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Sonne und Mond erscheinen besonders rot, weil Rußpartikel in der Atmosphäre blaues Licht ausfiltern. Bildrechte: Stephanie Lishek/Melina Einsfeld

AerosoleRoter Mond und rote Sonne durch Rauch von Waldbränden in Kanada

17. Juli 2023, 10:33 Uhr

Der Rauch der massiven Waldbrände in Kanada hat – wenn auch in stark abgeschwächter Form – Mitteldeutschland erreicht. Das führt zu einem rot leuchtenden Vollmond und zu Abend- und Morgenröte.

Aktuell leuchten die Sonnenauf- und -untergänge über Deutschland tiefrot. Auch der Vollmond scheint eine blutrote Farbe zu haben. Grund dafür ist der feine Staub, der durch die gewaltigen Waldbrände in Kanada in die Atmosphäre gelangt und von starken Westwinden auch nach Deutschland gebracht worden ist. Seit Mitte Mai messen Forschende vom Leibniz-Institut für Troposphärenforschung (TROPOS) in Leipzig feine Aerosole in drei bis zwölf Kilometern Höhe. Weil dieser Rauch das Licht der Sonne filtert, erscheint unter anderem der Mond aktuell stärker rot verfärbt als sonst.

Die roten Bereiche am oberen Ende des Diagramms zeigen den Rauch in den hohen Luftschichten über Leipzig. Bildrechte: Leibniz-Instituts für Troposphärenforschung (TROPOS)

Waldbrände verschlechtern Luftqualität in Nordamerika – Menschen tragen FFP2-Masken

"Wir haben seit einigen Tagen eine stramme Westwindwetterlage, da können solche Rußpartikel sehr schnell und über weite Strecken reisen", erklärt der Meteorologe Florian Engelmann vom Deutschen Wetterdienst. Ursache dafür ist vor allem ein starker Jetstream in zehn Kilometern Höhe. Er kann die Aerosole weit genug tragen, ohne dass sie auf dem Weg durch Regen auf den Boden beziehungsweise in den Ozean gespült werden.

Allerdings ist die Beeinträchtigung der Luftqualität bei uns bedeutend geringer als in Nordamerika. In den USA mussten bereits zahlreiche Sportveranstaltungen abgesagt werden. Mitunter wurden auch Flüge gestrichen. Großstädte wie New York empfehlen ihren Bewohnerinnen und Bewohnern inzwischen das Tragen von FFP2-Masken zum Schutz vor den Rußpartikeln. Die Luftqualität in der kanadischen Metropole Montréal erreicht die schlechtesten Werte weltweit.

Rauch von kanadischen Waldbränden hüllt New York ein

Broklyn Bridge und East River im Smog der Waldbrände. Bildrechte: IMAGO / Pacific Press Agency
Von Brooklyn aus ist kaum das andere Ufer in Manhatten erkennbar. Bildrechte: IMAGO / NurPhoto
Um sich vor dem Rauch zu schützen, tragen Menschen Masken. Bildrechte: IMAGO / Pacific Press Agency
Die Sonne ist von dichten Rauchtwolken verdunkelt. Bildrechte: IMAGO / Pacific Press Agency
Der Broadway im gelb-roten Dunst. Bildrechte: IMAGO / Pacific Press Agency
Von weiter weg ist die Freiheitsstatue kaum noch zu erkennen. Bildrechte: IMAGO / ABACAPRESS

Rußpartikel in der Troposphäre könnten Niederschläge stimulieren

Die Waldbrände in Kanada werden inzwischen als die heftigsten seit vielen Jahren eingestuft. Aktuell lodern rund 500 einzelne Brandherde. Mehr als die Hälfte davon ist laut Behörden außer Kontrolle. Vor allem in der Provinz Québec erreicht die Rauchsäule inzwischen die oberen Schichten der Atmosphäre, wo der Ruß globale Distanzen überwinden kann. Laut dem europäischen Umweltinformationsdienst Copernicus wurde durch die Feuer inzwischen weit mehr CO2 freigesetzt als im gleichen Zeitraum in den Vorjahren.

Tägliche Gesamtstrahlungsleistung von Bränden im Mai-Juni (links), geschätzte Gesamtkohlenstoffemissionen von Waldbränden im Juni (bis zum 26. Juni für 2023) (links) und Gesamtkohlenstoffemissionen von Waldbränden für Kanada (rechts). Bildrechte: CAMS/Copernicus

Bei uns könnten die Rußpartikel in der oberen Atmosphäre in den kommenden Wochen für zusätzlichen Regen sorgen. "Durch die größere Anzahl an Kondensationskeimen in der höheren Troposphäre steigt die Effizienz der Niederschlagsbildung. Damit haben die Brände bedingt Einfluss auf unser Wettergeschehen", schreibt der DWD in einer Mitteilung. Für den Mittwoch wird eine neue Tiefdruckfront erwartet, die Mitteldeutschland überquert und örtlich zwischen fünf und zwanzig Litern Niederschlag bringen soll.

Fotos von roten Sonnen und roten Monden gesucht

Wenn Sie Fotos von besonders roten Sonnenuntergängen oder -aufgängen gemacht haben oder einen auffällig roten Mond fotografiert haben, schicken Sie uns die Bilder gerne. Herzlichen Dank an Melina Einsfeld und Stephanie Lishek für die ersten Einsendungen:

Rußpartikel lassen Sonne und Mond rot erscheinen

Bildrechte: Stephanie Lishek | Melina Einsfeld

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