Prof. Oliver Schmidt, Inhaber der Professur Materialsysteme der Nanoelektronik an der TU Chemnitz.
Zurück in Chemnitz: Prof. Oliver Schmidt vor seiner alten und neuen Wirkungsstätte. Bildrechte: Jacob Müller

Zentrum für Materialien, Architekturen und Integration von Nanomembranen (MAIN) TU Chemnitz tätigt "absoluten Toptransfer" – Prof. Oliver Schmidt

19. Januar 2023, 13:22 Uhr

Er war bereits einmal an der TU Chemnitz und ist nun mit noch mehr Ehren zurück: Der Mikro- und Nanowissenschaftler Prof. Oliver Schmidt. Der Leibniz-Preisträger bekommt dafür sein eigenes Forschungszentrum.

TU-Rektor Prof. Gerd Strohmeier überschlug sich bei der offiziellen Vorstellung Schmidts am Dienstag (07.09.2021) mit Lob. Der bekennende Fan des Hamburger SV sprach mit einem Fußballvergleich von einem "absoluten Toptransfer" und dass die TU jetzt schon alle Weihnachtsgeschenke für dieses Jahr erhalten habe – schließlich bekam Chemnitz kürzlich den Zuschlag für ein nationales Wasserstoff-Forschungszentrum, dazu kommt der Umbau des alten Bahnhofs in Annaberg-Buchholz in einen neuen Forschungscampus gut voran. Es sei allerdings ein steiniger Weg dahin gewesen, betonte Strohmeier, wobei Geld nicht der ausschlaggebende Faktor für die Rückkehr Schmidts nach Chemnitz gewesen sei.

Ein Großer beschäftigt sich mit kleinen Dingen

Der gebürtige Kieler war bereits seit 2007 an der TU gewesen, wo er als Professor für Materialsysteme der Nanoelektronik arbeitete. Daneben leitete der heute 50-Jährige das Institut für Integrative Nanowissenschaften am Leibniz-Institut für Festkörper- und Werkstoffforschung (IFW) in Dresden. Den Bau des neuen Zentrums für Materialien, Architekturen und Integration von Nanomembranen (MAIN) habe Prof. Schmidt vor zehn Jahren selbst mit angestoßen, was mit ein Grund dafür gewesen ist, nun dessen Leitung zu übernehmen, wie er am Dienstag erzählte: "Hier kann ich viele Dinge mit meinem Team umsetzen und habe gleichzeitig eine vertrauensvolle Basis."

Geplant ist vor allem Grundlagenforschung etwa zu sogenannten Nanomembranen, die später einmal in Roboterhänden eingesetzt werden könnten. Dazu zeigte Prof. Schmidt in seinem Vortrag eine dünne Schicht aus Chips, die man zwischen den Fingern hin und her rollen kann – diese "Mikro-Origami-Technik" ist extrem leicht und kompakt und könnte irgendwann als leistungsfähiges Energiespeichersystem etwa in Akkus von Elektro-Autos verbaut werden. So könnte am MAIN am Ende auch eine Brücke zwischen Grundlagen- und angewandter Forschung geschlagen werden.

Eine Anordnung von 90 flexiblen und implantierbaren sogenannten Nano-Biosupercapacitors auf einer Fingerspitze mit Audio
Eine Anordnung von 90 flexiblen und implantierbaren sogenannten Nano-Biosupercapacitors (nBFCs). Diese ermöglichen den autarken Betrieb von Mikrosensorik für den Einsatz unter anderem im Blut Bildrechte: Forschungsgruppe Prof. Dr. Oliver G. Schmidt TU Chemnitz

Laut der TU Chemnitz gehört Prof. Schmidt zu den ein Prozent der am meisten zitierten Forscher weltweit und hat bereits 870 wissenschaftliche Publikationen veröffentlicht, auch in renommierten Fachmagazinen wie "Nature" und "Science". 2018 erhielt der Physiker den Gottfried Wilhelm Leibniz-Preis der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG), der als angesehenster deutscher Forscherpreis gilt. Im Vorjahr hatte Schmidt den kleinsten mikroelektronischen Roboter der Welt vorgestellt, der nur 0,8 mm lang, 0,8 mm breit und 0,14 mm hoch ist und durch einen Zwillings-Düsenjet angetrieben wird.

Rektor Strohmeier betonte, dass der Professor aber nicht nur an Spitzenforschung, sondern auch an der Förderung des Nachwuchses interessiert sei – und an der Ausgestaltung der Pläne zur "Europäischen Kulturhauptstadt 2025", für die sich Chemnitz ja erfolgreich beworben hatte. Zudem sei der Nano-Wissenschaftler ein Grundpfeiler bei der nächsten Bewerbung der TU als Exzellenz-Uni. "Der Kollege Schmidt beschäftigt sich mit kleinen Dingen, aber er ist ein ganz Großer", resümierte Strohmeier.

cdi

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