Kinderhände und Arme auf denen sich der Hautausschlag durch Scharlach zeigt.
Eine Infektion mit A-Streptokokken kann bei Kindern zum Scharlach führen. Eines der Symptome ist ein trockener, rötlicher Hautausschlag. Bildrechte: Panthermedia

Robert Koch-Institut A-Streptokokken: Ungewöhnliche Welle von Scharlach auch in Deutschland angekommen

09. Januar 2023, 14:28 Uhr

Weil Scharlach in Deutschland nicht meldepflichtig ist, kann das Robert Koch-Institut erst mit Verspätung mitteilen: Im Herbst und Winter gab es auch hier einen steilen Anstieg der Infektionen mit A-Streptokokken.

Im vierten Quartal 2022 gab es auch in Deutschland einen ungewöhnlich steilen Anstieg von Ansteckungen mit dem Scharlach-Erreger A-Streptokokken. Das geht aus einer Datenauswertung des Robert Koch-Instituts hervor, über die Deutschlands staatliche Seuchenschutzbehörde in der aktuellen Ausgabe des epidemiologischen Bulletins informiert. Demnach hätten sich Menschen aller Altersgruppen mit dem Erreger infiziert.

Keine Hinweise auf neuen Bakterien-Stamm

Die Epidemiologen vermuten, dass die hohe Verbreitung von Erkältungen und Grippe-Erkrankungen im Herbst und zu Beginn des Winters auch die Ausbreitung des Scharlach-Erregers begünstigt hat. Insgesamt sei die Zahl der bestätigten Fälle im Jahr 2022 aber immer noch niedriger als in den Jahren vor der Pandemie. Das RKI erfasste 2022 in den letzten zehn Wochen des Jahres 1076 Scharlach-Erkrankungen. Im Jahr davor waren es im gleichen Zeitraum 40 Fälle, 2020 zum Jahresende 94 Fälle (Quelle: Survstat).

Saison Erfasste Scharlachfälle
2016/17 1996
2017/18 3049
2018/19 4634
2019/20 2782
2020/21 361
2021/22 353
2022/23 1076

Dabei habe sich auch das Verhältnis zwischen sogenannten invasiven und nicht-invasiven Verläufen der Infektionen nicht verändert. Bei einer invasiven Infektion gelangen die Bakterien in das Blut. In diesem Fall kann es zu schweren Verläufen der Krankheit kommen. Eine solche überproportionale Zunahme von schweren Verläufen sei aber nicht beobachtet worden, hieß es. Hinweise auf einen neuen, gefährlichen Stamm der Bakterien gebe es nicht.

Bei Symptomen: Zuhause bleiben und Hausarzt aufsuchen

Das RKI hatte für seinen Bericht Daten aus der Antibiotika-Resistenz-Überwachung, Übermittlungen nach Länderverordnungen und des Nationalen Referenzzentrum für Streptokokken ausgewertet. Alle drei Quellen hatten für die Zeit während der Coronaschutzmaßnahmen deutlich weniger Scharlach-Ansteckungen gezählt als in der Zeit vor der Pandemie.

Der jetzige, erneute Anstieg sei aber kein Anlass, die Zurückhaltung bei der Verordnung von Antibiotika beim Vorliegen einfacher Halsschmerzen aufzugeben, heißt es. Bei Symptomen einer Atemwegserkrankung sollten Betroffene drei bis fünf Tage zuhause bleiben und ihre Hausarztpraxis aufsuchen.

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(ens)