Hauswinkelspinne an einer Zimmerwand.
Beim Anblick der Hauswinkelspinne kriegen viele Menschen einen Schreck. Dabei ist sie durchaus nützlich! Bildrechte: imago/blickwinkel

Sieht gruselig aus, ist aber nützlich Darum kuscheln sich Spinnen bald wieder zu uns

09. Oktober 2017, 17:05 Uhr

Auf der Suche nach einem Winterquartier kommen im Herbst einige Insekten und Spinnentiere in unsere Häuser. Dort werden sie von der Hauswinkelspinne gejagt, die sich das ganze Jahr bei uns wohl fühlt. Über das nützliche Tier kursieren einige Irrtümer.

Im Herbst sorgt sie oft für Schlagzeilen: Die vermeintliche Invasion der Hauswinkelspinnen! Mit einem Zentimeter haben die Tiere der Gattung einen relativ großen Körper, ihre Beine können sogar eine Spannweite von bis zu acht Zentimetern erreichen. Bissig sei sie auch, liest man dann manchmal. Dabei sollte man bei den Hauswinkelspinnen mal genauer hinschauen: Die kommen nämlich nicht im Herbst in unsere Häuser, sie leben das ganze Jahr dort, sagt Spinnenexpertin Birgit Balkenhol vom Senckenberg-Museum für Naturkunde in Görlitz.

Und sie verrät auch, warum wir uns über ihre Anwesenheit durchaus freuen könnten: "Hauswinkelspinnen brauchen Feuchtigkeit, deswegen leben sie meist im Keller oder höchstens noch in Bädern. In den viel zu trockenen Wohnräumen sterben sie, vor allem, wenn im Winter geheizt wird. Sie sind unheimlich nützlich für Menschen, denn sie fangen alle möglichen Tiere weg, die man nicht im Haus haben will, etwa Mücken, Fliegen und Kellerasseln."

Hauswinkelspinne: Lange Beine, großes Gruseln

Aufgrund ihrer Größe gruseln sich Menschen leicht vor der Hauswinkelspinne. Dabei haben vor allem die Achtbeiner jeden Grund, Angst vor uns zu haben, sagt die Expertin: "Aus Sicht der Spinnen sind wir die Riesen." Das sieht auch Spinnenforscher Robert Klesser vom Centrum für Naturkunde an der Uni Hamburg so und sagt im Gespräch mit der Deutschen Wildtierstiftung:

Die meisten Spinnen sind sehr scheu. Sie wollen mit Menschen nichts zu tun haben und flüchten sofort, wenn wir ihnen zu nahe kommen.

Robert Klesser Uni Hamburg

Von den über tausend heimischen Spinnenarten sei keine einzige einem gesunden Menschen gefährlich. Allerdings umgekehrt: "Intensive Agrarwirtschaft, Urbanisierung, Trockenheit und weniger Nahrung durch den Insektenschwund bedrohen auch die Spinnenwelt", so Klesser.

In Haushalten lebt noch dazu ein ganz anderer Spinnenfeind: der Staubsauger, eine akute Gefahrenquelle, erklärt Birgit Balkenhol. Spinnenbisse gibt es aber auch in unseren Gefilden, jedoch lediglich von Wasserspinnen oder vom Ammen-Dornfinger. Diese Bisse sind nicht lebensbedrohlich, sondern höchstens etwas schmerzhaft, vergleichbar mit einem Wespenstich.

Wenn die kühlen Jahreszeiten beginnen, betrifft die Begegnung Mensch/Spinne aber noch weitere Arten. Zum Beispiel die große Zitterspinne, ein filigranes Tier mit großflächigen Netzen. Sie mag es gerne etwas wärmer und kommt ursprünglich aus den Subtropen – kein Wunder, dass sie im Winter Häuser dem Freiland vorzieht. Zu ihrer Nahrung zählen im Übrigen auch andere, viel größere Spinnen.

Radnetzspinnen, z.B. die Spaltenkreuzspinne und die Sektorspinne, sind in Wintergarten, am Hauseingang oder auch mal im Haus anzutreffen. Wer sie dort nicht haben möchte, sollte im Haus häufiger das Licht auslassen, denn wenn sich keine Insekten tummeln, kommt auch die Spinne nicht dazu.

Was ist so spannend an Spinnen?

Birgit Balkenhol beschäftigt sich seit 35 Jahren mit Spinnen und ist von den Tieren fasziniert. Die Haare, die auf Körper und Beinen wachsen, erfüllen viele unterschiedliche Funktionen. Die einen Borsten helfen den Spinnen, zu klein werdende Häute loszuwerden. Andere Haare enthalten Geschmacksnerven, mit ihnen gehen Spinnen auf Nahrungssuche. Ein dritter Typ dünner Härchen wird von kleinsten Luftbewegungen gelenkt. Mit ihnen nehmen die Tiere Schall war.

Den Hauswinkelspinnen fehlen allerdings bestimmte Hafthaare an den Beinen. Anders als andere Gattungsgenossen, können sie nicht an glatten Oberflächen wie Badezimmerfliesen emporklettern. Balkenhol rät daher:

Wenn Sie die Tiere loswerden wollen, stülpen Sie ein Glas darüber und schieben dann ein glatter Papier darunter. So können Sie sie sicher ins Freie bringen.

Birgit Balkenhol

Töten soll man sie dagegen nicht, denn für die Ökosysteme sind sie sehr wichtig. Deshalb bittet auch die Naturschutzorganisation NABU: Nicht mit Pantoffeln oder Staubsauger traktieren, lieber einfangen und ins Freie bringen.

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