Invasive Spinne Das zweite Leben der Nosferatu-Spinne aus Leipzig

13. Dezember 2021, 18:00 Uhr

Ein Kellerfund, der verblüffte: Wie kam die kleine haarige Nosferatu-Spinne in einen Keller in Sachsen? Inzwischen ist das Tierchen Geschichte und in Alkohol eingelegt. Aber wo macht man sich eigentlich als Laie schlau, wenn man eine kuriose Spinne im Keller, in der Garage oder anderswo findet?

Nosferatuspinne Leipzig
So sah sie zu Lebzeiten aus, Leipzigs Nosferatu-Spinne. Bildrechte: Robert Klesser

Die Zeit der großen Spinnenwanderungen von draußen nach drinnen ist Mitte Dezember lange vorbei. Manchmal begegnen wir jetzt den still und heimlich eingezogenen Mitbewohnern im Keller, wenn wir uns auf die Suche machen nach den Kartons, in denen unsere Weihnachtskrippen oder der Schmuck für den Weihnachtsbaum lagern. So wie ein Leipziger, der im vergangenen Winter eine Nosferatu-Spinne in seinem Keller gefunden und sich ans Naturkundemuseum Leipzig gewandt hatte. Dort wurde damals seine Vermutung bestätigt: In seinem Keller hatte es sich eine Zoropsis Spinimana, eine Nosferatu-Spinne also, häuslich eingerichtet.

Nosferatuspinne in Alkohol eingelegt
Die Leipziger Nosferatu-Spinne eingelegt in Alkohol Bildrechte: Robert Klesser

Die musste nach ihrer Entdeckung - der ersten in Sachsen - umziehen ins Leipziger Naturkundemuseum. Die Überraschung war groß, denn eigentlich stammt das Tier aus dem Mittelmeerraum. Und wie geht es der achtbeinigen Schönheit mit den behaarten Beinen heute? "Die ist in Alkohol eingelegt," sagt Spinnenforscher Robert Klesser vom Naturkundemuseum Leipzig. Drei, vier Gelege habe sie noch abgelegt, dann war ihr Leben vorbei. Und was ist mit dem Nachwuchs? Sind aus den Eiern neue Generationen herangewachsen? Nein, sagt der Arachnologe, die habe man nicht schlüpfen lassen, die Nosferatu-Spinne sei schließlich eine invasive Art. Ihre Eier wurden - genau wie Mutter Zoropsis selbst - in Alkohol konserviert.

Spannende Spinne?

Wer nun selbst in seinem Keller oder anderswo einem spannenden oder ungewöhnlichen Achtbeiner begegnet, findet als Spinnenlaie auf der Webseite Arages eine praktische Anlaufstelle, um sich über "sein" häusliches Spinnentier schlau zu machen. Arachnologe Klesser sagt über die Seite: "Das ist eine gesunde Mischung aus Wissenschaft und Sehenswertem, mit schönen Bildern." Aber Vorsicht: Wer anfängt, sich auf der Seite umzuschauen, verfängt sich leicht wie in einem Spinnenetz und gerät dabei vielleicht sogar in den Bann der achtbeinigen Schönheiten.

WAC: Das non plus ultra für die Spinnenforschung

Einen ganz anderen Ansatz verfolgt eine neue Online-Plattform für die Arachnologie weltweit: Der "World Arachnid Catalog", kurz WAC. "Das ist ein Katalog für Spezialisten, da geht es um Informationen für Systematiker und Taxonomen," erläutert der Leipziger Forscher. Die Spinnenforschung hat darin ihr gesamtes Wissen global vernetzt.

Eine Walzenspinne
Walzenspinnen erlegen ihre Beute nicht mit Gift sondern mit ihrer stark ausgeprägten Beißwerkzeuge. Bildrechte: IMAGO / blickwinkel

Die Plattform bündelt nämlich alles, was die Wissenschaft über die einzelnen Spinnentierordnungen wie Geißelspinnen, Webspinnen, Peudoskorpione, Kapuzenspinnen, Tasterläufer, Walzenspinnen und andere bereits erforscht hat. Der Katalog umfasst aktuelle Zählungen von Familien, Gattungen und Arten, aber auch das, was die Spinnenforschung über Länder und Kontinente hinweg seit der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts über Spinnentiere zusammengetragen hat.

Katalog-Kurator Danilo Harms hofft, dass das geballte Wissen, das nun überall auf der Welt abrufbar ist, die Spinnenforschung insgesamt vorantreibt. Er sagt: "Besonders Forscherinnen und Forschern in weniger gut ausgestatteten Institutionen wird so der Zugang zu Spezialliteratur und wissenschaftlichen Daten ermöglicht." Das sei besonders für Spinnenforschende in den extrem biodiversen Tropen, wo die meisten Arten vorkommen, wichtig und hilfreich.

