Wissen-News Antarktis wird in dramatischem Tempo immer grüner
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07. Oktober 2024, 05:00 Uhr
Neue Forschungsergebnisse zeigen, dass sich die Vegetationsbedeckung auf der antarktischen Halbinsel in den letzten vier Jahrzehnten mehr als verzehnfacht hat. Die Autoren warnen vor einem Kollaps des Ökosystems.
Blühende Landschaften sind ein romantisches Bild. Doch das gilt nicht überall auf der Erde. In den Polarregionen ist sich ausbreitender Pflanzenwuchs ein Indikator für den Klimawandel. Wissenschaftler haben die Vegetation auf der Antarktischen Halbinsel untersucht und eine rasante Ausbreitung der Flora festgestellt. Im Untersuchungszeitraum von 1986 bis 2021 ist die begrünte Fläche dort von weniger als einem Quadratkilometer auf fast zwölf Quadratkilometer angestiegen.
Ökologische Zukunft der Antarktis in ernster Gefahr
Thomas Roland von der University of Exeter ordnet ein: "Die Pflanzen, die wir auf der Antarktischen Halbinsel finden – hauptsächlich Moose – wachsen unter den vielleicht härtesten Bedingungen der Erde. Die Landschaft wird immer noch fast vollständig von Schnee, Eis und Felsen beherrscht, und nur ein winziger Teil ist von Pflanzen besiedelt." Der Geograph ergänzt allerdings: "Aber dieser winzige Teil hat sich dramatisch vergrößert - was zeigt, dass selbst diese riesige und isolierte 'Wildnis' vom anthropogenen Klimawandel betroffen ist."
Die sich ausbreitende Pflanzenwelt könnte zu einer Zunahme der Landmasse auf dem Kontinent führen und invasiven Arten eine Heimat bieten. "Die Empfindlichkeit der Vegetation auf der Antarktischen Halbinsel gegenüber dem Klimawandel ist nun klar, und bei einer künftigen anthropogenen Erwärmung könnte es zu grundlegenden Veränderungen in der Biologie und Landschaft dieser ikonischen und empfindlichen Region kommen", sagt Roland. In den letzten fünf Jahren der Untersuchung von 2016 bis 2021 hat sich der Trend der Begrünung um 30 Prozent beschleunigt, 400.000 Quadratmeter sind in diesem Zeitraum pro Jahr zugewuchert. Roland sieht eine Gefahr für den Südpol: "Unsere Ergebnisse geben Anlass zu ernster Besorgnis über die ökologische Zukunft der Antarktischen Halbinsel und des Kontinents als Ganzes. Um die Antarktis zu schützen, müssen wir diese Veränderungen verstehen und die genauen Ursachen dafür ermitteln."
Links/Studien
Die Studie "Sustained greening of the Antarctic Peninsula observed from satellites" ist in der Zeitschrift "nature geoscience" erschienen.
jar/pm
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | 03. Oktober 2024 | 14:50 Uhr
Eulenspiegel1 vor 5 Wochen
Hallo Aufgedeckt
Die Ursachen für diese Veränderung sind seit Jahrzehnten bekannt und wissenschaftlich belegt. Aber anscheinend bei ihnen noch nicht angekommen.
wewo69 vor 5 Wochen
Moose binden deutlich dort zu wenig, als gleichzeitig Schaden entsteht. Grün statt Eis bedeutet in der Antarktis weniger Reflexion und damit schnellere Erwärmung des System Erde. Wenige zehntel Grade reichen aus, die Sache dramatisch zu verschärfen.
Eulenspiegel1 vor 5 Wochen
Ich denke eine grüne Oberfläche absorbiert erheblich mehr Sonnenenergie als eine schneeweiße Oberfläche. Die Folge ist die Klimaerwärmung wird noch weiter beschleunigt.