Wissen-News Uni Halle: Honigbienen fliegen auf Biolandwirtschaft
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21. August 2024, 11:44 Uhr
Öko-Landwirtschaft und Blühstreifen helfen der Gesundheit von Honigbienen. In deren Nähe wachsen die Völker stärker, wie ein Team der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU) und der Universität Göttingen herausgefunden, das 32 Bienenvölkern an 16 Standorten untersucht hat.
"Intensiv genutzte Äcker, Pflanzenschutzmittel und Monokulturen stellen eine Bedrohung für viele Tier- und Pflanzenarten dar", erklärt der Bienenforscher Robert Paxton von der MLU. "Das gilt besonders für Bestäuber, zu denen Honigbienen gehören." Um dem entgegenzuwirken, werden bestimmte Maßnahmen empfohlen: den Anteil der ökologischen Landwirtschaft steigern, mehr Blühstreifen pflanzen und naturnahe Landschaften in der Nähe von Äckern einrichten. "In der Theorie sind diese Maßnahmen alle sinnvoll. Allerdings wissen wir wenig darüber, wie sie sich im Einzelnen auf Insekten, speziell Honigbienen, auswirken", betont Paxton
Größere Flächen führten zu einem größeren Befall mit Varroa-Milben
Ein Team aus Team aus Halle und Göttingen hat deswegen an 16 Standorten in Niedersachsen analysiert, wie sich der Anteil an Biofeldern, Blühstreifen und naturnahen Flächen auf die Bienenvölker auswirkt. Dazu wurde als Beispiel das Wachstum der Kolonien und den Befall durch Parasiten beobachtet. Ein besonderes Augenmerk lag auf der Varroa-Milbe, die zu den gefährlichsten Honigbienenschädlingen gehört und die für Bienen tödliche Viren übertragen kann. "Den größten Effekt hatte die Biolandwirtschaft: Je größer diese Flächenanteile waren, desto geringer war die Belastung durch Parasiten. Deshalb konnten die Völker besser wachsen", erläutert die Studienautorin Patrycja Pluta.
Mehrjährige naturnahe Lebensräume hatten dagegen, zumindest für Honigbienen, eher Nachteile: Größere Flächenanteile bedeuteten in der Regel einen größeren Befall mit Varroa-Milben. Und die Flächen sind anders als Blühstreifen nicht darauf ausgelegt, kontinuierliche Nahrungsangebote für Honigbienen und andere Bestäuber zu liefern. "Naturnahe Flächen sind trotzdem ein wichtiges Instrument, um die Artenvielfalt zu fördern, und sie dienen vielen Tieren als Lebensraum. Nur im Fall der Honigbienen ist es eben anders", resümiert Robert Paxton. Die Erkenntnisse der Studie könnten helfen, das Landschaftsmanagement noch besser auf Bienen und andere Bestäuber auszulegen.
Links/Studien
Die Studie "Organic farming and annual flower strips reduce parasite prevalence in honeybees and boost colony growth in agricultural landscapes" ist im Fachjournal "Journal of Applied Ecology" erschienen.
cdi/pm
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | 08. Juli 2024 | 16:30 Uhr
weils so nicht unwidersprochen bleiben darf vor 3 Wochen
Sehe ich weitgehend auch so, "Pragmatisch".
In "meiner Gegend" werden übrigens die subventionierten "Blühstreifen" seit einigen Jahren weitgehend auf ehemaligen Mäh-Wiesen angelegt; ganze, jahrzehntelang funktionierende Wiesenbereiche werden dafür umgepflügt, verwandeln sich für ein Jahr in Sonnenblumen-über-Unkraut-Zonen, dann in vier "Brache"-Jahren langsam wieder in Grasflächen - mit der Folge, dass die früher dort lebenden Insektenarten (z.B.viele Bläulingsarten, Grillen etc.) durch die ohenhin allgegenwärtigen Gross-Tagfalter ersetzt werden, die dann in der Wiederbegrasungsphase auch verschwinden, während die alten Arten nur ganz langsam teilweise wiederkommen. Kontraproduktiv in JEDER Weise, natürlich - aber die Spaziergänger nehmen halt nur die "schönen Blüten" und "vielen tollen" Diestelfalter, Weisslinge und Tagpfauenaugen war ... ; und die völlig ortsfremde Sonnenblume ist zum ja leider überall zum Symbol unserer (oft sehr dümmlich agierenden) Zeit geworden.
Pragmatisch vor 4 Wochen
Mit viel Einsatz nachgewiesen, was der Verstand eigentlich doch selbst erkennt... und auch im Wesen der Bewirtschaftung liegt... Ist das nicht auch ein fragwürdiger Einsatz von Ressourcen? Und die Erkenntnis daraus vielleicht dazu abzielt, weiteres Finanzkapital in eine (vor)bestimmte ideologisch gewünschte Richtung zu transferieren und andere nutzungen zu diskreditieren? HHmm...
Und ob das Schaffen von Lebensräumen für ein spezialisiertes gezüchtetes Nutztier (gemeinhin Honigbiene) anderen Insekten mit ähnlichen aber mitnichten gleichen Lebensraumbedürfnissen in deren Bestand hilft, ist doch sehr anzuzweifeln. Wildbienen anderer Arten werden durch die Bestandserweiterungen der weitaus effektiveren Honigbienenarten doch eher geschädigt. Des Weiteren liegt vielleicht auch an der Haltungsintensität und Betreung der Völker ein Grund hinsichtlich der gesteigerten Varroamilbenanfälligkeit.