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PaläontologieSoziale Säuger: Schon zur Zeit der Dinos wurde gekuschelt

04. November 2020, 12:06 Uhr

Zur Zeit der Dinosaurier lebten auch die Filikomys primaevus, kleine Nager, etwa so groß, dass sie auf eine menschliche Handfläche passen würden. Funde dieser kleinen Tierchen sorgen jetzt dafür, dass wir die Welt der Säugetiere aus einem neuem Blickwinkel betrachten müssen.

Er passt in eine Hand, buddelt und kuschelt mit seinen Artgenossen: Filikomys primaevus, so nennen die Paläontologen den Nager, den sie in Egg Mountain, im US-Bundesstaat Montana fanden. Auf Deutsch bedeutet das so viel wie "junge, freundliche Maus".

Es sind Knochenfunde, die auf eine andere Welt hindeuten, als wir sie bisher vor Augen haben, wenn wir ans Zeitalter der Dinosaurier denken. Lucas Weaver, Doktorand an der Universität Washington und Mitentdecker von Filikomys primaevus, erzählt, was den Fund aus Montana von anderen Filikomys-Funden unterscheidet und was ihn so spektakulär macht.

Meistens finden wir nur kleine Gebissstücke und Zähne. Hier handelt es sich um fast noch komplett erhaltene Skelette und Schädel dieser Tiere.

Lucas Weaver, Paläontologe

Der kleine Nager, dessen Knochen bis auf die späte Kreidezeit datiert werden, zeichnet nun ein ganz anderes Bild früher Säugetiere, das sich von unserem bisherigen stark unterscheidet.

Jahrelang haben Lehrbücher Säugetiere quasi als kleine rattenähnliche Tiere dargestellt, die nur nachts aktiv waren, nur Insekten fraßen. Das war das Bild der Säuger des Erdmittelalters.

Lucas Weaver

Mit diesem Fund erfahren wir nun mehr, wie die frühen Säugetiere wirklich gelebt haben. So stellten die Forschenden fest: Die Schulterknochen und Handknochen deuten auf einen Buddler oder Graber hin, vergleichbar mit dem Backenhörnchen. Und Filikomys primaevus lebte offenbar in Gruppen, baute Nester und zwar gleich in mehreren Generationen, wie die Funde zeigen.

Oben Dinos, unten Urzeitnager, die offenbar sozial lebten, sich auf engem Raum zusammenkuschelten. Bildrechte: UNIVERSITY OF WASHINGTON/ Misaki Ouchida

Jüngere Tiere, ältere ausgewachsene Tiere - und alle dicht aneinander gekauert. Das würde so nicht auftauchen, wenn die Tiere nicht auch so gelebt hätten.

Lucas Weaver

Ein Zusammenleben auf engem Raum mit all den Kontakten und Berührungen. Die Höhlenfunde deuten auf soziales Verhalten hin, etwas, dass man von Säugern neben Dinos nicht vermutet hätte. Hier lebten wirklich Gruppen zusammen, nicht nur Eltern, die ihre Jungen großzogen, so die Forscher. "Dass es soziales Verhalten bei Säugern schon zur Zeit der Dinosaurier geben soll, hat uns wirklich überrascht", so Weaver. Bisher ging man davon aus, dass das erst nach dem Aussterben der Dinos vor rund 66 Millionen Jahren begann.

Nachdem wir die wahrscheinlichste Erklärung gefunden haben, nämlich dass diese Tiere sozial sind und in Nestern unter der Erde leben, stellten wir fest, dass es zehn bis 15 Millionen Jahre vor dem liegt, was man bisher für soziales Verhalten bei Säugetieren annahm.

Lucas Weaver

Sachbücher neu zu schreiben sei deswegen nicht nötig, sagt Weaver. Aber Säuger neu zu betrachten, das solle man schon. Sie waren klein, rotteten sich zusammen und waren wahrscheinlich recht clever. Immerhin lebten sie dort, wo auch Dinosaurier brüteten.

Die Paläontologie liest aus solchen Funden Informationen über die frühen Säugetiere. Dieser spezielle Block umfasst Schädel und Skelette von zwei erwachsenen und einem heranwachsenden Tier. Gefunden in Egg Mountain im Westen Montanas (USA). Bildrechte: UNIVERSITY OF WASHINGTON/ Luke Weaver

(kf)

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