Elektroauto tankt Strom an Ladesäule am Bundesministerium für Verkehr Verkehrsministerium Berlin
Ein Elektroauto wird an einer Ladesäule am Bundesverkehrsministrium in Berlin aufgeladen. Bildrechte: imago images / Jürgen Ritter

Batterien, Kosten, Umwelteffekte Fraunhofer-Institut: Faktencheck zu E-Autos

03. Dezember 2020, 14:57 Uhr

Immer mehr E-Autos mit Batterien fahren durch Deutschland. Aber auch Zweifel und Kritik werden lauter: Sind die E-Autos wirklich umweltfreundlicher? Und droht der Verlust Arbeitsplätzen? Forscher haben jetzt Antworten.

Die Umstellung auf Elektromobilität soll ein zentraler Baustein der Klimarettung werden, so versprechen es viele Politiker und Ingenieure. Und tatsächlich wächst der Anteil von E-Autos. Weltweit waren laut Forschern des Fraunhofer Instituts für System- und Innovationsforschung (ISI) Anfang 2020 rund 7,5 Millionen Elektro-Pkw im Einsatz. Bis 2030 könnte ihr Marktanteil auf 25 bis 75 Prozent steigen, glauben die Wissenschaftler, die zahlreiche Studien analysiert und zu einem Faktencheck zusammengefasst haben.

Markt für E-Autos soll bis 2030 voll hochgefahren werden

Entsprechend soll die Nachfrage nach Lithium-Ionen Batterien deutlich ansteigen. Laut den Forschern planen viele Hersteller deshalb in den kommenden Jahren, ihre Batteriefabriken deutlich auszubauen. Bis 2030 etwa sollen in Europa pro Jahr Akkuzellen mit einer Gesamtkapazität 600 Gigawattstunden gebaut werden.

Die Hälfte dieser neuen Werke soll in Deutschland aufgebaut werden. Damit würden in der Bundesrepublik etwa 20 Prozent des jährlichen globalen Batterie Bedarfs gedeckt. Die entscheidende Phase, in der dieser Markt voll hochgefahren wird, soll bis 2030 abgeschlossen sein.

Fünf häufig gestellte Fragen über Elektroautos

Der wachsende Anteil der E-Autos stößt allerdings auch auf Kritik. Deshalb haben die Forscher vom Fraunhofer ISI sich zwölf häufig gestellte Fragen herausgesucht und einem Faktencheck unterworfen. Fünf Antworten davon fassen wir hier zusammen:

1. Wie schreitet die Weiterentwicklung von Batterien voran und was bedeutet das für die Reichweite von Elektroautos?

Laut den Forschern habe sich die Dichte der gespeicherten Energie in den Akkus in den vergangenen zehn Jahren fast verdoppelt. Sie erwarten auf Basis der analysierten Studien eine weitere Verdopplung bis 2030. Demnach könnte dann die tatsächlich erreichte Reichweite eines durchschnittlichen E-Autos auf 600 Kilometer steigen. Dazu beitragen soll aber auch eine effizientere Energienutzung durch die Fahrzeuge. Die Wissenschaftler gehen davon aus, dass die Nachfrage nach E-Pkw analog zu deren Reichweite und der Verbesserung der Ladeinfrastruktur steigt.

2. Wie ist die Umweltbilanz von E-Pkw wirklich?

Laut der Analyse haben in Deutschlang gekaufte E-Autos über ihre gesamte Lebenszeit hinweg eine bessere Klimabilanz als konventionelle Verbrenner. Diese Klimabilanz hängt allerdings entscheidend von der Energiewende ab. Sie ist nur dann besser, wenn etwa erneuerbare Energien wie Wind- und Solarkraft weiter ausgebaut werden. Allerdings haben Elektroautos in einigen Bereichen auch eine schlechtere Umweltbilanz als Verbrenner. Das betreffe vor allem die Herstellung, bei der mehr Feinstaub, mehr säurebildende Gase und giftigere Stoffe für die Menschen entstünden. Zudem werde mehr Wasser verbraucht. Umgekehrt sei der Flächenbedarf für den Bau der E-Autos geringer. Im Sommer erzeugten sie weniger Ozon. Und der unbeabsichtigte Ausstoß von Düngemitteln wie Nitraten und Phosphaten sei bei E-Autos geringer.

