Astronomie Schwarzes Loch in Nachbargalaxie entdeckt

11. November 2021, 16:27 Uhr

Die Europäische Südsternwarte (ESO) hat ein Schwarzes Loch außerhalb der Milchstraße entdeckt. Die Nachweismethode ist neu, könnte aber in Zukunft noch viele Schwarze Löcher zum Vorschein bringen.

Vorschaubild Video Schwarzes Loch 1 min
Bildrechte: ESO/L. Calçada, NASA/ESA/M. Romaniello
Vorschaubild Video Schwarzes Loch 1 min
Bildrechte: ESO/L. Calçada, NASA/ESA/M. Romaniello
Sternhaufen NGC 1850 aus der Sicht des Very Large Telescope und Hubble
Sternhaufen NGC 1850 aus der Sicht des Very Large Telescope und Hubble Bildrechte: ESO, NASA/ESA/M. Romaniello

Mit Hilfe des Very Large Telescope (VLT) der Europäischen Südsternwarte (ESO) haben Astronominnen und Astronomen ein kleines schwarzes Loch entdeckt. Aber was heißt schon "klein"? Es ist immerhin elfmal so massereich wie unsere Sonne. Es befindet sich im Sternhaufen NGC 1850, der wiederum zur Großen Magellanschen Wolke gehört, einer Nachbar- bzw. Satellitengalaxie unserer Milchstraße, etwa 160.000 Lichtjahre entfernt.

Lage des Schwarzen Lochs beim Sternbild Schwertfisch
Lage des Schwarzen Lochs (dargestellt mit rotem Kreis) in der Nähe des Sternbildes Schwertfisch (Dorado) Bildrechte: ESO, IAU and Sky & Telescope

Zu finden ist dieser Sternhaufen am Nachthimmel in der Nähe des Sternbilds Schwertfisch. All das sieht man allerdings nur von der Südhalbkugel der Erde. Gut also, dass die Teleskope der ESO in der Chilenischen Atacama-Wüste stehen.

Das Loch zu finden, war trotzdem wie Detektivarbeit, sagt die Leiterin des Projekts Sara Saracino. Fast wie Sherlock Holmes mit der Lupe in der Hand sei man auf der Suche gewesen nach Beweisen für die Existenz eines Schwarzen Lochs, das man selbst gar nicht sehen kann.

Künstlerische Darstellung des Schwarzen Lochs in NGC 1850, das seinen Begleitstern verformt
Künstlerische Darstellung des Schwarzen Lochs in NGC 1850, das seinen Begleitstern verformt Bildrechte: ESO/M. Kornmesser

So wie auf diesem Bild könnte das Schwarze Loch vielleicht aussehen. Wichtiger für seine Entdeckung war aber der hellblau dargestellte Stern daneben. Er war es, der sich bei der Beobachtung leicht schlingernd bewegte. So etwas tun Sterne normalerweise nicht. Es sei denn, ein starke Gravitationskraft zwingt sie dazu.

Für die Suche nutzte das Team Daten, die über zwei Jahre hinweg mit dem Multi Unit Spectroscopic Explorer (MUSE) in Chile gesammelt wurden. MUSE ermögliche die Beobachtung sehr dicht besiedelter Gebiete, wie die innersten Regionen von Sternhaufen, und analysiere das Licht jedes einzelnen Sterns in der Nähe, sagt Sebastian Kamann, Mitautor der jetzt veröffentlichten Studie.

Das Ergebnis sind Informationen über Tausende von Sternen auf einen Schlag, mindestens zehnmal mehr als mit jedem anderen Instrument.

Sebastian Kamann, Mitautor der Studie

Auf diese Weise konnte das Team den seltsamen Stern ausmachen, dessen eigenartige Bewegung die Anwesenheit des schwarzen Lochs anzeigte. Anhand von weiteren Daten und Teleskopbildern wurde dann die Masse des Lochs bestimmt und seine Existenz bestätigt.

Für Projektleiterin Sara Saracino ist das aber kein Erfolg, auf dem sich lange ausgeruht werden soll. Im Gegenteil: Die so zum ersten Mal angewendete und erfolgreiche Nachweismethode könnte noch zahlreiche weitere Schwarze Löcher zum Vorschein bringen. Man muss nur suchen, suchen, suchen.

Wenn man eins gefunden hat, ist man auf dem besten Weg, viele andere in verschiedenen Haufen zu entdecken.

Sara Saracino, Führende Autorin der Studie


(rr)

Link zur Studie

Die Forschungsarbeit wurde in einem Artikel vorgestellt, der in den "Monthly Notices of the Royal Astronomical Society" erscheinen wird.

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