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InsektenWarum Wespen gerade so sehr nerven!

22. August 2020, 05:00 Uhr

Die Sonne scheint und alles könnte so schön sein, wenn man sich mit seinem Frühstücksbrötchen raus setzt auf den Balkon oder in den Garten oder in den Park. Egal wo: Nach kurzer Zeit wird man gestört. Da kommt jemand und will auch mal beißen. Blöde Wespe! Hau ab! Denkt man sich und rückt weg. Bringt nichts: Die Wespe kommt hinterher. Warum sind die denn jetzt gerade so aggressiv?

von Karolin Dörner

Letztens im Freibad: Ein Mann springt von der Picknickdecke hoch, rennt los, bleibt abrupt stehen, duckt sich, rennt zurück und wedelte dabei lustig mit den Händen. Der Grund ist aus der Ferne nicht zu erkennen und trotzdem kann man es sich schon denken: Wespenattacke.

Bei Wespen ist es so, dass die immer Mitte Spätsommer etwas aggressiver sind oder zumindest auf der Suche nach anderen Nahrungsmitteln sind und deshalb kommen sie eher in Kontakt mit uns Menschen.

Prof. Robert Paxton, MLU Halle

Wespen stellen Speiseplan um

Proteine - wie hier beim Schinken - brauchen die Insekten bis Mitte Sommer für ihre Larven. Dann stellen sie um auf Zucker. Bildrechte: imago images/MiS

Sie werden also nervig, weil sie unser Essen wollen, sagt Robert Paxton, Leiter der AG Allgemeinen Zoologie an der Uni in Halle. Warum aber stellen Wespen mitten im Sommer ihren Nahrungsplan um? Davor sammeln sie nämlich vor allem Proteine, das heißt Fleisch. Das brauchen sie aber gar nicht selber, sondern sie füttern damit die Larven im Nest. Die bedanken sich dafür mit Zuckerwasser. Davon wiederum ernähren sich dann die Arbeiterwespen. Ein ausgeklügeltes System, das aber ungefähr im August ein Ende findet. "Ende der Saison, das bedeutet, das Nest hat vielleicht einige hunderte Arbeiterinnen, aber keine Larven mehr", erklärt Prof. Paxton.

Das Nest ist leer, die Königin wahrscheinlich tot. Was machen die Arbeiterinnen? Sie sind sehr hungrig. Sie gehen auf die Suche nach Zucker.

Prof. Robert Paxton

Und jetzt können Sie dreimal raten, wo sie den finden. Auf Ihrem Marmeladenbrot und auch in Grillsaucen und Marinaden, überall ist Zucker. Jetzt ist aber das reine Vorhandensein einer Wespe noch nicht mal das Problem. Richtig unangenehm wird es, wenn sie stechen, so Paxton: "Sie sind relativ stechfreudig im Gegensatz zu Hummeln und Bienen. Hummeln und Bienen stechen nur, um ihr Nest zu verteidigen oder sich selbst, wenn sie zerquetscht worden sind. Aber Wespen nutzen ihren Stachel, um andere Insekten zu töten oder zu betäuben. Also sind sie eher etwas stechfreudiger."

Ist 2020 ein Wespenjahr?

Eine gute Nachricht gibt es aber auch: Es könnte sein, dass es dieses Jahr gar nicht so viele Wespen sind. Ganz natürlich gibt es da nämlich Schwankungen. In einem oder zwei Jahren gibt es sehr viele, in den darauffolgenden Jahren geht die Zahl runter. "Diesen Zyklus gab es schon immer bei Wespen anscheinend, in den letzten 20/30 Jahren, das ist nachgewiesen worden." Und dieses Jahr?

Ich muss sagen, ich habe nicht so viele gesehen in diesem Jahr, wie in vorherigen Jahren. Zumindest was ich bemerkt hatte, würde ich nicht sagen, dass es ein Wespenjahr ist.

Prof. Robert Paxton

Vielleicht ist dieser Gedanke ja tröstlich, wenn sich das nächste Mal eine Wespe auf ihr Marmeladenbrot setzt: Es könnte noch viel schlimmer sein.

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