Garten Warum blüht jetzt der Rhododendron?
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02. Dezember 2024, 09:25 Uhr
Der Herbst ist nicht gerade bekannt als große Blütezeit. Wir freuen uns über Winterjasmin, Zaubernuss oder Christrose. Aber wenn dann plötzlich beim Rhododendron die Knospen aufbrechen, reiben sich Gärtnerinnen und Gärtner verwundert die Augen. Denn im November sind die Blüten selten zu sehen.
Eins vorweg: Ja, es gibt Rhododendron-Arten, die im Herbst blühen. Aber um die geht es hier nicht. Und es ist auch kein einzelnes Phänomen in diesen Tagen. Wenigstens aus Sachsen wissen wir, dass es in Niesky passiert ist, von dort haben wir Bilder bekommen. Aber auch in Dresden waren die Blüten zu sehen. "Wir haben hier im Botanischen Garten eine ähnliche Beobachtung gemacht", so Barbara Ditsch, die wissenschaftliche Leiterin des Botanischen Gartens Dresden. "Bei uns blüht auch ein kaukasischer Rhododendron. Eine Sorte, die eigentlich auch erst Ende April normalerweise so richtig in Blüte steht." So etwas passiert immer mal wieder. Auch bei Obstbäumen gibt es im Herbst manchmal eine zweite Blüte, wie zum Beispiel 2022, als wir einen besonders warmen Oktober erlebten.
Knospen sind im Herbst bereits angelegt
"Grundsätzlich muss man wissen, dass die Blütenknospen fürs Frühjahr immer schon im Herbst des Vorjahres angelegt werden", so Ditsch, "bei allen Blütengehölzen, die im zeitigen Frühjahr dann die Blüten bringen." Die Witterung bestimmt dann, wann die Blüten sich weiterentwickeln und öffnen. Und bei Gehölzen, die nicht bei uns heimisch sind, kann es vorkommen, dass sie Temperaturschwankungen falsch einordnen. Nach einer Kälteperiode zum Beispiel mit Frost, also bei den nächsten warmen Temperaturen, wie am vergangenen Wochenende, auf Frühling umschalten und anfangen zu blühen.
Doch es gibt auch noch eine zweite Ursache, warum Pflanzen zu Unzeiten blühen, erklärt Barbara Ditsch. Als Beispiel nennt sie die Rosskastanie. Wenn diese im Sommer von Miniermotten befallen wird und diese die Blätter stark schädigen, kann es sein, "dass die Bäume danach nochmal Blätter und Blüten neu treiben. Das ist dann so eine Art Nottrieb." Aber diese Erklärung gilt für den Rhododendron eher nicht, denn für die Pflanzen war 2024 kein Stressjahr. Die Pflanzen richten sich immer nach den Wetterverhältnissen und dem Licht. Das sieht Ditsch als Hauptgrund für die Blüten jetzt im November. Der Klimawandel hat damit aktuell wenig zu tun.
Herausforderung Klimawandel
Doch die Herausforderungen, die sich damit stellen, sind ungleich größer. Wenn der Klimawandel so fortschreitet wie bisher, dann werden wir nicht nur andere Blühverhältnisse haben, so Ditsch. "Das hat ganz massive Auswirkungen auf die Vegetation, sowohl in der freien Natur, aber auch auf Gartenpflanzen." Im Botanischen Garten Dresden kann man das ganz konkret anschauen. "Wir haben zum Beispiel mittlerweile Granatapfel aus dem Mittelmeergebiet ausgepflanzt, wir haben Zistrosen aus dem Mittelmeergebiet ausgepflanzt. Das hätte man vor 30 Jahren noch nicht gewagt."
Für alle Fälle, und das sagt Ditsch auch in Richtung der Hobbygärtner, fährt der Botanische Garten aber zweigleisig. Das heißt: Nicht alle dieser südlichen Pflanzen werden ins Beet gestellt, viele bleiben auch im Kübel und kommen im Winter ins Warme. Denn Klimaerwärmung bedeute zwar steigende Temperaturen, so Ditsch, aber Extreme sind natürlich immer möglich. Die Klimaforschung geht davon aus, dass sie immer häufiger auftreten. Und so sei man nie sicher, ob nicht in fünf oder zehn Jahren irgendwann doch noch einmal so ein Minus-20-Grad-Winter kommt. "Und der macht dann diesen Gehölzen natürlich wieder den Garaus."
Werden Sie Hobbyforscher!
Barbara Ditsch hat aber noch einen Tipp in Richtung der Gärtnerinnen und Gärtner. "Für denjenigen, der die Pflanzen nun hat, kann es durchaus interessant sein, solche Besonderheiten einfach zu notieren", sagt sie. Denn die Erfahrung lehrt uns, dass wir solche Dinge gern vergessen bzw. in fünf oder zehn Jahren nicht mehr wissen, wann genau das passiert ist. Zumal, wenn es häufiger vorkommt, so die Biologin, und man dann sehen könnte, dass es jetzt wirklich alle drei oder vier Jahre passiert. "Das würde ich für einen wissenschaftlich sehr interessanten Ansatz halten."