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Wissen-News Neues Tool für die Lausitz – Vom Kohlerevier zur Logistikdrehscheibe

06. Februar 2025, 11:42 Uhr

Die Lausitz befindet sich im Wandel. Durch den geplanten Kohleausstieg muss sich die Region neu ausrichten und erhält dazu jetzt ein neues Instrument, das das Revier in eine Logistikdrehscheibe verwandeln soll.

Das neue Werkzeug heißt DiSTILL, was für "digitales Simulations-Tool zur Weiterentwicklung des Lausitzer Reviers zur Internationalen Logistikdrehscheibe" steht, und wird an der TU Berlin entwickelt. Das Bundesministerium für Digitales und Verkehr fördert das Vorhaben mit 2,15 Millionen Euro. Ziel ist es, die nach Einschätzung von Experten gut dafür gelegene Lausitz zu einem Drehkreuz für die Logistik zu machen. Dafür müssen allerdings einige Hürden genommen werden.

Unzureichende Infrastruktur gezielt ausbauen

So sei der Unterbau für Verkehr und Digitales bisher unzureichend und die Wirtschaftsstruktur noch zu sehr auf Kohle ausgerichtet. DiSTILL bildet die aktuelle Infrastruktur ab und skizziert die zukünftigen Anforderungen an den Umbau des Reviers. Mit Wissen aus verschiedenen Fachbereichen zu Regional- und Standortentwicklung soll die Grundlage geschaffen werden, die logistische Leistungsfähigkeit der Region zu entwickeln. Beschreibende Elemente werden dafür mit Erklärungsfunktionen und Simulationen kombiniert.

Gespräch mit Gerätefahrer Jörg Krummsdorf 29 min
Bildrechte: Lorenz Hoffmann
Gespräch mit Gerätefahrer Jörg Krummsdorf 29 min
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Seit dem 28. Januar 2025 ist eine erste Version des Tools online. Dort können Akteure aus der Branche standortbezogene Infrastruktur- und Transportinformationen einsehen und bewerten. Auch die Politik soll von dem Werkzeug profitieren, um Investitionen gezielt einzusetzen. Zusätzlich werden die aktuellen und zukünftigen logistischen Anforderungen an die Region umfassend analysiert.

Braunkohle-Tagebau Nochten der Lausitz Energie Bergbau AG (LEAG) in der Niederlausitz, im Hintergrund das Braunkohle-Kraftwerk Boxberg
Der Braunkohletagebau in der Lausitz wird verschwinden. Zukünftig könnte die Region mit Logistik glänzen. Bildrechte: IMAGO / blickwinkel

In einer Mitteilung der TU Berlin heißt es dazu: "Um auf kommende Entwicklungen vorbereitet zu sein, ermöglicht das Tool die Simulation von 'Was-wäre-wenn'-Szenarien. Dadurch lassen sich potenzielle Veränderungen in unterschiedlichen Transportnetzwerken frühzeitig bewerten und strategische Entscheidungen fundiert treffen." Zukünftig soll DiSTILL erweitert werden, etwa um Auslastungsdaten für Straßen- und Schienenverbindungen. So sollen Investitionen gezielter eingesetzt werden können, damit aus dem Kohlerevier ein Drehkreuz für Europa werden kann.

Links

Die erste Live-Version von DiSTILL ist frei verfügbar. Weitere Informationen gibt es in einem Steckbrief der Projekts.

idw/jar

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Regionalreport | 07. Januar 2025 | 16:30 Uhr

6 Kommentare

MDR-Team vor 6 Wochen

Hallo stmeise,

der Strukturwandel in der Lausitz ist eine große Herausforderung, und die Verteilung der Kohlehilfen wird intensiv diskutiert. Tatsächlich fließen Mittel in verschiedene Bereiche, darunter Infrastruktur, Forschung und Wirtschaftsförderung. Beispielsweise werden neue Gewerbegebiete erschlossen, Hochschulen gestärkt und Unternehmen angesiedelt, um neue Arbeitsplätze zu schaffen.

Allerdings ist der Wandel komplex, da er nicht nur den Kohleabbau betrifft, sondern viele Zulieferbetriebe und Dienstleister. Die langfristige Entwicklung hängt davon ab, wie gut neue Wirtschaftsstrukturen aufgebaut werden.

- Das MDR WISSEN Team

stmeise vor 6 Wochen

Ich habe prinzipiell das Gefühl, dass alle irgendwie an den Topf mit den "Kohle-Milliarden" wollen. Da werden wieder Innenstädte und Rathäuser saniert, Fahrradwege ausgebaut, etc. ... Nur sehe ich keinerlei Investitionen in zukünftige Wirtschaftsstrukturen. Und dabei geht es ja nicht nur um den Kohleabbau direkt, sondern dies betrifft indirekt reine Reihe an kleinen Firmen, die drumherum agieren. Ich befürchte, nach 2038 wird die Region noch mehr ausbluten. Gut für die Wölfe.

Micha R vor 7 Wochen

@ AlexLeipzig
"... In Deutschland wimmelt es nur so vor lauter Logistik-Zentren und -Drehscheiben, und den Verkehr wollten wir aus Umwelt- und Klimaschutzgründen eigentlich reduzieren und nicht weiter forcieren."

Tja, ohne Logistikzentren müßte jeder Lieferant beispielsweise auch jeden Laden selbst beliefern, wo er gelistet ist, was im Endeffekt höchst ineffizient wäre!
Außerdem konzentrieren sich Logistikzentren hierzulande gehäuft meist nur in der Nähe bestimmter Ballungsräume, was die Lausitz nun mal nicht ist. Amazon betreibt beispielsweise in NRW mit seinen rund 18 Mio EW allein 6 Logistzentren. In Brandenburg gibt es dagegen seit Schließung von Brieselang kein einziges Logistikzentrum des Global Players mehr.
Weil im benachbarten Polen zumindestes auch die Arbeitskosten erheblich niedriger als hierzulande sind, bin ich insgesamt sehr skeptisch bezüglich einer erfolgreichen Umsetzung von Plänen, die Lausitz zur künftigen Logistik-Drehscheibe machen zu wollen.

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