EasyJet Airbus fliegt mit Kondensstreifen vor Vollmond
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Wissen-News Bei sofortigen Maßnahmen ist eine emissionsneutrale Luftfahrt bis 2050 möglich

23. September 2024, 14:49 Uhr

Die Luftfahrtbranche soll bis 2050 ein Netto-Null-Emissionsziel erreichen. Aber bislang steuert sie nicht darauf zu. Ein aktueller Bericht der Cambridge University schildert, wie es doch noch klappen könnte.

Ein aktueller Report der Universität Cambridge stellt dar, wie der gesamte Luftfahrtsektor bis 2050 Netto-Null-Emissionen erreichen könnte – wenn noch in den nächsten vier Jahren entscheidende Zwischenziele geschafft werden. Regierungschefs und Teile der Industrie haben bereits zugesichert, bis 2050 eine Netto-Null-Luftfahrt erreichen zu wollen, bislang steuert die Branche aber noch nicht auf dieses Ziel zu. Bis 2030 skizzieren die Forschenden vier Ziele, die die Weichen für eine klimafreundlichere Luftfahrt stellen sollen.

Was bedeutet Netto-Null-Emissionen? Netto-Null bedeutet in diesem Zusammenhang, dass die von der Branche ausgestoßenen Emissionen so weit wie möglich gesenkt werden. Die Emissionen, die sich nicht vermeiden lassen, werden durch Ausgleichsmaßnahmen kompensiert. So entstehen unterm Strich Null Emissionen – was nicht unbedingt bedeutet, dass im Prozess keinerlei Treibhausgase ausgestoßen werden.

Die von den Forschenden als vier "sustainable aviation goals" – also Ziele für eine nachhaltige Luftfahrt – benannten Maßnahmen sind eine Mischung aus klaren und zügigen politischen Handlungen und Anforderungen an die Forschung, technologische Grenzen zu durchbrechen. Zum einen sollen Regierungen noch bis 2025 ein globales System zur Vermeidung von Kondensstreifen einführen. Das könnte nach Annahme der Forschenden die Klimaauswirkungen des Luftverkehrs bereits um 40 Prozent senken.

Neue Lösungen für bessere Effizienz & Investitionen in SAF

Als weitere Maßnahme fordern die Forschenden, dass Regierungen und Industrie quasi "im Tandem" an neuen Lösungen für eine bessere Effizienz des Flugverkehrs arbeiten. Die Forschenden erhoffen sich hier eine Halbierung des Kraftstoffverbrauches bis 2050. Das Ziel müsse es sein, gemeinsam Effizienzsteigerungen zu erzielen, die einzelne Unternehmen alleine nicht schaffen könnten.

Zusätzlich (Ziel drei) soll künftig ein nachhaltiger und skalierbarer Biokraftstoff verwendet werden. Der Oberbegriff für derartige Kraftstoffe ist SAF, kurz für "Sustainable Aviation Fuel". Das umfasst alle Kraftstoffe, die ohne die Verwendung von fossilen Ausgangsmaterialien hergestellt werden. Darin unterscheiden sie sich vom herkömmlichen Kerosin. SAF wird aktuell beispielsweise aus biogenen Reststoffen wie Alt-Speiseölen hergestellt. Eine klare Gesetzgebung für SAF könnte zum einen den Unternehmen die nötige Sicherheit geben, ihren Anteil an nachhaltigen Kraftstoffen auszubauen, aber auch regeln, welche und wie viel Biomasse für die Luftfahrt verwendet wird.

Moonshot-Programme sollen Grenzen aufbrechen

Die vierte von den Cambridge-Forschenden geforderte Maßnahme könnte die ambitionierteste sein: Sie fordern die Einrichtung mehrerer "Moonshot"-Technologiedemonstrationsprogramme, die neue transformative Technologien schnell bewerten und zur Marktreife bringen sollen. Der Begriff "Moonshot" wird im Englischen verwendet, um zu beschreiben, dass man versucht, sehr ehrgeizige und beinahe unmögliche Ziele zu erreichen.

Eliot Whittington, Executive Director am Cambridge Institute for Sustainability Leadership, sagt dazu, Diskussionen über die Zukunft der Luftfahrt würden meist zwischen sehr optimistischen Ansätzen und einer düsteren Einstufung der Umweltbilanz des Sektors schwanken. Der aktuelle Bericht zeige nun, dass es große Herausforderungen gebe, die auf dem Weg zu einer Netto-Null-Bilanz des Flugsektors überwunden werden müssen, aber der Bericht zeige auch, dass eine klimaneutrale Luftfahrt grundsätzlich möglich sei.

Links/Studien

Eine sehr ansprechende Darstellung des Berichts finden Sie auf der Website "Five Years to Chart a New Future for Aviation".

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https://www.mdr.de/wissen/audios/regional-flughafen-sinnvoll-klimaschutzt-subventionen-100.html

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Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | MDR Aktuell | 05. Juli 2024 | 13:48 Uhr

1 Kommentar

part vor 2 Wochen

Keine Technologie ist rein emissionsneutral, jede Erzeugung und Speicherung von Energie hat ihren eigenen ökologischen Fingerabdruck, der zu oft aus wirtschaftlichen und politischen Gründen je nach Gusto veröffentlicht wird. Diese internationale Verfälschung von den wirklichen Umweltschädigungen, die durch Produkte erzeugt werden, die als umweltfreundlich gelten, aber die Herkunft und Erzeugung der Rohstoffe nicht mit einbeziehen, nimmt leider immer weitere Formen an. Für alles und jedes und jedes Produkt gilt immer noch der allgemein gültige physikalische Energieerhaltungssatz, sowie die Folgen daraus, für die Umwelt durch die Chemie, Ökonomie, Politik und Völkerrecht, u.a..