Vögel an der Wasserstelle
Bildrechte: Sophie Mildner

Stunde der Gartenvögel In Sachsen und Sachsen-Anhalt tanzen Star und Amsel aus der Reihe

10. Mai 2025, 13:11 Uhr

Raus in den Park und Vögel zählen. Am Wochenende können Sie auf diese Weise beim Erholen zum Forscher werden. Es ist wieder Stunde der Gartenvögel. Und dieses Mal sollten sie besonders auf die Amseln und Stare achten – nicht nur, weil sie in Sachsen und Sachsen-Anhalt aus der Reihe tanzen.

Stunde der Gartenvögel – falls Sie noch nie davon gehört haben, dann können Sie jetzt noch etwas lernen. Es ist eines der größten Events für Citizen Scientists, also Menschen, die sich gern als Hobbyforscher betätigen. Im vergangenen Jahr waren das bundesweit immerhin 58.928 Vogelfreunde und -freundinnen, die eine Stunde lang in Gärten und Parks oder auch einfach nur vom Balkon aus Vögel beobachtet und gezählt haben. Der Naturschutzbund Nabu möchte so nicht nur für die Natur begeistern, sondern auch herausfinden, wie es den Vögeln geht, wie sich die Bestände verändern. "Das ist bereits unsere 21. Gartenvogelzählung. Über die vielen Jahre ist ein einzigartiger Datenbestand zu den Vogelarten im Siedlungsraum in ganz Deutschland entstanden. Auf Grundlage der festgestellten Beobachtungstrends können wir Arten gezielt schützen", sagt Maria Vlaic, Vorsitzende des NABU Sachsen.

Wie geht es den Amseln?

Und wenn gezählt wird, dann gibt es natürlich Ergebnisse. 2024 sahen sie wie folgt aus. Die Top 5 der Vögel, die bundesweit gezählt wurden, waren: Haussperling, Amsel, Kohlmeise, Star, Blaumeise. Auch in Thüringen lagen die fünf auf genau diesen Plätzen. In Sachsen und Sachsen-Anhalt dagegen tanzten Star und Amsel ein wenig aus der Reihe. Die Top 5 dort waren: Haussperling, Star, Kohlmeise, Amsel, Blaumeise.  Den Amseln gilt in diesem Jahr auch das besondere Augenmerk der Naturschützer. "Im vergangenen Sommer haben wir Hinweise erhalten, dass sich das tödliche Usutu-Virus wieder stärker in den Populationen ausgebreitet hat. Wir wollen sehen, ob und in welchen Regionen genau sich das in den Meldungen von Amseln niederschlägt", so Vlaic. So waren bei der "Stunde der Wintervögel" in Sachsen im Januar 18 Prozent weniger Amseln gesichtet worden. Aber auch bei vielen anderen Vögeln zeigt sich seit Jahren ein rückläufiger Trend, was man leicht an den Ergebnistabellen erkennen kann.

Die Stare schließen Freundschaften

Der Blick auf die Stare lohnt sich nicht nur wegen ihres schimmernden Gefieders. Forschende habe jetzt herausgefunden, dass die Tiere, von denen wir bisher immer dachten, sie sind vor allem gut im Imitieren von Tönen aller Art, noch andere erstaunliche Fähigkeiten besitzen. "Starengesellschaften sind nicht nur einfache Familien, sie sind viel komplexer und bestehen aus einer Mischung verwandter und nicht verwandter Individuen, die zusammenleben, ganz ähnlich wie Menschen." Das sagt Dustin Rubenstein, Professor an der Columbia University (USA) und Experte für Tierverhalten. Er hat bei einer Studie über afrikanische Stare herausgefunden, dass sie "Reziprozität" zeigen. Mit anderen Worten: sie helfen einander in der Erwartung, dass der Gefallen irgendwann erwidert wird.

