Urbanisierung Wohnhäuser auf der Grünen Wiese in der Schweiz
Neben intensiver Landwirtschaft ist die Urbanisierung eine der größten Einflussfaktoren für Biodiversität. Bildrechte: Florian Altermatt

Artenzahl und Artengemeinschaften Menschlicher Einfluss auf Biodiversität weltweit verheerend

27. März 2025, 14:01 Uhr

Der Einfluss des Menschen auf die Biodiversität hat weltweit verheerende Folgen. Sowohl die Artenzahl als auch die Zusammensetzung der Artengemeinschaften ändern sich massiv, wie Schweizer Forscher in einer der größten Studien ihrer Art festgestellt haben.

Der Mensch beeinträchtigt die Biodiversität weltweit in einem hohen Ausmaß. Nicht nur die Artenzahlen nehmen ab, auch die Zusammensetzung der Artengemeinschaften verändert sich massiv. Das zeigt eine im Fachmagazin Nature erschienene Studie von Wissenschaftlern der Universität Zürich und des Schweizer Wasserforschungsinstituts Eawag. Die Forscher trugen für ihre Metaanalyse die Daten von rund 2.100 Einzelstudien zusammen, welche die Biodiversität an fast 50.000 vom Menschen beeinflussten Standorten mit ebenso vielen unbeeinflussten Standorten verglichen.

Regenwürmer 3 min
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Artenzahl um ein Fünftel gesunken

Die Studienautoren stellten starke negative Einflüsse der fünf wichtigsten menschlichen Einflussfaktoren, nämlich direkte Ausbeutung (wie Jagd oder Fischerei), Klimawandel, Umweltverschmutzung, Lebensraumveränderung und invasive Arten, auf die weltweite Biodiversität fest. Demnach war die Artenzahl an beeinträchtigten Standorten nahezu um ein Fünftel niedriger als an unbeeinflussten Standorten. Besonders starke Artenverluste fanden die Forscher über alle biogeografischen Regionen hinweg bei Wirbeltieren wie Reptilien, Amphibien oder Säugetieren. Wegen der geringeren Populationsgrößen bei Wirbeltierarten steige die Wahrscheinlichkeit ihres Aussterbens.

Artengemeinschaften ändern sich

Neben der abnehmenden Artenzahl verändert sich der Studie zufolge auch die Zusammensetzung der Artengemeinschaften. So drohten etwa in Hochgebirgsregionen spezialisierte Pflanzen wegen der Klimaerwärmung von Arten aus tieferen Lagen verdrängt zu werden. Auch wenn die Artenzahl dann gleich bleibe, würden Biodiversität und Ökosystemfunktionen beeinträchtigt. Die stärksten Verschiebungen in den Artengemeinschaften gibt es übrigens bei Mikroben und Pilzen. Besonders negativ auf die Artenzahl und die Zusammensetzung der Artengemeinschaften wirken sich laut der Studie Umweltverschmutzungen und Lebensraumveränderungen aus. Der Klimawandel sei zwar nicht weniger problematisch, seine Auswirkungen seien aber heute noch nicht im vollen Ausmaß nachweisbar, so die Studienautoren.

Insekten an Disteln im Garten von Ornithologe Peter Berthold 23 min
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23 min

Prof. Dr. Josef Settele, Helmholtz Zentrum für Umweltforschung und Vorsitzender des Biodiversitätsrats, spricht über den Zustand der biologischen Vielfalt.

Di 04.08.2020 16:35Uhr 22:30 min

https://www.mdr.de/wissen/videos/aktuell/biologische-vielfalt-100.html

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idw (dn)

Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | 14. Februar 2025 | 18:13 Uhr

4 Kommentare

Pia Erb vor 2 Wochen

Ja, Veränderung ist ein harmloser Vegriff. Gemeint sind aber hier nicht Kühe und Schafe, die als Nutztiere für den menschlichen Konsum nach belieben gehalten werden können (Milch, Fleisch), die meisten eh im Stall (80 % Anbindehaltung bei Kühen), nicht einmal Honigbienen. Sondern Wildtiere, deren Nutzen sich einem vielleicht nicht direkt erschließt. Aber auch Wildbienen sorgen für Bestäubung. Ohne Insekten, keine Vögel, ohne Kleinsäuger, keine Raubvögel, ohne saubere Gewässer keine Fische, ohne Wälder keine Rehe,... Keine natürlichen Lebensräume, keine Wildtiere, und am Ende keine Menschen. Wenn der letzte Fisch gefangen, der letzte Baum gefällt, werden wir sehen, dass man Geld nicht essen kann, sagte ein weiser Indianerhäutling. Was für ein eigennützige und Menschenzentrierter Blick auf die Natur. Als wäre die Natur nicht ein Wert an sich und könnte nach Gutdünken ungestraft ruiniert werden. Die eigenen Lebensgrundlagen vernichten ist wirklich das Dümmste. Wollen wir das wirklich?

MDR-Team vor 2 Wochen

Auch in diesem Artikel wird von "Veränderung" gesprochen, beispielsweise im letzten Absatz: "Neben der abnehmenden Artenzahl verändert sich der Studie zufolge auch die Zusammensetzung der Artengemeinschaften."

weils so nicht unwidersprochen bleiben darf vor 2 Wochen

Die typische Perspektive: Jede VERÄNDERUNG wird als negativ (und um der Stimmungsmache wegen gar als "verheerend") dargestellt. Nicht einmal von den Machern der Studie - die schreiben offenbar relativ sachlich schlicht von Veränderungen (z.B.auch von Anpassungen) -; sehr wohl aber vom MDR.
Dazu die übliche einseitige Fixierung auf "Arten"-Anzahl; solche "Artenschützer" würden in der Konsequenz wohl z.b.eine Wiesenlandschaft mit hunderten, aber artgleichen Bewohnern (etwa Kühen, Schafen ...) jederzeit in eine artenreichere, aber indivuduen- und biomasseärmere Wüstensteppe verwandeln wollen - weil Erdhörnchen, Mäuse und Eidechsen ja "mehr Arten" sind als Kühe und Schafe.
Man muss diese "Naturschützer" anhören - aber man darf ihnen KEINESFALLS die Gestalung der Zukunft anvertrauen. Sonst droht uns ein "artenreicher", aber menschenleerer Planet.

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