3. Gibt es genügend Rohstoffe für die Batterieproduktion?

Die Forscher sagen, es gebe genügend Ressourcen für die benötigten Batterien. Kritischster Rohstoff hier sei Kobalt, der künftig aber weniger Verwendung finden soll. Stattdessen seien Nickel-Hochleistungsbatterien geplant. Lithium stufen die Autoren des Faktenchecks als unkritisch ein. Dort würden aber ausgereifte Recyclingverfahren wichtiger.

4. Drohen Arbeitsplatzverluste durch Umbau der Autoindustrie von Verbrennungs- auf Elektromotoren?

Hier sehen Forscher die Gefahr von nennenswerten Beschäftungsverlusten, vor allem in Deutschland. Batterieproduktion erfolge weitestgehend automatisch, hier seien nur wenige neue Arbeitsplätze zu erwarten. Beim Ausbau von Stromproduktion und Ladeinfrastruktur werde es dagegen positive Beschäftigungseffekte geben. Die können voraussichtlich aber nicht die Verluste kompensieren, die durch den Wegfall der Zulieferketten für die Verbrennungsmotoren entstehen. Regionen, die vom Strukturwandel betroffen seien, sollten entsprechende Hilfen bekommen.

5. Sind E-Autos wirtschaftlich?

Bislang sind E-Autos in der Anschaffung teurer als Verbrenner. Sinkende Batteriepreise hätten hier aber bereits zu sinkenden Kosten geführt, so die Autoren des Faktenchecks. Bis 2025 erwarten sie, dass sich die Anschaffungspreise weitgehend angeglichen haben. Betrachte man alle Kosten, die im Laufe der Nutzungszeit eines Autos anfallen, seien E-Autos dann deutlich günstiger.

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | 13. November 2019 | 15:00 Uhr

5 Kommentare

MDR-Team am 24.01.2020

Hallo wolle1,
Zum Thema Entsorgung: Im verlinkten Dokument des Instituts wird unter dem Punkt 12 ab Seite 22 ausführlich darauf eingegangen, was mit alten Batterien passiert. Zusammengefasst: Bei kleinen Batterien (etwas Handyakkus & Co) funktioniert das schon gut. Bei großen Autobatterien ist sicheres Recycling technisch möglich, es gibt aber noch viel Verbesserungsbedarf. Die Forscher geben hier auch offen zu: „Daten zur Umweltbewertung der Recyclingprozesse liegen nur sehr begrenzt vor.“
Stromerzeugung: Grundsätzliche Aussage ist, dass E-Mobilität nur dann ökologisch sinnvoll ist, wenn der geladene Strom aus erneuerbaren Energien kommt. Die E-Autos selbst können aber ein sinnvoller Baustein des Umbaus der Energieerzeugung hin zu erneuerbaren sei.
Ladesäulen: Auf Infrastruktur und Co. wird im Dokument unter Punkt 04, 05 und in 08 ausführlich eingegangen.
Viele Grüße aus der MDR Wissen-Redaktion

nasowasaberauch am 24.01.2020

Akkubetriebene eMobilität kann keinesfalls die Krone der Fortbewegung sein. Rohstoffgewinnung und Herstellung erzeugen einen CO2 Vorsprung, der über die Laufleistung und günstigen Bedingungen beim Strommix wieder egalisiert werden muss. Kürzlich stand dazu auch wieder ein Artikel in der LVZ. Je nach Klasse, Kleinwagen bis Luxuskarosse, ergibt sich über die Lebensdauer ein CO2 Vorteil von 15...30% für die eMobilität. Dazu müssen die Bedingungen betreffs grünen Strom aber auch passen. Aus meiner Sicht eine unrentable Technologie. Zuviel Aufwand für zu geringen Ertrag. Ganz zu schweigen von dem Feinstaub der auch von eMobilen erzeugt wird und lt. Gutachten der Leopoldina gefährlicher ist als NOx. Den sauge ich mit meinem Diesel EU5 an und entsorge ihn im Kat. Einer muss es ja machen.

MDR-Team am 24.01.2020

Hallo 530836395,

möglicherweise haben Sie die im dritten Abschnitt verlinkte Referenz überlesen. Sie führt zum Fraunhofer Institut für System- und Innovationsforschung: https://www.isi.fraunhofer.de/content/dam/isi/dokumente/cct/2020/Faktencheck-Batterien-fuer-E-Autos.pdf

Viele Grüße aus der MDR Wissen-Redaktion