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Infektionen, vor denen keine Maske schützt: Männer, die schon mal für Sex bezahlt haben, sind laut einer Studie eine "versteckte Risikopopulation" für sexuell übertragbare Krankheitserreger wie HIV. Bildrechte: imago images/Lichtgut

HIV und andere Infektionen Risikogruppe "Männer, die für Sex bezahlen"

28. März 2022, 16:45 Uhr

In einer Forschungsarbeit aus Ilmenau werden Männer, die schon mal für Sex bezahlt haben, als "versteckte Risikopopulation" für sexuell übertragbare Infektionskrankheiten ausgemacht. Ärztinnen und Ärzte sollten das Thema Sex demnach offener und häufiger ansprechen.

Wie viele Männer haben schon mal für Sex bezahlt? Wie unterscheidet sich das sonstige Sexualverhalten dieser Männer von denen, die noch nie Bezahlsex hatten? Welche Risiken werden verstärkt eingegangen?

Solche Fragen zu beantworten und daraus Handlungsempfehlungen für die Ärzteschaft abzuleiten, hat sich eine Forschungsgruppe unter Leitung von Nicola Döring, Professorin an der TU Ilmenau, zur Aufgabe gemacht.

Grundlage der Arbeit ist die Studie "Gesundheit und Sexualität in Deutschland" (GeSiD), bei der zwischen 2018 und 2019 knapp 5.000 Menschen befragt wurden. Weil unter diesen Menschen so gut wie keine Frauen waren, die angaben, jemals für Sex bezahlt zu haben, konzentrierte sich das Team nun auf die damaligen Antworten der 2.336 befragten Männer.

Heraus kam als erste Erkenntnis, dass mehr als ein Viertel der Männer schon mindestens einmal im Leben für Sex bezahlt hat (wobei als Bezahlung nur Geld gemeint ist, nicht etwa irgendwelche Geschenke oder Abhängigkeiten). In den letzten zwölf Monaten vor der Befragung hatten vier Prozent der Männer mindestens einmal Bezahlsex. Mit Abstand am häufigsten fand der Bezahlsex in Bordellen statt.

Deutlich wurde außerdem, dass Männer, die schon mal für Sex bezahlt haben, generell mehr verschiedene Sexualpartner(innen) hatten, auch was unbezahlten Sex angeht. Mehr als die Hälfte dieser Männer gab an, insgesamt elf oder mehr verschiedene Sexualpartner(innen) im bisherigen Leben gehabt zu haben. Bei der anderen Gruppe (Männer, die noch nie für Sex bezahlt haben), waren das nur 18,6 Prozent.

Große Unterschiede bei beiden Männer-Gruppen machte die Forschungsarbeit hinsichtlich Risiken und Prävention aus, was HIV und andere sexuell übertragbare Infektionskrankheiten angeht.
Dabei spielte nicht nur die Anzahl der verschiedenen Partner(innen) eine Rolle, sondern auch Themen wie Kondomgebrauch und Suche nach medizinischem Rat.

Aus diesen Zahlen wird in der Forschungsarbeit dreierlei für Männer, die schon mal Bezahlsex hatten, abgeleitet: Sie haben ein riskanteres Sexualleben (was Krankheiten betrifft). Sie betreiben stellenweise mehr Prävention (allerdings gerade nicht innerhalb einer festen Beziehung). Und sie haben ein größeres Bedürfnis nach medizinischem Rat.

Denn bei all denen, die bislang noch nie mit Ärztin oder Arzt über sexuell übertragbare Infektionskrankheiten gesprochen haben, wurde außerdem nachgefragt, ob der Wunsch nach solchen Gesprächen bestehe. Bei Männern, die schon mal für Sex bezahlt haben, trat dieser Wunsch häufiger auf als in der anderen Gruppe.

Die Autorinnen und Autoren der Forschungsarbeit leiten daraus ab, dass Ärztinnen und Ärzte noch mehr Offenheit für diese "bisher kaum sichtbare Risikopopulation" signalisieren sollten, um die sexuelle Gesundheit dieser Männer und derer bezahlten und unbezahlten Partner(innen) zu schützen und zu verbessern.

(rr)