Wissen-News Klimaextreme störten globalen Wasserkreislauf 2024 erheblich
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08. Januar 2025, 14:29 Uhr
Extremwetter auf Rekordniveau: Der "Global Water Monitor Report" zeigt, wie der Klimawandel 2024 den Wasserkreislauf störte – mit tödlichen Dürren, Sturzfluten und Schäden in Milliardenhöhe weltweit.
Massive Überschwemmungen, tropische Wirbelstürme, Sturzfluten und anhaltende Dürren: Die Erderwärmung hat den weltweiten Wasserkreislauf in neue Klimaextreme getrieben, wie die aktuellste Ausgabe des jährlich erscheinenden "Global Water Monitor" zeigt. Der unter Leitung der Australian National University entstandene Bericht eines internationalen Forschungsteams kommt zu dem Ergebnis, dass die steigenden Temperaturen die Art und Weise verändern, wie sich das Wasser auf dem Planeten bewegt, und den Wasserkreislauf "aus dem Gleichgewicht bringen".
"Steigende Meeresoberflächentemperaturen verstärkten tropische Wirbelstürme und Dürreperioden im Amazonasbecken und im südlichen Afrika. Die globale Erwärmung trug auch zu stärkeren Regenfällen und sich langsamer bewegenden Stürmen bei, wie die tödlichen Sturzfluten in Europa, Asien und Brasilien zeigen", wird Albert van Dijk, Leiter der Forschungsgruppe, in einer Mitteilung zitiert.
Von verheerenden Dürren und massiven Sturzfluten
Für den Report nutzten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler Daten von Tausenden von Bodenstationen und Satelliten in der Erdumlaufbahn, um nahezu in Echtzeit Einblicke in kritische Wasservariablen wie Niederschlag, Bodenfeuchtigkeit, Flussläufe und Überschwemmungen zu erhalten.
Das Ergebnis ist eine eindrückliche Bilanz wasserbedingter Katastrophen, die von den Überschwemmungen in Afghanistan und Pakistan im März und den folgenden Monaten über verheerende Dürren im südlichen Afrika, Sturm Boris in Mitteleuropa und Sturzfluten in Spanien bis hin zu tropischen Stürmen in Vietnam und den Philippinen im Oktober reicht. Insgesamt seien bei den erfassten Katastrophen mehr als 8.700 Menschen ums Leben gekommen, 40 Millionen Menschen vertrieben worden und wirtschaftliche Verluste in Höhe von über 550 Milliarden US-Dollar entstanden, so der Bericht.
Deutschland: Zu warm und zu nass
Erst kürzlich hatte der Deutsche Wetterdienst vermeldet, dass 2024 für Deutschland das wärmste Jahr seit dem flächendeckenden Messbeginn im Jahr 1881 war, auch in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen. Und nicht nur das: 2024 sei auch deutlich zu nass gewesen.
Das passt zu den Daten des Global Water Monitor Reports, der für Deutschland unter anderem überdurchschnittlich viel Regen und Oberflächenwasser feststellt. "Aus dem Bericht für Deutschland fällt mir nicht nur der unvermeidliche weltweite Temperaturanstieg auf – 2024 war das wärmste Jahr seit Aufzeichnung in Deutschland und 110 anderen Ländern – sondern auch die anhaltend nassen Bedingungen im Jahr 2024, wobei mehrere Variablen darauf hindeuten, dass die Bedingungen nur etwas weniger nass waren als im klatschnassen Jahr 2023", sagte van Dijk der Deutschen Presse-Agentur.
Rekorde werden immer schneller gebrochen
Für van Dijk war 2024 global gesehen ein Jahr der Extreme, aber kein Einzelereignis: "Es ist Teil eines sich verschlimmernden Trends zu intensiveren Überschwemmungen, anhaltenden Dürren und rekordverdächtigen Extremen." Dabei würden Niederschlagsrekorde mit zunehmender Regelmäßigkeit gebrochen: So seien 2024 rekordverdächtige monatliche Niederschlagssummen um 27 Prozent und tägliche Niederschlagsrekorde um 52 Prozent häufiger erreicht worden als zu Beginn dieses Jahrhunderts. "Rekordtiefstwerte wurden 38 Prozent häufiger erreicht, sodass wir auf beiden Seiten schlimmere Extreme erleben" führt van Dijk weiter aus.
Ausblick für 2025
Der Report wagt auch einen Ausblick auf 2025: Die hydrologischen Bedingungen zu Beginn des Jahres würden darauf hindeuten, dass sich im nördlichen Südamerika, im südlichen Afrika, im nördlichen Afrika, in Zentralasien, in Teilen Nordamerikas und in Westaustralien Dürreperioden entwickeln oder verstärken könnten. Regionen wie die Sahelzone, das Horn von Afrika, Europa und der größte Teil Asiens seien relativ feucht und könnten eher von Überschwemmungen als von Dürren bedroht sein.
Im Bericht heißt es abschließend: "Aufgrund des fortschreitenden Klimawandels werden die globalen Temperaturen 2025 wahrscheinlich weiter ansteigen, was zu mehr Hitzewellen, einem höheren Buschbrandrisiko, heftigen Stürmen und extremen Niederschlagsereignissen führen wird."
dpa
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | 08. Januar 2025 | 09:52 Uhr
MDR-Team vor 1 Wochen
Hallo liebe/er User/in, danke für die Rückmeldung. Schön, dass Sie sich so intensiv mit der Wortwahl auseinandersetzen. Fakt ist, ganz egal wie man es nennt, der Wasserkreislauf wurde durch den Klimawandel beeinflusst und das hatte teils katastrophale Auswirkungen. Das zeigt der Bericht ganz deutlich und wir stellen diesen vor uns liefern Zusatzinformation. Was Sie als User/Userin damit machen, bleibt Ihnen überlassen.
Und individuell können Sie das Wetter als angenehm empfunden haben. Andere leiden aber unter den Veränderungen, weil es ihren Lebensraum, ihre Lebensgrundlage, ihre Umgebung verändert. Das sollten wir nicht außer Acht lassen und das nicht ausblenden.
Danke und liebe Grüße aus der MDR-Wissen-Redaktion
weils so nicht unwidersprochen bleiben darf vor 1 Wochen
Bedenklich, wenn der Begriff des "Störens" an Stelle des opjektiv beobachtbaren "Veränderns" gesetzt wird, ohne dass die damit verbundene WERTUNG irgendwo begründet wird.
Wenn man derart unreflektiert jede Veränderung als "Störung" bezeichnen will, dann ist auch (z.B.) ein politischer (technischer ...) Eingriff immer nur "Störung"; an die Stelle eines Reagierens auf Veränderung tritt die "Verurteilung" der "Störer"; ein moralisierendes Lamentieren an die Stelle des Handelns, ein "Zurückwollen" zum "ungestörten" "Naturzustand" an Stelle des Fortschritts.
PS: Für mich wars (was das Wetter angeht) ein gutes Jahr. Mit ausreichend Regen und - vor allem! - viel WÄRME! - Wie übrigens wohl statistisch weltweit auch - auch wenn, wie jedes Jahr - der Aufmerksamkeitsfokus der Medien auf den Ausnahmen lag. Wird nächstes Jahr nicht anders sein - denn wenn die Überschwemmungen ausbleiben, kann man ja über die Dürre berichtet, über die Kälte statt die Hitze oder über die "Flaute" statt den Sturm,