Wie Höhentraining Stärker als Epo: Leistungssteigerung mit Kohlenmonoxid

06. August 2020, 09:03 Uhr

Kohlenmonoxid gilt eigentlich als extrem gefährliches, weil giftiges Gas. In geringen Mengen kann es aber beim Sport zur Leistungssteigerung verwendet werden, zeigt jetzt eine Studie. Wird CO ein neues Dopingmittel?

Viele Athleten trainieren vor großen Wettkämpfen in Höhentrainingslagern. Dort, 2.500 Meter oder noch höher über dem Meeresspiegel, ist der Sauerstoffgehalt der Luft geringer. Der Körper muss sich also anpassen, um beim Sport trotzdem genug Sauerstoff aufzunehmen. Das tut er, indem er zusätzliches Hämoglobin bildet, den Farbstoff, der Blut rot macht. Hämoglobin ist auch dafür zuständig, Sauerstoff ans Blut zu binden und so durch den Körper zu transportieren.

Sportmediziner der Universität Bayreuth haben gemeinsam mit Wissenschaftlern der TU Dresden sowie der University of Colorado Boulder/USA jetzt herausgefunden, dass dieser Effekt auch hervorgerufen werden kann, wenn Sportler über drei Wochen fünf Mal am Tag kleine Dosen Kohlenmonoxid einatmen. Dieses Gas ist eigentlich extrem giftig. Im Gegensatz zum Kohlendioxid fehlt ihm ein Sauerstoffatom. Dadurch ist es instabil und will Sauerstoffmoleküle in seiner Umgebung binden. Die Nationalsozialisten haben Kohlenmonoxid eingesetzt, um Menschen mit Behinderungen systematisch zu ermorden.

Geringe Kohlenmonoxid-Dosis wirkt wie Höhentrainingslager

Gering dosiert, reduziere Kohlenmonoxid aber nur die Sauerstoffbindung des Hämoglobins, schreiben die Forscher um Walter Schmidt jetzt im Fachjournal "Medicine & Science in Sports & Exercise". Bei den gesunden, gut trainierten Testpersonen, die regelmäßig Kohlenmonoxid einatmeten, stellte sich die gleiche leistungssteigender Wirkung ein, wie in einem Höhentrainingslager. Bei ihnen verringerte sich über drei Wochen hinweg der Sauerstofftransport im Blut um fünf Prozent. Ihre Körper reagierten, indem sie fünf Prozent mehr Hämoglobin bildeten.

Ist Training mit Kohlenmonoxid Doping?

Sportmediziner Walter Schmidt hält die Wirkung des Kohlenmonoxids für stärker, als die des Dopingmittels und Hormons Epo. Das werfe auch die Frage auf, ob das Inhalieren von Kohlenmonoxid Doping sei. "Letztendlich muss die Welt-Anti-Doping Agentur (WADA) entscheiden, ob es sich bei der Leistungssteigerung durch Kohlenmonoxid um eine legale Trainingsmethode oder um ein neues Dopingmittel handelt, das verboten werden muss", sagt Walter Schmidt. Diese Frage und einige medizinische Aspekte müssten noch genauer erforscht werden, bevor die Methode in die Praxis übernommen werden könne.

(ens)

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