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Ein Waldbrand im Kenai Wildlife Refuge in Alaska. Bildrechte: imago images / Design Pics

Vom Klimawandel begünstigtBedrohung für unsere Wälder: "Zombie"-Brände können überwintern

01. August 2022, 15:54 Uhr

Trockene Sommer sind die Saison für Waldbrände. Doch mit dem Löschen der Feuer ist nicht immer Schluss. Einige überwintern als "Zombie"-Brände, um im Frühjahr wieder aufzuflammen. Der Klimawandel verstärkt das Problem.

Bei Waldbränden in der nördlichen Hemisphäre denkt man unweigerlich an die gewaltigen Feuer, die im Sommer riesige Flächen borealer Wälder in den US-Westküstenstaaten, in Alaska, Kanada oder Sibirien vernichten. Auch in Europa kommt es in der heißen Jahreszeit immer wieder zu großen Waldbränden, wie die Ereignisse in Schweden oder Brandenburg 2019 gezeigt haben.

Lange Trockenheit, große Hitze und viel trockenes Material gelten als idealer Nährboden für die Feuer, die dann durch Blitzeinschlag oder menschliches Verschulden ausgelöst werden. Große Waldbrände werden deshalb stets im Kontext mit einer "Feuersaison" betrachtet, in der all diese Bedingungen zusammenkommen – und dies ist nun einmal der Sommer.

"Überwinterungsverhalten" von Waldbränden

Doch das ist nicht ganz richtig. Einige Brände, die in der warmen, trockenen Jahreszeit ausbrechen, dann gelöscht werden oder ausgehen, legen nämlich ein regelrechtes "Überwinterungsverhalten" an den Tag. Das heißt, sie sind am Ende der "Feuersaison" gar nicht wirklich aus. Sie schwelen vielmehr in den tiefen, organischen Waldböden der nördlichen Hemisphäre einfach weiter, um nach dem Ende des kalten und nassen Winters – also im Frühjahr oder Sommer – wieder aufzuflammen.

Klimaerwärmung begünstigt Entwicklung

Laut einer in der Zeitschrift "Nature" veröffentlichten Studie von Wissenschaftlern aus den USA und aus Kanada können solche "Zombie"-Brände bis zu über einem Drittel der gesamten Brandfläche in einer "Feuersaison" ausmachen. Den Forschern zufolge bietet die fortschreitende Klimaerwärmung immer günstigere Bedingungen für diese überwinternden Feuer.

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Algorithmus zu überwinternden Bränden

Die Studienautoren Rebecca Scholten, Sander Veraverbeke und Kollegen entwickelten einen Algorithmus zur Identifizierung von überwinternden Bränden in Alaska, USA und den Northwest Territories von Kanada für die Jahre 2002 bis 2018. Anhand von Feld- und Fernerkundungsdaten stellten sie fest, dass überwinternde Brände zwar im Durchschnitt nur für 0,8 Prozent der gesamten verbrannten Fläche im Untersuchungszeitraum verantwortlich waren. Allerdings – und das ist entscheidend – variierte diese Fläche derart stark, dass sie in einem Jahr sogar 38 Prozent der Brandfläche ausmachte.

Mehr "Zombie"-Brände nach warmen Sommern

Dabei fanden die Autoren heraus, dass die "Zombie"-Brände nach wärmeren Sommern deutlich wahrscheinlicher waren als nach kühleren. Sie vermuten deshalb, dass wärmere Temperaturen und damit eine höhere Trockenheit den überwinternden Bränden erlauben, tiefer in den organischen Boden hineinzubrennen. Das scheint eine wesentliche Bedingung dafür zu sein, dass sie über den Winter weiter glimmen können.

Riesenmammutbaum glimmte fast ein Jahr weiter

Riesenmammutbaum im Sequoia-Nationalpark. Bildrechte: imago/imagebroker

Übrigens können die Brandherde anscheinend nicht nur im Waldboden, sondern auch in einzelnen Bäumen selbst "überwintern".

So entdeckten gerade Mitarbeiter des Sequoia- und Kings-Canyon-Nationalparks im US-Bundesstaat Kalifornien einen Riesenmammutbaum (Sequoiadendron giganteum), der immer noch von einem Brand aus dem vergangenem Jahr glimmte und rauchte.

Auch dieser Fall steht offenbar mit der anhaltenden Trockenheit in der Region im Zusammenhang. Ein Feuerexperte des Nationalparks sagte, angesichts des geringen Schneefalls und Regens in diesem Jahr könne es noch weitere Bäume in ähnlichem Zustand geben.

(dn)

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