Gesundheit Schüler bekommen zu wenig Schlaf
Hauptinhalt
Viele Eltern kennen das: Wenn der Nachwuchs ins Bett soll, wird immer lauter gemurrt, je älter das Kind wird - egal, ob sie am nächsten Morgen dann todmüde in der Schule sitzen. Zwei aktuelle Studien bestätigen, dass viele Schüler weniger schlafen als sie sollten. Das hat Folgen für die Konzentrationsfähigkeit und die Gesundheit.

Vor allem unter den älteren Schülern ist Schlafmangel zwei aktuellen Analysen zufolge weit verbreitet. Einer Befragung von fast 9.300 Schülern der Krankenkasse DAK-Gesundheit zufolge fühlt sich die Hälfte von ihnen deshalb tagsüber erschöpft und gestresst. Im Mittel hätten die Neunt- und Zehntklässler angegeben, auf sieben Stunden Schlaf pro Nacht zu kommen.
Was raubt den Kindern denn den Schlaf?
Aber wie sieht das bei Schülern in Leipzig und Halle aus? Von MDR WISSEN befragt, erzählen viele, dass sie zwischen fünf und neun Stunden schlafen. Ein Zwölft-Klässler sagt: "Ich versuch´ immer, so sieben Stunden zu schlafen, aber das wird meistens nichts." Vermutlich nicht nur bei ihm, denn ein Grund dafür könnte der Reiz des Smartphones sein. Die DAK-Studie sieht als eine Ursache für den Schlafmangel die Nutzung solcher Bildschirmgeräte. Wer die mehr als vier Stunden täglich nutzt, schläft im Mittel dann deutlich weniger.
Minimum: Acht Stunden
Die Tendenz geht ohnehin zu weniger Schlaf mit steigendem Alter: Eine halbe Stunde pro Jahr etwa, sagt Sven Stadtmüller vom Forschungszentrum Demografischer Wandel an der Frankfurt University of Applied Sciences. Er befragt seit drei Jahren in einer Längsschnittstudie rund 10.000 Schüler zu Verletzungen, Gesundheitszustand und Schlafverhalten, also jeden Schüler, jedes Jahr, einmal.
Es gibt da eben diese Grenze, die von der National Sleep Foundation definiert wurde, die sagt: 'Kinder in der Altersgruppe, die wir betrachten, sollten mindestens acht Stunden schlafen.' Da sehen wir, dass, je älter die Kinder werden, umso weniger Prozent der Kinder treffen diese acht Stunden oder mehr auch tatsächlich.
Und das habe Folgen: Der Schlafmangel führe zu Konzentrationsschwierigkeiten, und die wiederum zu Unfällen. Denn Schüler, die sich im Schulkontext - also etwa im Sportunterricht oder auf dem Schulhof - verletzt hatten, klagten auch über Konzentrationsschwierigkeiten. Für Stadtmüller ist der Zusammenhang signifikant:
Das ist sozusagen so eine Art Dreiklang, den wir erkennen und der auch recht beträchtlich ausfällt. Also der Effekt von zu wenig Schlaf auf Konzentrationsprobleme ist relativ stark.
In Zahlen drückt sich das bei den Untersuchungen der Frankfurter Forscher so aus: 38 Prozent, also mehr als jedes dritte Schulkind von denen, die weniger als acht Stunden schlafen, berichten über häufige Konzentrationsprobleme. "In der Gruppe, die angemessen viel schläft", so Stadtmüller, "sind es eben nur 24 Prozent."
Hilft Schulanfang verschieben?
Beim Verletzungsrisiko fällt der Unterschied weniger stark aus: Fast ein Viertel der Wenig-Schläfer gab an, sich im vergangenen Jahr im Schulumfeld verletzt zu haben. Bei den Langschläfern waren es mit 19 Prozent nur fünf Prozent weniger. Da Unfälle aber viel mit Zufall zu tun haben, ist das dennoch bemerkenswert, sagt Stadtmüller. Aber wenn zu wenig Schlaf mehr Unfälle verursacht, ergibt sich daraus deutlich mehr Potential zur Prävention.
Man könnte zum Beispiel überlegen, ob man sagt, man startet auch später mit der Schule. Hier gibt es Vergleichsstudien im internationalen Bereich, die zeigen, dass wenn die Schule später startet, die Kinder dann auch länger schlafen und nicht später erst ins Bett gehen.
Dass die Idee nicht neu ist, sei ihm klar, so der Forscher. Was in der Diskussion aber bisher fehle, sei die Perspektive der Schüler. Deshalb wird er die im Rahmen seiner Studie jetzt direkt fragen, was sie eigentlich vom Schulbeginn um neun oder gar zehn Uhr halten würden.
Dieses Thema im Programm: MDR aktuell | Radio | 16. Januar 2018 | 09:50 Uhr