Tote Fische liegen am 19. August 2022 in und an der Oder bei Lebus in Brandenburg
Tote Fische liegen am 19. August 2022 in und an der Oder bei Lebus in Brandenburg. Bildrechte: IMAGO / Funke Foto Services

Wissen-News UFZ Leipzig findet weitere Ursache für Fischsterben an der Oder

10. September 2024, 17:28 Uhr

Im Sommer 2022 verendeten Tausende Fische in der Oder an der Grenze zu Polen. Experten des Leipziger Umweltforschungszentrums (UFZ) haben nun herausgefunden, was damals ein Auslöser der Umweltkatastrophe war.

Im Sommer 2022 trieben tonnenweise tote Fische, Muscheln und Schnecken auf der Oder. Bald war klar, was als Auslöser der Umweltkatastrophe galt: Eine Mischung aus überhöhtem Salzgehalt, hohen Wassertemperaturen, niedrigem Wasserstand, zu hohen Nährstoffeinträgen und Abwasser löste eine Blüte der Brackwasseralge Prymnesium parvum aus, deren Algentoxin Prymnesin auf Organismen tödlich wirkt. Ein vom UFZ koordiniertes Wissenschaftsteam sammelte damals Wasserproben und analysierte sie. Das Ergebnis: Hohe Konzentrationen organischer Mikroschadstoffe haben die tödlichen Auswirkungen von Prymnesin verstärkt.

Ein Mann steht mit einem Glas Wasser in der Hand neben einem Bach. 3 min
Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

MDR um 2 Fr 12.04.2024 14:00Uhr 02:40 min

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Ökosystem Oder wurde durch Einleitungen noch mehr belastet

"Ziel der Studie war es herauszufinden, welche Mikroschadstoffe in der Oder sind, wie sich diese auf aquatische Organismen im Fluss auswirken und welche Bedrohung der Cocktail von Algentoxinen und Mikroschadstoffen auf den Menschen haben könnte", erklärt die Studienautorin Beate Escher vom UFZ. Die Forschenden konnten dabei mehr als 120 organische Mikroschadstoffe in den Wasserproben nachweisen. Die höchsten Konzentrationen bei den chemischen Stoffen fanden sie für das Flammschutzmittel Tris(1-chlor-2-propyl)phosphat, den Polymerzusatzstoff Hexamethoxymethylmelamin und das Korrosionsschutzmittel 1H-Benzotriazol. 

Die meisten der nachgewiesenen Schadstoffe wurden vermutlich aus Kläranlagen in die Oder eingeleitet, sie weisen jedoch nur niedrige Konzentrationen auf. Das Wissenschaftsteam fand jedoch auch Schadstoffe, die wie etwa 2,4-Dichlorphenol vermutlich aus der Industrie eingeleitet wurden, sowie Pestizide und deren Abbauprodukte, die wie beispielsweise Chlortoluron üblicherweise direkt aus landwirtschaftlich genutzten Flächen in das Gewässer eingetragen werden. Die Effekte der Schadstoffbelastung auf aquatische Organismen in Flüssen wie der Oder könnten aber letzten Endes noch viel größer sein. "Die Prymnesine haben einen sehr hohen Anteil an den Cocktaileffekten, die durch Mikroschadstoffe noch verstärkt werden. Das belastet das gesamte Ökosystem der Oder, das ohnehin schon unter großem Stress steht, nur noch mehr", so Escher.

cdi/pm

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | MDR Aktuell | 24. April 2024 | 11:00 Uhr

2 Kommentare

MDR-Team vor 4 Wochen

Hallo Bummi,

tatsächlich gab und gibt es schon Proteste und breite Diskussionen gegen Schadstoffe aus der Landwirtschaft, die sich insbesondere auf den Einsatz von Pestiziden, Düngemitteln, Tierarzneimitteln und deren Auswirkungen auf die Umwelt und die Gesundheit beziehen.

Bei den Bauernprotesten im Winter ging es ja um die Pläne der Bundesregierung möglicherweise Subventionen zu streichen.

- Das MDR WISSEN Team

Bummi vor 4 Wochen

Schadstoffe aus der Landwirtschaft, wo bleiben denn da die hupenden Traktoren? So was gibt's wahrscheinlich nur in Polen.

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