Nützlinge Diese Spinnen leben in unseren Gärten

Wussten Sie, dass Krabbenspinnen ihre Farbe ändern können? Und, dass der Ammen-Dornfinger die einzige Spinnenart, die mühelos einen Menschen beißen kann? Wir zeigen Ihnen, welche Achtbeiner Sie im Garten treffen können.

Weiße Krabbenspinne in Schmetterlingsfliederblüte
Im Garten wimmmelt es nur so vor Spinnen. Doch nicht alle bauen Netze. Diese Krabbenspinne zum Beispiel versteckt sich in Blüten. Ihr Spezialtrick: Je nach Blütenfarbe wechselt sie ihre Körperfarbe zwischen Weiß, Gelb und Grün. Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK
Weiße Krabbenspinne in Schmetterlingsfliederblüte
Im Garten wimmmelt es nur so vor Spinnen. Doch nicht alle bauen Netze. Diese Krabbenspinne zum Beispiel versteckt sich in Blüten. Ihr Spezialtrick: Je nach Blütenfarbe wechselt sie ihre Körperfarbe zwischen Weiß, Gelb und Grün. Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK
Wespenspinne auf grünem Blatt
Die Wespenspinne gab es noch vor 50 Jahren nur an wenigen Stellen in Deutschland. Inzwischen finden wir sie in vielen Gärten. Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK
Wespenspinne wickelt Beute im Netz ein
Die Wespenspinne frisst gern Heuschrecken und Bienen. Größere Beute wickelt sie erst ein und lähmt sie dann mit ihrem Biss - um sie später in Ruhe auszusaugen. Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK
Dornfinger
Der Dornfinger (im Bild) ist leicht mit dem Ammen-Dornfinger zu verwechseln. Allerdings ist der Dornfinger ungefährlich... Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK
Ammen-Dornfinger
... im Gegensatz zum Ammen-Dornfinger. Der stammt ursprünglich aus Südeuropa. Doch immer öfter wird er auch in hiesigen Gärten gesichtet. Die Giftspinne ist die einzige hierzulande lebende Spinnenart, deren Kiefer die menschliche Haut mühelos durchdringen kann. Ihr Biss ist etwa so schmerzhaft wie ein Wespenstich. Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK
Gartenkreuzspinne wickelt Beute im Netz ein
Die Gartenkreuzspinne braucht ihre Haare, um Erschütterungen wahrzunehmen. Dadurch kann sie schnell reagieren, wenn Beute im Netz zappelt. Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK
Baldachinspinne im Netz
Die Baldachinspinne lässt sich im Spätsommer an Fäden durch den Garten wehen. Dabei lassen sich die Spinnen mit ihren Fäden auf einem erhöhten Punkt von einem Luftzug erhaschen - und "fliegen" davon. Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK
Labyrinthspinne auf grünem Blatt
Die Labyrinthspinne fühlt sich in ihrer Röhre am Boden wohl. Dort wartet sie auf ihre Beute. Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK
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Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR Garten | 07. März 2021 | 08:30 Uhr

Die Nosferatu-Spinne 3 min
Bildrechte: MDR Wissen

Kürzlich wurde die Nosferatu-Spinne erstmals in Sachsen gefunden. Eine Sensation, aber keine Seltenheit. Es ist wahrscheinlich, dass solche Spinnen auch in Ihrem Keller hausen.

Mi 03.02.2021 09:57Uhr 03:06 min

https://www.mdr.de/wissen/videos/aktuell/Nosferatu-Spinne-in-Sachsen-100.html

Rechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Die Nosferatu-Spinne 3 min
Bildrechte: MDR Wissen
3 min

Kürzlich wurde die Nosferatu-Spinne erstmals in Sachsen gefunden. Eine Sensation, aber keine Seltenheit. Es ist wahrscheinlich, dass solche Spinnen auch in Ihrem Keller hausen.

Mi 03.02.2021 09:57Uhr 03:06 min

https://www.mdr.de/wissen/videos/aktuell/Nosferatu-Spinne-in-Sachsen-100.html

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Video
Zitterspinne, (Pholcus phalangioides), mit erbeuteter und eingesponnener Schmeissfliege. 6 min
Bildrechte: imago/blickwinkel
Zitterspinne, (Pholcus phalangioides), mit erbeuteter und eingesponnener Schmeissfliege. 6 min
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