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Überschüssiges Gas wird in einer Hochfackel verbrannt (Archivbild). Wird Methan nicht abgefackelt, wirkt es in der Atmosphäre als Treibhausgas. Bildrechte: imago images/Future Image

KlimawandelTreibhausgase: Forscher registrieren sprunghaften Anstieg von Methan in der Atmosphäre

26. Oktober 2022, 17:32 Uhr

2021 ist die Menge an Methan in der Erdatmosphäre so stark gestiegen wie nie zuvor. Das Treibhausgas wirkt etwa 30 Mal stärker als CO2. Die North-Stream-Lecks in diesem Jahr dürften Methan weiter erhöht haben.

Forschende haben einen besorgniserregenden Anstieg der globalen Methanemissionen im Jahr 2021 festgestellt. Nie zuvor sei der Anteil des Treibhausgases an der gesamten Atmosphäre so stark gestiegen wie in diesem Jahr, heißt es in einem Bericht der Weltwetterorganisation WMO, der am Mittwoch veröffentlicht wurde. Die Meteorologen können diesen zusätzlichen Anstieg bislang nicht erklären. Sowohl natürliche als auch vom Menschen verursachte Prozesse seien mögliche Ursachen.

Methan hat einen Anteil von etwa 16 Prozent am beobachteten Klimawandel

Methan (CH4) ist neben Kohlenstoffdioxid (CO2) und Lachgas (N20) für den Treibhauseffekt verantwortlich. Das Gas reflektiert infrarote Strahlung, also unter anderem durch Sonnenlicht erzeugte Wärme, die von Böden und Meeren abgestrahlt wird. Indem Methan diese Wärme reflektiert und so verhindert, dass sie in den Weltraum entweichen kann, heizt das Gas die Erdatmosphäre weiter auf. Methan entsteht vor allem bei der Zersetzung von organischem Material, also beispielsweise bei der Kompostierung von Pflanzen, aber auch, wenn Kühe gefressenes Gras verdauen. Methan kann auch verbrannt werden und wird deshalb beispielsweise in Biogasanlagen absichtlich erzeugt.

Aktuell hat das Gas einen Anteil von 1.908 pro eine Milliarde Teilchen in der Atmosphäre (als Einheit wird ppb, parts per billion, also Teilchen Methan pro Milliarde Teilchen verwendet). Das mag gering erscheinen, dennoch ist der Effekt für die Erwärmung merklich. Forschende schätzen, dass Methan etwa 16 Prozent Anteil am Temperaturanstieg von 1,1 Grad Celsius gegenüber der Zeit vor der Industrialisierung hat. CO2 trägt etwa zwei Drittel zum Treibhauseffekt bei, Lachgas rund 6,5 Prozent.

Ursache für den Methananstieg noch unklar

Nach Schätzungen der WMO stieg der Anteil von Methan im Jahr 2021 um 18 ppb. Auch 2020 war der Anstieg mit 15 ppb besonders stark. Vor der Industrialisierung gab es etwa 262 Prozent weniger Methan in der Atmosphäre.

Ein Großteil stamme wohl aus Feuchtgebieten und Reisfeldern, schreibt die WMO in ihrem jährlichen Treibhausgas-Bulletin. Unklar sei noch, ob dies eine Folge des Klimawandels ist, etwa, weil Feuchtgebiete feuchter und wärmer werden. Je wärmer desto schneller wird organisches Material abgebaut, und ein Abbau im Wasser ohne Sauerstoffzufuhr führt zu höheren Methanemissionen. Aber die WMO schreibt auch: "Der dramatische Anstieg könnte auch auf die natürliche jährliche Variabilität zurückzuführen sein."

North Stream Lecks: So viel Methanausstoß wie Dänemark in einem Jahr

Auch im laufenden Jahr 2022 dürfte der Methananteil weiter kräftig angestiegen sein. Durch die Lecks an den beiden North-Stream-Pipelines wurden gewaltige Mengen Methan freigesetzt. Das teilte ICOS, der europäische Treibhausgas-Überwachungsdienst, Ende September mit. Die Menge habe den jährlichen Emissionen eines Landes von der Größe Dänemarks entsprochen, hieß es.

Links/Studien

  • World Meteorological Organization: More bad news for the planet: greenhouse gas levels hit new highs, Pressemittelung

(ens/dpa)

Dieses Thema im Programm:MDR FERNSEHEN | MDR um 4 | 13. September 2022 | 16:00 Uhr