Eine Satellitenantenne, dahinter der Sternenhimmel
Das Atacama Large Millimeter/Submillimeter Array horcht von Chile aus tief ins All. Bildrechte: MDR/ESO

Sternsystem HD101584 Teleskop ALMA zeigt Doppelsterne im Todeskampf

11. April 2024, 12:56 Uhr

Wenn Sterne sterben, dann kann das auf sehr spektakuläre Art geschehen. Das ALMA-Teleskop der Europäischen Südsternwarte hat jetzt das Ergebnis eines solchen Todeskampfes zweier Sonnen eingefangen.

Wenn in den nächsten vier bis fünf Milliarden Jahren nichts dazwischen kommt, dann können wir heute schon voraussagen, was in unserem Sonnensystem passiert. Wenn unsere Sonne ihren gesamten Wasserstoff verbrannt hat, wird sie zu einem Roten Riesen anschwellen, dann ihre äußeren Schichten verlieren und zurück bleibt ein Weißer Zwerg – ein heißer, dichter, kleiner Stern.

Statt Weißer Zwerg nur Nebel

Doch es geht auch anders. Und dann wird es dramatisch, wie bei HD101584, dem Sternensystem, das das Atacama Large Millimeter/Submillimeter Array (kurz ALMA) jetzt untersucht hat. Denn dort haben sich zwei Sterne einen wahren Kampf geliefert, der für beide tödlich ausging – und statt eines Weißen Zwergs entstand ein Nebel. Hans Olofsson von der Chalmers University of Technology in Schweden, der eine jetzt in Astronomy & Astrophysics veröffentlichte Studie über dieses faszinierende Objekt leitete, beschreibt es so: "Das Sternsystem HD101584 ist insofern etwas Besonderes, als dieser 'Sterbeprozess' vorzeitig und dramatisch beendet wurde. Ein nahegelegener massearmer Begleitstern wurde von dem Riesen verschluckt."

Eine rot und blau leuchtende Gaswolke – entstanden aus der Kollision zweier Sonnen 1 min
Bildrechte: MDR/ALMA (ESO/NAOJ/NRAO), Olofsson et al. Acknowledgement: Robert Cumming
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Im Doppelsternsystem HD101584 im Sternbild des Zentauren sind zwei Sonnen kollidiert. Das Ergebnis hat das ESO-Teleskop ALMA festgehalten. Spektakuläre Gaswolken.

Di 04.02.2020 16:31Uhr 01:27 min

https://www.mdr.de/wissen/videos/aktuell/sonnen-kollidieren100.html

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Dank der Beobachtungen von ALMA konnten die Astrophysiker dem Sternennebel seine Geheimnisse entreißen. Was also passierte im System HD101584? Ein Doppelsternsystem im Sternbild des Zentauren, dessen Gaswolken ALMA schon 2015 untersucht hatte? Als sich der Hauptstern zu einem Roten Riesen aufblähte, verschluckte er seinen kleinen Partner. Der aber wanderte einfach weiter Richtung Kern des Riesen. Und das führte schließlich zu einem Ausbruch des Riesen, bei dem seine Gasschichten dramatisch zerstreut und der Kern freigelegt wurden.

Eine Sternkarte zeigt das System HD101584 im Sternbild des Zentauren
HD101584 - das Sternsystem ist mit einem roten Kreis markiert. Bildrechte: ESO, IAU and Sky & Telescope

Und so entstand die Struktur, die ALMA uns zeigt: Gasringe, Gasjets, dazwischen blaue und rote Flecken. Den verbliebenen Kern allerdings kann das Teleskop nicht enthüllen, dazu reicht die Auflösung nicht. Erst das Extremely Large Telescope der ESO, das in der chilenischen Atacama-Wüste gebaut wird, "wird Informationen über das 'Herz' des Objekts liefern", sagt Olofsson und ermöglicht den Astronomen einen genaueren Blick auf das kämpfende Paar.

Und was lernen wir daraus?

Ein positiver Aspekt des Sternenkampfes besteht laut der Astronomen darin, dass er uns hilft, die Entwicklung von Sternen wie der Sonne besser zu verstehen. "Gegenwärtig können wir die Sterbeprozesse beschreiben, die vielen sonnenähnlichen Sternen gemeinsam sind, aber wir können nicht erklären, warum oder wie sie genau ablaufen. HD101584 gibt uns wichtige Hinweise zur Lösung dieses Rätsels, da es sich derzeit in einer kurzen Übergangsphase zwischen besser untersuchten Evolutionsstufen befindet. Mit detaillierten Bildern der Umgebung von HD101584 können wir die Verbindung zwischen dem Riesenstern, der er vorher war, und dem stellaren Überrest, zu dem er bald werden wird, herstellen", erklärt Mitautorin Sofia Ramstedt von der Universität Uppsala in Schweden.

eso/gp

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