Wissen-News Entspannteres Leben: Tiere auf Inseln sind langsamer
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10. September 2024, 11:15 Uhr
Wenn Tiere auf Inseln leben, haben sie weniger Konkurrenz, weniger Fressfeinde, aber oft auch nur ein begrenztes Nahrungsangebot. Also passen sie sich an, bis hin zu einem veränderten Stoffwechsel, wie ein internationales Team unter Beteiligung der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU) herausgefunden hat.
Dass Tiere auf Inseln größer oder kleiner werden können als ihre Artgenossen auf dem Festland, ist bekannt und wird als "Insel-Zwergwuchs" oder "Insel-Gigantismus" bezeichnet. "Inselwirbeltiere können aber nicht nur solche körperlichen Veränderungen aufweisen. Auch ihre Lebensweise und ihr Stoffwechsel können an das Inselleben angepasst sein", sagt Paläontologe Roberto Rozzi von der MLU. Zusammen mit weiteren Kollegen aus Halle sowie der chinesischen Akademie der Wissenschaften und der Sichuan Agricultural University wertete er Daten von rund 2.800 Tierarten auf Inseln und dem Festland aus und richtete seinen Fokus dabei vor allem auf die Stoffwechsel-Prozesse der Tiere.
Langsamerer Stoffwechsel
Im Ergebnis kommen die Forschenden zu dem Schluss, dass Vögel und Säugetiere auf Inseln tendenziell einen langsameren Stoffwechsel haben und später Nachwuchs bekommen als die artgleichen Tiere auf dem Festland. "Auf unbewohnten Inseln ist das alles von Vorteil“, so Rozzi. Aber er warnt: "Besiedelt der Mensch diesen Lebensraum, sind diese Arten besonders verwundbar: Zwergwuchs und Gigantismus machen Inselbewohner zu besonders leichten Zielen für die Jagd und eingeschleppte Raubtiere. Ihre langsamere Lebensweise erschwert es ihnen, sich schnell von den Veränderungen durch den Menschen und andere Arten zu erholen".
Somit liefere das Forschungsteam wichtige Hinweise für einen effektiven Artenschutz auf Inseln, indem sich so besonders anfällige Arten ausmachen ließen. "Um die verbleibenden Inselarten besser zu schützen, sollte ein guter Artenschutz ihren im Vergleich zu den Festlandverwandten besonderen Eigenschaften Rechnung tragen“. Geschieht das nicht, drohen die Tiere auf den Inseln sehr viel schneller zu verschwinden als ihre Artgenossen an Land.
Links/Studien
Ying Xiong et al. Convergent evolution toward a slow pace of life predisposes insular endotherms to anthropogenic extinctions. https://www.science.org/doi/10.1126/sciadv.adm8240
cd
Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | Elefant, Tiger & Co. | 07. Juni 2024 | 19:50 Uhr