Astronomie 6 Mio km/h: Schnellster Stern der Galaxie entdeckt
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Astronomen haben den schnellsten Stern unserer Milchstraße entdeckt: Nachdem er vom supermassiven schwarzen Loch beschleunigt wurde, reist S5-HVS1 mit etwa sechs Millionen Kilometern pro Stunde.

Seit über 20 Jahren beschäftigen sich Astronomen mit Sternen, die deutlich schneller reisen als gewöhnlich. Als Ursache dafür wird unter anderem der Hills-Effekt vermutet: Im Zentrum unserer Galaxie ist die Sternendichte sehr hoch. Außerdem lauert dort Sagittarius A*, ein supermassives schwarzes Loch, das etwa vier Millionen Mal so schwer ist wie unsere Sonne.
Gerät nun ein Doppelsternsystem in den Sog der Schwerkraft von Sagittarius A*, könnte einer der beiden Sterne in das Loch hineinfallen, während der andere um das Loch herum geschleudert und dann katapultartig beschleunigt wird. Jetzt hat ein internationales Team einen Stern beobachtet, dem dieses Schicksal wahrscheinlich widerfahren ist.
Der Stern verlässt unsere Milchstraße mit 6 Millionen km/h
Im Rahmen des Forschungsprojekts "Southern Stellar Stream Spectroscopic Survey" (S5) beobachtete ein Team den sich schnell bewegenden Stern S5-HVS1 im Sternbild Kranich. Durch eine Kombination aus Daten vom Anglo-Australischen Teleskop (3,9 Meter Durchmesser) und dem ESA-Satelliten Gaia konnten sie die exakte Geschwindigkeit berechnen: Rund sechs Millionen Kilometer pro Stunde. Das ist etwa sieben Mal so schnell wie unser Sonnensystem, das sich mit 220 Kilometern pro Sekunde - also rund 800.000 km/h - um das Zentrum der Milchstraße dreht.
"Die Geschwindigkeit des Sterns ist so hoch, dass er unweigerlich die Galaxie verlassen muss und nie wieder zurückkehren wird", sagt Douglas Boubert, Co-Autor der jetzt erschienen Studie. Unser Sonnensystem passierte S5-HVS1 in etwa 29.000 Lichtjahren Entfernung, einem astronomisch vergleichsweise kleinen Abstand.
Sagittarius A* schleudert etwa alle 100.0000 Jahre einen Stern fort
Die Wissenschaftler um Sergey Koposov von der Carnegie Mellon University in den USA berechneten anhand der Beobachtungsdaten den Ausgangspunkt des Sternes. Demnach befand er sich vor etwa fünf Millionen Jahren bei Sagittarius A*. Ihre Studie bestätigt damit vorangegangene Theorien. So sagten Yu & Tremain 2003 voraus, dass Sagittarius A* etwa alle 100.0000 Jahre einen Stern auf diese Weise fortschleudert.
Korrektur 15.11.: In einer vorangegangenen Version dieses Textes hieß es irrtümlich, das Sonnensystem bewege sich mit 220 Meter pro Sekunde um das Zentrum der Milchstraße. Korrekt ist 220 Kilometer pro Sekunde.
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | 10. April 2019 | 16:00 Uhr
MDR-Team am 15.11.2019
@2BIG4YOU, danke für den Hinweis. Da haben Sie natürlich recht. Wir bitten den Fehler zu entschuldigen. Zum Glück hängt die Bedeutung der Weltraumforschung für die Menschheit nicht an der Erfindung des Klettverschluss. :D
MDR-Team am 15.11.2019
Hallo Callmeavictim,
sie haben recht, der Klettverschluss wird zwar häufig in der Raumfahrt eingesetzt, ist aber keine NASA-Erfindung. Wir bitten den Fehler zu entschuldigen und bedanken uns für den Hinweis.
Der Kern unserer oben aufgeführten Aussage wird dadurch jedoch nicht zu Unsinn, denn ob mit oder ohne Klettverschluss, die Weltraumforschung ist in vielerlei Hinsicht von essentieller Bedeutung.
Viele Grüße aus der MDR Wissen-Redaktion
2BIG4YOU am 15.11.2019
Hallo,
gds. stimme ich Ihnen absolut zu.
Der Klettverschluss ist allerdings keine Errungenschaft der Raumfahrt. Ein Patent dafür wurde bereits 1951 eingereicht...
Freundliche Grüße