Spinnen - Schwarze Witwe rechts und Braune Witwe links
Würde die Schwarze Witwe (rechts) die Braune Witwe (links) sehen, nähme sie Reißaus. Bildrechte: MDR/Louis Coticchio

Spinnenforschung Braune gegen Schwarze Witwe: Auch Giftspinnen haben Angst vor Spinnen

15. März 2023, 10:58 Uhr

Zitterspinnen sind tolle Mitbewohnerinnen, sie umgarnen gerne Winkelspinnen (das sind die mit den langen haarigen Beinen und dem dicken Körper) und verspeisen sie. Weswegen manche Leute Zitterspinnen mögen. Deshalb könnten wir auch die Braune Witwe mögen: Die frisst nämlich die Schwarze Witwe.

Wo die braune Witwe ihr Netz spinnt, braucht man sich vor der schwarzen Witwe nicht mehr fürchten. Das hat die Forschung längst beobachtet und beschrieben. Allerdings hat erst jetzt ein Forschungsteam herausgefunden, warum das so ist. Beide Spinnenarten gehören der gleichen Gattung Latrodectus an, sind sich aber ansonsten spinnefeind, obwohl sie keine Nahrungskonkurrenten sind, wie man vielleicht meinen könnte. Der Grund dafür, warum in den Jagdgründen der Braunen Witwen keine Schwarzen Witwen hausen, ist viel simpler: Sie fressen sie.

Spinnen in der WG: Fruchtbarkeitrate, Verhalten, Risiko

Zunächst zählte die Forschungsgruppe von Juni 2019 bis August 2020 in verschiedenen Ecken Floridas in und unter Häusern, Garagen, Schuppen und Hofstrukturen sowie in Parks nach Spinnen: Gezählt wurde die Anzahl brütender Spinnen der Braunen und der Südlichen Schwarzen Witwen und ihrer lebenden Eiersäcke pro Weibchen. Bei den 15 untersuchten Häusern wurden unter allen Gebäuden Spinnennetze brütender Populationen gefunden.

Nachdem aus den gefundenen Eisäcken Jungtiere geschlüpft waren, wurden diese in Spinnencontainern großgezogen und dabei analysiert, wie schnell sich die beiden Spinnentypen jeweils entwickelten. Dabei zeigte sich: Die Weibchen der Braunen Witwenspinne haben bessere Fruchtbarkeitsraten als die Schwarzen Witwen, sie entwickeln sich und reifen schneller zu ausgewachsenen Exemplaren heran.

Südliche Schwarze Witwe
Netter als ihr Ruf: Schwarze Witwen beißen nur, wenn sie sich bedrängt und bedroht sehen. In der Spinnenforschung gelten sie als scheue Tiere. Bildrechte: imago/blickwinkel

In einem dritten Schritt ging es um das Verhalten der Spinnen. Dazu wurden in drei verschiedenen Versuchsaufbauten Braune Witwen mit anderen Spinnen in eine "Container-WG" gesteckt, neben Schwarzen und Braunen Witwen wurden drei andere artverwandte Webspinnen mit in den Container gehalten. Und da geht es den Spinnen ähnlich wie den Menschen, die in Wohngemeinschaften leben. Wobei die Braunen Witwen auf Diplomatie, Schimpfen oder Drohen verzichteten, wenn der kleine Hunger kam und der Kühlschrank leer war. Sie fraßen die benachbarten Spinnen einfach auf, und zwar mit Vorliebe die Schwarzen Witwen. Besonders jugendliche Schwarze Witwen in WGs mit jugendlichen Braunen Witwen lebten dann am gefährlichsten. Sie wurden in 80 Prozent der Fälle getötet und verspeist. In Zahlen: Bei Braunen Witwen war es 6,6-mal wahrscheinlicher, dass sie Südliche Schwarze Witwen fraßen (Sie wickeln sie ein, injizieren Gift, und saugen das aufgelöste Gewebe aus). Die anderen WG-Mitbewohner, die Dreiecksspinne und die Rote Hausspinne, ließen sie dagegen in Frieden und stromerten auch nicht in deren Netzen herum.

Während der Experimente wagten sich Braune Witwen regelmäßig in die Netze Schwarzer Witwen. Dagegen wurden Schwarze Witwen nie als Aggressoren gegenüber anderen Spinnen beobachtet. Ihr furchterregender Ruf scheint demnach nur für ihre Partner zu gelten, die sie nach der Paarung verspeisen, nicht jedoch für andere verwandte Spinnen. Die Forscher vermuten, dass es der Braunen Witwe möglicherweise um die besten Plätze für das Spinnennetz geht.

Die Braune Witwenspinne: Wie kam sie nach Amerika?

Braune Witwe
Exemplare der Braunen Witwe wurden in Europa nur auf Zypern nachgewiesen. Bildrechte: imago/blickwinkel

Die Spinnenforschung geht davon aus, dass die Braune Witwenspinne Latrodectus  geometricus zunächst in Südafrika vorkam, und quasi per Anhalter in Holzlieferungen und Lebensmittelkisten nach Amerika kam. Der erste Fund einer solchen Spinne wurde 1936 im südlichen Florida gemacht. Seitdem hat sich diese Spinnenart auf allen Kontinenten, außer in der Antarktis, gezeigt. Forschungen aus den 90er-Jahren zufolge sind Populationen der Braunen Witwe in Hawaii, auf den Karibischen Inseln, Australien, Japan und Zypern gemeldet.

Links/Studien

Sie können die Studie "Predation by the Introduced Brown Widow Spider (Araneae: Theridiidae) May Explain Local Extinctions of Native Black Widows in Urban Habitats" hier im Original lesen.

lfw

Kreuzspinne 3 min
Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK
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https://www.mdr.de/mdr-garten/pflegen/schaedlinge/spinnen-nuetzlinge-100.html

Rechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Video
Zitterspinne, (Pholcus phalangioides), mit erbeuteter und eingesponnener Schmeissfliege. 6 min
Bildrechte: imago/blickwinkel

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN | THÜHRINGEN-JOURNAL | 07. Oktober 2022 | 19:00 Uhr

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