darum ist 'Earth for All' nicht bloß ein Buch – es ist ein Aufruf zum Handeln."

cdi

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