Rauch steig tüber einer Öl-Raffinerie auf.
Bildrechte: IMAGO / ITAR-TASS

Wissen-News Wirtschaftsforscher: Klimaschutz stärkt Europas Sicherheit

Umwelt und Verteidigung schließen sich nicht aus

03. April 2025, 16:06 Uhr

Klimaschutz und Verteidigung: In Zeiten knapper Kassen werden diese Themen oftmals gegeneinander ausgespielt. Das Institut für Weltwirtschaft ist überzeugt, dass das nicht sein muss. Im Gegenteil.

Klimaschutz trägt nach Ansicht von Experten des Instituts für Weltwirtschaft (IfW) in Kiel zur Sicherheit in Europa bei. "Klimapolitik ist keine konkurrierende Priorität zur Verteidigung – sie ist ihre strategische Ergänzung", sagte Joschka Wanner, Professor an der Universität Würzburg und Mitautor des Kiel Policy Briefs "Die sicherheitspolitische Dividende von Klimapolitik". Der Analyse zufolge spült jeder Euro, den Europa weniger für Öl ausgibt, 13 Cent weniger in die russische Kriegskasse und nimmt so den Druck auf europäische Verteidigungsausgaben. Diese könnten mit jedem eingesparten Öl-Euro um 37 Cent sinken.

Kemferts Klima-Podcast 38 min
Bildrechte: MDR / Oliver Betke

MDR AKTUELL Mi 19.03.2025 08:00Uhr 38:23 min

Audio herunterladen [MP3 | 35,1 MB | 128 kbit/s] Audio herunterladen [MP4 | 53,1 MB | AAC | 187,5 kbit/s] https://www.mdr.de/nachrichten/podcast/kemfert-klima/audio-bnd-klimakrise-sicherheit-finanzpaket-100.html

Rechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Kemferts Klima-Podcast 38 min
Bildrechte: MDR / Oliver Betke
38 min

MDR AKTUELL Mi 19.03.2025 08:00Uhr 38:23 min

Audio herunterladen [MP3 | 35,1 MB | 128 kbit/s] Audio herunterladen [MP4 | 53,1 MB | AAC | 187,5 kbit/s] https://www.mdr.de/nachrichten/podcast/kemfert-klima/audio-bnd-klimakrise-sicherheit-finanzpaket-100.html

Rechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Audio

Berechnungen gelten für gegenwärtige Situation 

Grundlage der Berechnung sei der Einfluss des weltweiten Ölverbrauchs auf Russlands Kriegskasse. Der Wirkmechanismus entfaltet sich nach Angaben des IfW wie folgt: Eine geringere Ölnachfrage in der EU senkt den Weltmarktpreis, ein Teil des Wertverlusts trifft Russland. 

Die Autoren weisen in ihrem Papier darauf hin, dass die Berechnungen vor allem für die gegenwärtige Situation eines geopolitisch aggressiven Russlands gelten. Sollte diese Aggression zurückgehen, und Russland seine Öleinnahmen nicht mehr im gleichen Umfang ins Militär investieren wie jetzt, sinke auch die sicherheitspolitische Dividende klimaschützender Maßnahmen.

Tempolimit brächte Sicherheitsdividende von zwei Milliarden

Mit der Einführung eines Tempolimits auf deutschen Autobahnen ließen sich der Analyse zufolge bis 2030 nicht nur die Freisetzung von rund 33 Millionen Tonnen CO2 vermeiden. Die geringere Ölnachfrage entspräche auch einer sicherheitspolitischen Dividende von rund zwei Milliarden Euro, die nicht in einen Verteidigungshaushalt fließen müssten, heißt es. Und wenn die EU den Automobilherstellern nicht, wie jetzt vorgesehen, mehr Zeit gäbe, ihre CO2-Flottengrenzwerte einzuhalten, entspräche dies demnach einer sicherheitspolitischen Dividende von etwa drei Milliarden Euro.

Links/Studien

‘Monkey yodels’—frequency jumps in New World monkey vocalizations greatly surpass human vocal register transitions. Zur Studie

dpa

Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR aktuell | 01. April 2025 | 19:30 Uhr

20 Kommentare

BaSa-SGD vor 1 Wochen

Ich denke, durch die Einführung eines Tempolimits auf Autobahnen würde auch die E-Mobilität voran gebracht werden. Das ist eines der letzten "Vorteile" der Verbrenner: mit 200 über die Autobahn brettern. In Bezug auf die Kosten- und Energieersparnis, die im Beitrag angesprochen wurde, wäre durch diesen Effekt wahrscheinlich noch mehr gewonnen.

MDR-Team vor 1 Wochen

Tatsächlich importiert Deutschland auch weiterhin russisches Gas, allerdings in reduzierten Mengen im Vergleich zu früher. Seit dem Beginn des Ukraine-Kriegs und den Sanktionen gegen Russland hat Deutschland seine Energiebeziehungen mit Russland stark verringert. Die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen ist nach wie vor ein Problem, und die Reduzierung dieser Abhängigkeit ist ein langfristiges Ziel der Energiewende.

Was militärische Ausgaben betrifft, ist es richtig, dass der Unterhalt von Ausrüstung Kosten verursacht, sowohl in der Wartung als auch in der Entsorgung. Diese Kosten sind Teil der Gesamtbewertung von Sicherheitsstrategien, die sich nicht nur auf militärische Effizienz, sondern auch auf wirtschaftliche Belastung auswirken. Eine nachhaltige Betrachtung der Verteidigungspolitik sollte neben den wirtschaftlichen Aspekten auch ökologische und geopolitische Risiken berücksichtigen, um langfristig stabile und verantwortungsbewusste Entscheidungen zu treffen.
Viele Grüße

Shantuma vor 1 Wochen

@AlexLeipzig:
Sie haben auch erstmal überhaupt nicht auf meine Frage geantwortet. Autokratie, oder Autarkie. Das sind 2 verschiedene Dinge. Ich vermute, dass ich da wohl Recht habe.

Ich kann dank Ihren Ausführungen ein zu kleines Weltbild unterstellen. Denn wenn wir keine Ressourcen kaufen, dann tut es wer anders.
Das dies bereits passiert ist ein Fakt. Nur als Hinweis, wir kaufen weiterhin russischen Gas und auch Öl, manchmal mit Zwischenhändler manchmal ohne.

Das sollte man betrachten und wenn man dies so annimmt, dann löst sich die Argumentation vom Wirtschaftsexperten in Luft auf.

Dazu kommt, das so ein Panzer, oder eine Drohne weiterhin Kosten und Schäden verursacht.
Denn der Panzer muss gewartet und bewegt werden.
Die Drohne, meist aus Plastik gebaut, geht kaputt und muss geladen werden, ansonsten ist diese Schrott.
Die Munition hat ein Haltbarkeitsdatum, und muss somit auch vernichtet werden.

Mehr zum Thema