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Diane Colombelli-Négrel, Dozentin am BirdLab des College of Science and Engineering der Flinders University, mit einem Prachtstaffelschwanz-Männchen. Bildrechte: Roosmarijn Ernsten

VerhaltensforschungHaben Vögel eine Persönlichkeit – und kann man das hören?

19. April 2025, 10:00 Uhr

Es geht den Vögeln wie den Menschen: jeder/jede singt anders. Und der Gesang sagt nicht nur viel über die Persönlichkeit aus, sondern könnte entscheidend für den Erfolg beim anderen Geschlecht sein.

Vögeln beim Zwitschern zuzuhören, ist offenbar ein beliebtes Hobby in Deutschland. Das erleben wir nicht nur bei den jährlichen Vogelzählungen des Nabu, an denen Hunderttausende teilnehmen. Die Birdnet-App der TU Chemnitz und der Cornell Universität (Ithaca/USA) ist bereits fünf Millionen Mal downgeloaded worden. Sollten Sie diese oder ähnliche Apps nutzen, um herauszufinden, welche Vögel bei Ihnen singen, dann hören Sie in Zukunft vielleicht noch genauer hin, was und wie die Vögel so singen und tirilieren. Denn das sagt viel über die Persönlichkeit der Vögel aus, haben Forschende jetzt zum ersten Mal untersucht.

Gut, die Ergebnisse der Studie lassen sich vielleicht noch nicht verallgemeinern, denn sie betreffen nur einen ganz speziellen Vogel in Australien, das wildlebende Prachtstaffelschwänzchen ( Malurus cyaneus), auch als Feenzaunkönig bekannt. Aber sie werfen ein spannendes Licht auf die Persönlichkeit der Vögel, bei der beide Geschlechter lernen, komplexe Gesänge zu produzieren. Diese dienen zur akustischen Revierverteidigung und vor allem zur Paarung. Und hier zeigte sich, dass erlernte Aspekte der sexuellen Signalgebung, wie es die Forschenden nennen, persönlichkeitsabhängig sein können. Diane Colombelli-Négrel ist Dozentin am BirdLab des College of Science and Engineering der Flinders University. Sie hat die Studie geleitet und sagt: "Unabhängig von ihrem Geschlecht oder Lebensabschnitt hatten Vögel, die eher experimentierfreudig waren, mehr Elementtypen pro Gesang."

Aggressiv oder experimentierfreudig?

Experimentierfreudigkeit war einer der zwei Persönlichkeitsaspekte, die das Forschungsteam speziell untersuchte. Dafür wurden die Vögel gefangen und ihr Erkundungsdrang bewertet, wenn sie für fünf Minuten neuen Umgebungen ausgesetzt wurden. Aspekt 2 war die Aggressivität, was die Forschenden mit einem Spiegeltest untersuchten. Dass die Tiere aggressiv reagieren, war bereits bekannt. Durch den Spiegeltest konnte jedoch bei jedem Tier das Maß der Aggressivität über die Reaktionen auf den Spiegel gemessen werden. Ergebnis für die aggressiveren Vögel: Sie produzierten Lieder mit weniger Silben. Das fand das Team heraus, da es die Gesänge der sofort wieder freigelassenen Vögel über mehrere Monate hinweg aufzeichnete, um die individuellen Unterschiede in der Gesangskomplexität (d. h. Elementtypen pro Gesang, Silben pro Gesang) in Bezug auf die Persönlichkeit zu beurteilen.

So sieht das Prachtstaffelschwanz-Männchen aus:

Bildrechte: A Katsis /Flinders University

So hört sich das experemtierfreudige Prachtstaffelschwanz-Männchen an:

Und so das weniger explorative Prachtstaffelschwanz-Männchen:

Und was bringt der Gesang?

Aggressiv oder experimentierfreudig, hat das denn überhaupt Einfluss, zum Beispiel auf den Paarungserfolg? Das konnte die Studie noch nicht bestätigen. Dennoch wertet das Team die Untersuchung als Erfolg. "Unsere Studie unterstützt die Annahme, dass sowohl männliche als auch weibliche Vögel beim Singen ihre Persönlichkeit zum Ausdruck bringen können", sagt Colombelli-Négrel. Und das könnte für die Partnerwahl wichtig sein, so die Forscherin. Bisherige Untersuchungen zum Vogelgesang bestätigen diese These. Denn wir wissen bereits, das tägliches Gesangstraining Singvogel-Männchen attraktiv macht und die besten Sänger auch die intelligentesten Tiere sind.

Links/Studien

Die Studie "Personality predicts song complexity in superb fairy-wrens" ist in Royal Society Open Science erschienen.

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Dieses Thema im Programm:MDR SACHSEN-ANHALT | Der schöne Morgen | 17. April 2025 | 07:20 Uhr

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