Smartphones und ihr InhaltI-Phone X: Glänzt, so lang man die Rohstoffkette ignoriert
Da glänzen und tränen die Augen der Apple-Fans zeitgleich: Das I-Phone X hat verglichen mit alten Modellen sowohl technisch, als auch finanziell einen Sprung gemacht. Und was ist mit Informationen zur Rohstoffgewinnung?
Das neue Smartphone aus dem Hause Apple, das I-Phone X, kann mehr als alle seine Vorgänger: Eine Gesichtserkennung aus Sensoren und Kamera ersetzt den Fingerabdruck-Scanner, Infrarottechnik soll sicherstellen, dass das auch im Dunkeln funktioniert. Das Gerät kann mit entsprechendem Zubehör kabellos aufgeladen werden, und ein ewiger "Klemm-Faktor" bisheriger Geräte ist Geschichte: der "Homebutton". Nutzer wischen sich auf dem I-Phone X das Hauptmenü von unten nach oben auf den Bildschirm, der groß ist wie bei keinem früheren I-Phone. Beim Blick aufs Preisschild reiben sich viele auch die Augen – das neue Telefon aus dem Hause Apple kostet mehr als 1.100 Euro.
Leicht in der Hosentasche - ökologisch ein Schwergewicht
Egal, ob das Smartphone aus dem Hause Apple oder von einem anderen Hersteller kommt: Das, was unsere Smartphones überhaupt erst "smart" macht – also warum unsere Handys auf Wunsch summen oder vibrieren, warum wir blöde Nachrichten einfach "wegwischen" können, den Luftdruck messen, oder auf die Ausrichtung, hochkant oder quer, reagieren – sind Rohstoffe aus aller Welt:
Rohstoff | Wo kommt er her? | Welche Funktion hat er im Smartphone? |
---|---|---|
Coltan | Kongo, Australien, Brasilien | speichert Energie |
Bauxit -> Aluminium | Guinea, Australien, China, Indien | Gehäuse |
Gold | Peru, Kongo, Ghana | leitet gut, Akku oder Simkarte |
Kobalt | Kongo, China, Sambia | Akku |
Kupfer | Chile, Peru, Indonesien, China | Stromleiter |
Silizium | Russland | Sensortechnik |
Coltan gewonnen aus Tantal | Kongo, Madagaskar, Brasilien, Australien | Energiespeicher |
Wolfram | China, Russland, | Vibrationsalarm |
Zinn | Indonesien, Peru und China | Lötstellen |
Gewinnung und Produktion der Rohstoffe: keine Glanzleistung
So weit die Technik zwar voranschreitet, was die Bedingungen beim Abbau der Rohstoffe angeht, verhalten sich Entwickler, Hersteller und Konsumenten wie die berühmten drei Affen: Nichts hören, nichts sehen, nichts sagen, und sich im Zweifelsfall hinter dem unbekannten Dritten verstecken oder an die Vorgänger in den immer komplexeren Produktions- und Lieferketten verweisen.
Theoretisch sind alle für "konfliktarme" Rohstoffe...
Theoretisch ist inzwischen der Weg eines Coltanfundes von der Mine bis zum Handy nachweisbar. Die Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) und die Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ) hatten schon 2009 ein Analyse-Verfahren entwickelt, das Produktions- und Handelswege transparent machen sollte. Dadurch sollen sich Hersteller für Rohstoffe aus nachgewiesermaßen unbedenklicher Förderung entscheiden können. Auch über das Bonner International Center for Conversion lässt sich jederzeit die aktuelle Konflikt-Einschätzung und Konfliktpotential für ein Land einsehen.
Und in der Praxis?
Im März 2017 hatte das EU-Parlament in Straßburg mit großer Mehrheit eine Verordnung zu Konfliktrohstoffen zugestimmt. Die Verordnung gibt verbindliche Sorgfaltspflichten beim Rohstoffbezug für Unternehmen und Händler vor, die bestimmte Mineralien und Metalle in den EU-Markt einführen. Nachweisen müssen Unternehmen erst ab 2021, dass sie die Verordnung auch umsetzen. Praktisch werden bis heute immer wieder die lebensgefährlichen Bedingungen angeprangert, unter denen zum Beispiel in der Republik Kongo neben Erwachsenen auch Kinder in ungesicherten Stollen nach Tantal graben.
Ob Smartphone-Nutzerinnen und -Nutzer die Konsequenzen einer von Anfang an Anfang fairen Produktionskette tragen würden, also höhere Preise – angefangen von den Bedingungen im Erzabbau, mit Arbeitsschutzmaßnahmen, Sozialleistungen und all dem, was Arbeitnehmern hierzulande heilig ist, sowie Berücksichtung ökologischer Aspekte vor Ort – das steht noch einmal auf einem ganz anderen Blatt.
Dieses Thema im Programm:LexiTV: Nachhaltigkeit | 21. September 2017 | 15:00 Uhr