
Psychologie Warum macht uns schenken glücklich?
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15. Januar 2018, 10:07 Uhr
Schenken und beschenkt werden gehört zu unserem Leben. Aber warum tun wir das? Die Psychologie sagt: Weil wir müssen. Und die Hirnforschung setzt nach: Weil es uns glücklich macht.
Warum tun wir das eigentlich: Wir stürzen uns in volle Einkaufsstraßen, drängen uns durch verstopfte Weihnachtsmärkte oder klicken uns durch gefühlt 1.000 Internetseiten. Wenn wir diese Frage Psychologen oder Verhaltensforschern stellen, kann die Antwort lauten: Weil wir müssen! Die klassische Geschenke-Theorie sagt: Schenken ist universell. Es dient dazu Beziehungen zu stärken. Und dazu gehört auch, dass das Geschenk (erstmal) angenommen wird – wie hässlich es auch immer ist.
Schenken ist Kommunikation
Wer schenkt, kommuniziert, sagt zum Beispiel der Soziologe Holger Schwaiger, und zwar so, dass man es nicht ignorieren kann. Und wie immer in der Kommunikation, können wir darauf nicht Nicht-Reagieren. Denn auch, wenn wir eine Reaktion verweigern, senden wir ein Signal an die schenkende Person. Aber, wenn Schenken Kommunikation ist, so Schwaiger, dann sollten wir es nicht auf Weihnachten oder Geburtstage beschränken.
Wir alle schenken zu wenig! Wenn Sie nur zu besonderen Anlässen etwas schenken, ist das jedes Mal ein großer Akt. Wenn Sie Ihren Nächsten immer wieder ein bisschen was schenken, bleibt die Kommunikation dauerhaft lebendig.
Schenken macht großzügig
Schenken hat noch viele andere Effekte. Es macht uns zum Beispiel großzügiger. Der Bonner Ökonom Armin Falk hat das bereits 2007 in einem Experiment gezeigt. Dafür hat er Spendenaufrufe verschickt – zusammen mit einer hübschen Postkarte. Ergebnis: Die Hilfsorganisation konnte nach Abzug der Kosten 22 Prozent mehr Spenden verbuchen als bei normalen Spendenaktionen. Falks Fazit:
Wer ein Geschenk bekommt, hat das Bedürfnis, etwas zurückzugeben. Denn das Besondere an Geschenken ist ja, dass man etwas bekommt, ohne dafür etwas getan zu haben.
Schenken erkennt man im Gehirn
Wenn wir großzügig sind, gerne schenken, dann kann man das in unserem Gehirn ablesen. Ein Forschungsteam um So Young Park von der Universität Lübeck konnte das 2017 in einer Studie feststellen, bei der die Probanden in einem Magnetresonanztomographen (MRT) untersucht wurden. Großzügigkeit und Schenken zeigt sich demnach in einer höheren Gehirnaktivität im Übergang vom Schläfen- zum Scheitellappen und in einer Verbindung zum ventralen Striatium.
Das ist allerdings nur der neuronale Ausdruck. Denn was die Studie wirklich im MRT bestätigte, war, dass Großzügigkeit unser Wohlbefinden steigern, uns also glücklicher machen kann.
(krm)