Ein Sperlingsvogel 43 min
Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Naturfilme Sa 27.04.2024 13:15Uhr 43:05 min

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Video

Dafür hat das Team von Rubenstein über 20 Jahre lang tausende von Interaktionen zwischen den Staren untersucht. Die Verhaltens- und Genetikdaten stammten aus 40 Brutperioden. So konnten die Forschenden die Verwandtschaft nachweisen und zeigen: Die Stare helfen zuerst in der Familie, aber auch häufig und konsequent bestimmten nicht verwandten Vögeln, selbst wenn Verwandte zur Verfügung standen. Rubensteins Fazit: "Viele dieser Vögel schließen im Laufe der Zeit Freundschaften." Jetzt will das Team untersuchen, "wie diese Beziehungen entstehen, wie lange sie halten und warum manche Beziehungen stabil bleiben, während andere zerbrechen".

Vögel erkennen – geht auch am Sound

Wenn Sie jetzt sagen, "da könnte man ja mal mitmachen, aber wie unterscheide ich denn die Tiere", dann kommen hier zwei Tipps. Zum einen hat der Nabu jede Menge Informationen zusammengetragen, die Ihnen bei der Bestimmung helfen. Folgen Sie einfach dem Link zum Vogeltrainer. Und zum anderen lassen sich viele Vögel auch am Gesang erkennen. Dabei bekommen Sie Unterstützung von der TU Chemnitz, die die App Birdnet betreibt. Mit Ihrem Smartphone können Sie so tausende von Vögeln erkennen.

Singendes Männchen der Gattung Dorngrasmücke (Sylvia communis) auf einer Brombeerrute 2 min
Bildrechte: IMAGO/BIA

Mo 29.03.2021 13:25Uhr 02:04 min

https://www.mdr.de/wissen/videos/aktuell/bird-net-vogelstimmen-bestimmen-birdnet-app-100.html

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Singendes Männchen der Gattung Dorngrasmücke (Sylvia communis) auf einer Brombeerrute 2 min
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Mo 29.03.2021 13:25Uhr 02:04 min

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Links/Studien

Alles zur Stunde der Gartenvögel beim Nabu.
Die Studie der Clumbia University "A cryptic role for reciprocal helping in a cooperatively breeding bird" ist in nature erschienen.

Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | Singvögel in Not | 27. April 2025 | 13:15 Uhr

4 Kommentare

Anni22 vor 4 Tagen

@ MuP Also in der richtigen Natur braucht es keine Nistkästen. Diese müssen wenn schon richtig angebracht werden und auch gereinigt werden. Sonst schaden die eher.

MDR-Team vor 4 Tagen

Hallo "MamaundPapa",
vielen Dank für Ihren spannenden Bericht. Schade, dass die Stare die Nistkästen nicht nutzen, aber vielleicht klappt’s ja nächstes Jahr. Der Star mit Ring deutet auf ein wissenschaftlich beringtes Tier hin. Sie können solche Sichtungen melden, z. B. über die Website der Vogelwarte (https://www.vogelschutzwarte-neschwitz.sachsen.de/beringungen-und-ablesungen-melden-4098.html) – das hilft der Forschung.
Gezählt werden alle sichtbaren Vogelarten im Garten oder Park, auch Greifvögel.
Grundsätzlich ist es erlaubt Nistkästen in freier Natur anzubringen, wenn Sie private Grundstücke oder öffentlich zugängliche Bereiche wie Parks nutzen. In Naturschutzgebieten oder an Bäumen im öffentlichen Wald sollten Sie sich vorher bei der zuständigen Naturschutzbehörde oder dem Forstamt erkundigen. Achten Sie immer auf artgerechte Anbringung und Pflege.
Freundliche Grüße vom MDR WISSEN-Team

MamaundPapa vor 4 Tagen

Guten Tag,
wir beobachten in unseren Garten immer weniger Finken. Dafür nisten vermehrt der Gartenrotschwanz und das Rotkehlchen. Die Stare nehmen dieses Jahr keinen von den vielen angebotenen Nistkästen an (leider). Mein Mann hat sechs Nistkästen auf dem Grundstück verteilt. Auch für Schwalben sind Nistmöglichkeiten vorhanden, aber sie trauen sich nicht ganz.
Eine Beobachtung: ein Star trägt einen Ring. So gesehen zum ersten Mal.
Zählt man die Wild tauben, Elster, Krähen, Milan, Falke auch mit?
Darf man Nistkästen in der freien Natur anbringen?

Danke

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